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Digitalisierung stärkt Lohnunternehmen

Der landwirtschaftliche Familienbetrieb ist das Rückgrat des Schweizer Agrarsektors. Eine neu erschienene Studie von der Forschungsanstalt Agroscope untersucht, inwieweit die Digitalisierung die Gewichte im institutionellen Gefüge der Landwirtschaft verschieben wird.

Heute vereine der landwirtschaftliche Betrieb zwei wichtige Funktionen. «Einerseits werden wichtige Produktionsentscheidungen getroffen, andererseits werden sie auch umgesetzt, indem beispielsweise gesät, gedüngt und geerntet wird», schreiben die Forschenden.

Sowohl neue, arbeitssparende Technologien als auch Prozesse der Integration von Wertschöpfungsketten stellen infrage, inwieweit diese beiden wichtigen Funktionen zukünftig immer an den landwirtschaftlichen Betrieb gebunden sein werden. Das hat Agroscope in einer Studie untersucht.

Einfluss der Ernährungsindustrie steigt

Bereits heute nehmen die Unternehmen im Ernährungssektor immer stärkeren Einfluss auf die Produktionsverfahren, die zum Einsatz kommen. Ein Beispiel ist die Geflügelproduktion: Viele Betriebe sind heute an Verträge mit Integratoren wie Coop und Migros gebunden, die die Auswahl der Küken, die Mastdauer und das eingesetzte Futter vorschreiben.

Die internationale Forschung zu diesem Thema zeigt deutlich: Betriebe, die sich in eine solche «vertikale Integration» begeben, sind wirtschaftlich erfolgreicher als unabhängig produzierende Betriebe. «Und so wird der Einfluss der Ernährungsindustrie auf die Entscheidungen zu Produktionsverfahren weiter zunehmen», folgern die Forscher.

Wandel des Berufsbilds

In der Produktion selbst ist zu beobachten, dass die eingesetzte Technik immer aufwändiger und teurer wird und immer weniger direkten menschlichen Einsatz erfordert. «Beide Entwicklungen stärken die Rolle von Lohnunternehmen, die sich auch umfangreiche Investitionen leisten können», schreibt Agroscope.

In den USA sind selbstfahrende Traktoren bereits zugelassen, und wenn sie auf Schweizer Äckern Einzug halten, wird es wahrscheinlich oft der Schlepper des Lohnunternehmens sein, der pflügt und düngt, mutmassen die Forscher. «Zum einen nehmen die Managementaufgaben von Landwirtinnen und Landwirten zu, zum anderen erhalten sie zusätzliche Freiheiten, da sie weniger an spezifische Arbeitsabläufe auf ihren Betrieben gebunden sein werden», heisst es weiter. Dieser Aspekt sei gerade auch für die Hofnachfolge wichtig.

Bauernhof nicht mehr dominierende Betriebsform

Die Betriebsleitenden hätten zwar auch die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, was sie anbauten und wie sie die Felder bewirtschafteten. «In sehr vielen Fällen werden sie es jedoch vorziehen, diese Entscheidungen zu übertragen, sei es an ihre Industriepartner, an Lohnunternehmer oder an Unternehmen, die sich auf die landwirtschaftliche Bewirtschaftung spezialisiert haben», heisst es in der Studie.

Es sei unwahrscheinlich, dass der Bauernhof in den kommenden Jahrhunderten die dominierende Betriebsform für die landwirtschaftliche Produktion sein werde. «Je mehr Ressourcen zur Verfügung stehen, um die Digitalisierung der Landwirtschaft und die Entwicklung der vertikalen Integration voranzutreiben, desto schneller wird sich dies ändern», so die Forschenden. Die Stellung des Bauernhofs werde auf der Nordhalbkugel zu einem früheren Zeitpunkt in Frage gestellt werden als auf der Südhalbkugel.

Fazit

  • Der Beruf des Lohnunternehmers bzw. der Lohnunternehmerin wird an Bedeutung zunehmen. Meist sind es Landwirte, die in diese Branche einsteigen. Gerade für innovative Bäuerinnen und Bauern kann Lohnarbeit ein interessantes Geschäftsfeld sein, das allerdings immer grössere Investitionen und ein ausgeprägtes Technikverständnis erfordert.
  • Betriebe, die Kompetenzen abgeben und sich vertraglich in eine Wertschöpfungskette einfügen, profitieren oft finanziell. Damit steigt der Einfluss der Ernährungsindustrie auf die Produktion.
  • Mit der Digitalisierung ändert sich das Berufsbild der Landwirtinnen und Landwirte. Die Bedeutung von Managementaufgaben nimmt zu. Die ändernden Anforderungen an Betriebsleitende sollten sich in den Lehrplänen widerspiegeln.

-> Die Studie (englisch) ist hier einsehbar

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