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«Dieser Wald ist unser Leben»

am 9. August ist Tag der indigenen Völker: Die Vereinten Nationen wollen damit die vielen verschiedenen Ethnien der Welt feiern. Und deren Leistungen, etwa zum Umweltschutz. Immerhin stellen sie fünf Prozent der Weltbevölkerung.

 

am 9. August ist Tag der indigenen Völker: Die Vereinten Nationen wollen damit die vielen verschiedenen Ethnien der Welt feiern. Und deren Leistungen, etwa zum Umweltschutz. Immerhin stellen sie fünf Prozent der Weltbevölkerung.

Klar kennt er das Grossstadtleben, sagt der 15-jährige Sigonda Seth. Damit meint er Sablayan mit ein paar Tausend Einwohnern. Der Ort ist eine Autostunde von der Strasse entfernt, die von seinem Dorf aus nur nach einstündigem Fussmarsch über einen Trampelpfad über den Berg zu erreichen ist.

Philippinisches Urvolk

Da sei es schon schön, so sauber, weil die Strassen Asphalt hätten, und es sei viel los, Geschäfte und so. Leben will er da aber nicht, sagt er bestimmt. Sigonda gehört zum Volk der Mangyan. Er lebt mit seiner Familie in einer Bambushütte in Mayba, auf der philippinischen Insel Mindoro.

Mit dem Internationalen Tag der indigenen Völker an diesem Sonntag feiern die Vereinten Nationen die bunte Vielfalt der Menschheit und mahnen Regierungen, die Rechte aller Ureinwohner zu respektieren. Oft prallen aber traditionelle Werte und modernes Leben aufeinander. Wie in Mindoro auf den Philippinen. Dort ist es ein Nickel-Bergwerk, das die Mangyan zu schwierigen Entscheidungen zwingt.

Die Mangyan, einige Zehntausend Menschen, leben in den Bergen. Viele sind Nomaden und ziehen je nach Jahreszeit und Pflanzzyklus um. Manche Clans lehnen Kontakt zur Aussenwelt ab. Einige bauen Maniok, Süsskartoffeln und Bananen an und strecken die Fühler aus. Ein Handy, sagt Lonito Dassa, einer der Stammesälteren aus der Gegend, das würde auch er schon mal gerne ausprobieren. Er hat die jungen Leute gesehen, die darauf Spiele machen und Fotos. Empfang gibt es in Mayba nicht.

Eine Strasse wäre nicht schlecht

Eine Strasse, sagt ein anderer, Simon Rubin, das wäre auch nicht schlecht. «Dann müssen die Kinder die Bananenstauden nicht ewig bis zur Strasse schleppen. Sie machen sich dabei ja den Rücken kaputt.» Aber dann sind sich alle einig hier: «Wir sind bescheiden und zufrieden, eigentlich wollen wir so leben wie bisher.» Einer der Stammesältesten ist im Lendenschurz gekommen.

Sie haben alle von dem Nickel-Projekt gehört. Intex, eine norwegische Firma, will das Bergwerk bauen. Die Mangyan haben Angst. Bergwerke, da wird der Berg abgetragen, die Flüsse werden verseucht und am Ende ist das Land unbrauchbar, so haben sie es gehört.

 

Internationaler Tag der indigenen Völker

In weltweit rund 90 Staaten leben nach UNO-Angaben zusammen mehr als 370 Millionen Ureinwohner. In vielen Ländern sind Angehörige der rund 5000 indigenen Völker (vom lateinischen «indigenus» für einheimisch, eingeboren) in der Minderheit.

Oft sind sie weitgehend vom politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben ausgeschlossen. Viele indigene Völker leiden unter Diskriminierung, unzureichender Bildung und extremer Armut. Ureinwohner stellen rund fünf Prozent der Weltbevölkerung, aber 15 Prozent der in Armut lebenden Menschen. Seit 1994 erinnern die Vereinten Nationen jährlich am 9. August an ihre Lebensumstände. sda

 

Intex gibt sich als Partner

«Dieser Wald, das ist unser Leben», sagt Dassa und die anderen nicken. «Es ist die Schule für unsere Kinder, es ist unsere Apotheke. Wir müssen ihn für unsere Kinder und deren Kinder erhalten.» Intex gibt sich als engagierter Partner. «Wir bieten umsonst Gesundheitsversorgung, wir haben Wasserleitungen installiert, 2900 Familien bekommen jetzt sauberes Trinkwasser. Wir haben zwei Schulen gebaut, mit Inventar, wir haben Material gestiftet», sagt Joselito Bacani, Präsident der Intex-Niederlassung auf den Philippinen.

Rund 1000 Mangyan hätten an Ausbildungskursen teilgenommen, Anbaumethoden, Umweltschutz, Buchhaltung etwa, Fischverarbeitung, Kompostieren, Pflanzenmedizin herstellen. Das Nickel-Projekt schaffe 8000 Arbeitsplätze. «Aber haben wir da irgendeine Chance?», fragt Simon Rubin. «Die meisten von uns können ja noch nicht einmal Auto fahren.»

Indigene Völker stellen fünf Prozent

Nach UNO-Angaben sind etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung Angehörige indigener Völker, 370 Millionen Menschen in 90 Ländern, die 4000 Sprachen sprechen. 70 Prozent leben in Asien. Als indigene Völker gelten Gruppen, die meist als Minderheit unter anderen Völkern in einer Region leben und eine eigene Sprache und Tradition haben.

Ein UNO-Forum indigener Völker kümmert sich. Es verlangt etwa Massnahmen zum Erhalt aussterbender Sprachen. Es ruft auf, Artefakte zurückzugeben, die Weltentdecker im 18. und 19. Jahrhundert als Kuriositäten für Museen in ihrer Heimat mitnahmen. Es bekräftigt, dass Projekte wie das Intex-Bergwerk nur mit der vorherigen Zustimmung der betroffenen indigenen Bevölkerung genehmigt werden.

Dieses Land gehört Gott

Der Rat der Mangyan-Stämme (Paksakami) hat sich geschlossen gegen das Bergwerk ausgesprochen, wie der Vorsitzende Nestor Liboro sagt. «Dieses Land gehört Gott, wir sind nur die Statthalter, und wir müssen es der nächsten Generation intakt übergeben.»

«Wir verstehen nicht viel von Bergwerken, wir verlassen uns auf das, was Paksakami sagt», sagt ein Dorfvorsteher in der Ortschaft Banban, Artemio Enano. Aber sein Kollege, Mario Daguhoy, sagt: «Ich war schon einmal auf einer Insel, da ist ein Bergwerk. Den Leuten geht es viel besser, die haben jetzt eine richtige Stadt, die Schule hat sogar zwei Etagen.»

Es gibt Spannungen

Nestor räumt ein, dass es Spannungen gibt: «Manchmal prallen die Generationen aufeinander. Oft sind die Jüngeren eher für solche Projekte», sagt er. «Heutzutage sind junge Leute individualistischer. Oft opponieren sie gegen die Älteren, sie kommen mit neuen Ideen und fragen: Wenn hier alles so bleibt, wie es ist, wo bekommen wir dann Handys her?»

«Reichtum, was ist das schon?», sagt der Stammesälteste Dassa. «Kein Land der Welt kann je so reich sein wie das Gebiet, auf dem unsere Vorfahren seit Jahrtausenden gelebt haben.»

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