Scharfe Kritik am Vorgehen des VfL Wolfsburg, der seit dem 9. April auf eine «kuhmilchfreie Zukunft» setzt, haben die Freien Bauern geübt. Sie forderten vom VW-Konzern eine Entschuldigung und sprachen von einer «Verleumdung der bäuerlichen Tierhalter». Der Verein ruderte inzwischen zurück.
Bereits Ende März hatte der deutsche Bundesligist angekündigt, in der Partie gegen Arminia Bielefeld nur noch pflanzliche Alternativen des schwedischen Unternehmens Oatly im Rahmen seiner «Race-to-Zero»-Initiative anstelle von Kuhmilch zu verwenden.
«Milchfreier VfL»
Damit sollten gemeinsam ein wichtiges Zeichen gesetzt und eine klimafreundliche und nachhaltige Ernährungsform sowie ein erweitertes pflanzenbasiertes Produkt in den Fokus gerückt werden, erklärte der Fussballverein. Der schwedische Hersteller ist neu strategischer Partner des VfL Wolfsburg. «Es macht uns besonders stolz, dass sich ein Bundesligist zu einer klimafreundlicheren Ernährung ohne Kuhmilch bekennt», liess Oatly-Geschäftsführer Helge Weitz in einer Mitteilung verlauten.
zvg
Der Fussballclub schlug in dieselbe Kerbe. «Mit der Aktion ‘milchfreier VfL‘ setzen wir gemeinsam ein wichtiges Zeichen, wie einfach es sein kann, einen kleinen Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft zu leisten. Unsere Fans und Partner können sich auf spannende Projekte mit Oatly freuen und wir sind gespannt auf die gemeinsame Entwicklung in den kommenden Jahren», sagte VfL-Geschäftsführer Michael Meeske Ende März 2022.
In einem ersten Schritt sollten rund um die «Volkswagen Arena» und das «AOK-Stadion» die reine Kuhmilch durch die Haferdrinks von Oatly ersetzt werden. Der Wechsel sollte für Profis wie die Schweizer Nationalspieler Renato Steffen und Kevin Mbabu wie auch die Fans gelten.
Druck von Politik und Wirtschaft
Doch der VfL Wolfsburg hatte seine Pläne inzwischen revidiert. Dies deshalb, weil aus Wirtschaft und Politik harsche Kritik geäussert wurde. Denn die Vereinbarung mit Oatly löste viel Echo aus. Laut der «Neue Osnabrücker Zeitung» kündigte ein Butterproduzent aus dem Bundesland Niedersachsen indirekt mit einem Boykott des VfL-Besitzers Volkswagen an. Die Agrarministerin von Niedersachsen, Barbara Otte-Kinast (CDU), sagte zur Zeitung: «Die Hoffnung des VfL, mithilfe eines klaren Bekenntnisses zu einem bestimmten Ernährungsstil mehr Zuschauer anzusprechen, ist fragwürdig.»
Bauernpräsident Holger Hennies bezeichnete den angekündigten Milchverzicht als «böse Grätsche». «Man kann die Klimabilanz des Eiweissträgers Kuhmilch nicht ohne Weiteres mit weissem Wasser vergleichen», sagte Hennies. Der Verband der Milcherzeuger in Bayern (VMB) kritisierte den Entscheid des Fussballclubs ebenfalls: «Ob die Wolfsburger Kicker, die ja als oberstes Ziel die Teilnahme an internationalen Wettbewerben anstreben, ihre Dienstreisen zukünftig unter den gleichen Massstäben planen und auch da die Klimabilanz im Auge haben, wird kritisch zu beobachten sein.»
Für den VfL Wolfsburg wurde die Angelegenheit zu delikat. Er liess verlauten, dass es auch weiterhin echte Milch im Stadion geben werde. Man sei eben nur missverstanden worden. Nun gibt es neben dem Haferdrink aus weiterhin Kuhmilch im Angebot.
«VW-Chef soll sich entschuldigen»
Die Freien Bauern sind aber immer noch verärgert. «Mit der billigen Marketing-Lüge, tierische Produkte seien pauschal klimaschädlich, betreibt der Abgas-Betrüger Volkswagen Greenwashing auf Kosten der vielen redlichen Bauernfamilien, die Nutztiere halten und unsere Bevölkerung in der Krise mit hochwertigen Lebensmitteln versorgen», teilte die Interessenorganisation am 14. April mit.
Schweinemäster Cord Meyer lädt VW-Konzernchef Herbert Diess auf seinen Hof ein. Meyer will Diess über die Bedeutung der bäuerlichen Tierhaltung für natürliche Stoffkreisläufe und regionale Wertschöpfung aufklären. «Der Manager eines Unternehmens, das massenhaft Treibhausgase freisetzt, sollte sich mit der Kohlendioxidspeicherung durch Photosynthese auseinandersetzen, um zu verstehen, weshalb die Landwirtschaft inklusive Futterbau für Tiere weitgehend klimaneutral arbeitet», sagt Meyer. Sollte sich der VW-Chef nicht entschuldigen, droht Meyer mit einem «volkswagenfreien ländlichen Raum».
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