Italienische Lebensmittel erfahren international eine immer höhere Wertschätzung. Das belegt der stetige Anstieg der Agrarexporte des Mittelmeerlandes. Laut einer Marktrecherche der Unternehmerberatung The European House - Ambrosetti (TEHA) erreichten die Agrarausfuhren 2023 einen neuen Rekordwert von 62,2 Mrd. Euro (rund 60 Milliarden Franken).
Seit 2010 sind die Exporte pro Jahr im Schnitt um 6,4% gewachsen. Sorgen bereitet den Italienern allerdings das sogenannte „Italian Sounding“. Dabei geht es um das Marketing mit italienisch anmutendem Text, Bildern, Farben und geografischen Referenzen für Produkte, die nicht original aus Italien stammen.
Konsumenten werden in die Irre geführt
Nach Angaben der Unternehmensberatung werden so die Verbraucher in die Irre geführt. Ausserdem entstehe durch dieses Vorgehen ein hoher wirtschaftlicher Schaden, da die „Italian Sounding-Produkte“ die Nachfrage nach original italienischer Ware verringerten und damit die Verkaufszahlen und die Exporteinkünfte schmälerten. Um das Ausmass dieser Konsumententäuschung zu quantifizieren, hat TEHA eine Schätzung vorgelegt, die auf einem Quantifizierungsmodell beruht, ergänzt durch die Koeffizienten, die aus einer Umfrage bei internationalen Einzelhändlern abgeleitet wurden.
Zum Post unten: Dieser «Grattigiato Fresco» (Italienisch für «Frisch Geriebener») stamme aus der Tschechischen Republik.
Packaging “italiano” ma poi…Comprato oggi in un minimarket italiano che si approvvigiona direttamente in Italia.Quindi questo gioiello della piú antica tradizione italiana made nella Repubblica Ceca circola anche nel Bel Paese. #italiansoundingpic.twitter.com/BHhgejPtyP
— Jeanne Perego 🥨 (@jeperego) May 3, 2023
Laut dem Bericht belief sich allein im Jahr 2023 der Gesamtschaden, der durch das «Italian Sounding» verursacht wurde, auf 98 Mrd. Euro (rund 95 Milliarden Franken). Das wäre rund das Anderthalbfache des gesamten Agrarexportwerts Italiens. Von der Unternehmensberatung wurde versucht, das Phänomens auf den Teil zu beschränken, der von der italienischen Lieferkette «zurückgewonnen» werden kann. Dieses sogenannte «erreichbare Italian Sounding» wird auf 63 Mrd. Euro geschätzt (rund 60 Milliarden Franken), entspricht also dem Wert aller exportierten Agrargüter.
Immer mehr wollen Originalprodukte
Zu den Ländern, die dem Italian Sounding-Phänomen besonders ausgesetzt sind, zählen dem Bericht zufolge Japan, Brasilien und Deutschland. Festzustellen sei, dass es den Kunden, die diese Produkte kaufen, nicht nur um den Geschmack, sondern auch um den Preis gehe.
«Die Italian Sounding-Produkte sind in der Regel um 57% billiger als die Originalprodukte», so TEHA. In den USA könne Parmesankäse um die 38% weniger kosten, und Teigwaren seien um 58% günstiger. In der Studie wurde aber auch ermittelt, dass mittlerweile immer mehr Käufer die Originalprodukte wollen, ungeachtet ihres höheren Preises. In Deutschland seien es 72% der Kunden, in den USA 63% und in Frankreich 62,6%.