Bis vor wenigen Jahren wurde der Kranich bei uns nur selten beobachtet, schreibt die Vogelwarte Sempach. Die Schweiz lag nicht auf seiner Flugroute nach Süden. Vor dreizehn Jahren aber seien im Herbst rund zehnmal mehr Kraniche beobachtet worden als sonst, heisst es in der Mitteilung.
Die Vogelwarte Sempach vermutet, dass damals ein Teil der Kraniche, die normalerweise über den ungarischen Nationalpark Hortobágy und dann über Italien nach Nordafrika ziehen, ihre Route geändert haben. Sie flogen nicht über Italien nach Nordafrika, sondern über die südfranzösische Camargue nach Spanien.
Schwarm mit 800 Vögeln
Im Jahr 2011 wurde diese Routenänderung vermutlich durch starke Ostwinde begünstigt. Auch 2012 wurde die neue Zugroute stark genutzt. Die Grossvögel scheinen Gefallen an der neuen Zugroute gefunden zu haben, die Zahl der während der Zugzeit beobachteten Kraniche ist seitdem hoch.
Kraniche fliegen in Gruppen gemeinsam in den Süden.
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So viele Kraniche wie in diesem Herbst seien aber noch nie gesehen worden, schreibt die Vogelwarte Sempach. In diesem Jahr wurden bereits mehrere grosse Trupps der imposanten Vögel beobachtet.
Der grösste bisher beobachtete Trupp bestand laut Mitteilung aus 800 Vögeln. «Kraniche haben keine genetisch definierten Zugrouten, die erfahrenen Tiere geben ihr Wissen an die anderen weiter», schreibt die Vogelwarte Sempach. Sie seien aber für ihre traditionellen Zugrouten bekannt.
Chancen stehen gut
Wie die Vogelwarte schreibt, führt die westliche Zugroute von Skandinavien und Nordosteuropa in einem sehr schmalen Korridor nach Südwesten und endet in Spanien. Eine weitere Route führt von Finnland über Ungarn und Italien nach Nordafrika.
Da diese Hauptzugrouten sehr schmal sind, wurde der Kranich bei uns bis vor wenigen Jahren nur selten als Durchzügler beobachtet. Mit der Änderung der Zugroute über Mitteleuropa vor 13 Jahren stehen die Chancen gut, die Zugvögel vermehrt in der Schweiz beobachten zu können.
Während des Zuges rastet der Kranich häufig auf Feldern und übernachtet an störungsfreien Gewässern.
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Was frisst eigentlich ein Kranich und wie lebt er?
Der Kranich ist grösser als ein Weissstorch. Sein Gefieder ist überwiegend in einem hellen Blaugrau. Auffällig sind die langen, schwarz zulaufenden Schirmfedern, die buschig über den Bürzel hinausragen. Kopf und Hals sind schwarz-weiss, und auf dem Kopf befindet sich eine unbefiederte rote Kappe. Der Mantel ist während der Brutzeit rostbraun gefärbt.
Eckdaten rund um den Kranich:
- Länge: 0,96-1,19 m
- Flügel-Spannweite: 1,80-2,22 m Gewicht: 4-7kg
- Nahrung: Insekten, Pflanzen, Samen
- Lebensraum: Kulturland, Feuchtgebiete
- Zugverhalten: überwiegend Kurzstreckenzieher
Während der Balz und auch bei Aufregung führen die Kraniche besondere Tänze vor, bei denen sie die Köpfe und Schnäbel hoch in die Luft recken und ihre trompetenden Rufe von sich geben. Sie bauen ihre Nester bevorzugt umgeben von Wasser und polstern sie mit viel Pflanzenmaterial aus. Sie legen zwei Eier pro Jahr. Nach einer Brutdauer von 28-30 Tagen schlüpfen die Küken. Beide Elternteile kümmern sich um die Jungen.
Der Kranich brütet versteckt in Feuchtgebieten und Mooren am Boden. Sein Verbreitungsgebiet in Europa erstreckt sich vor allem über den Norden und Nordosten. Während des Zuges rastet er häufig auf Feldern und übernachtet an störungsfreien Gewässern. Der Kranich ernährt sich von Insekten, Pflanzen und Samen. pd/ats