Die Sortenorganisation Appenzellerkäse hebt den Käsepreis um 70 Rappen an. Wem kommt davon wie viel zugute? Diese Frage sorgte für Diskussionen und liess die Wogen branchenintern hoch gehen.
Die Preise für Molkereimilch stiegen kontinuierlich an. Und es kann davon ausgegangen werden, dass sie noch weiter steigen. Sie nähern sich jenen Milchpreisen, welche bei der Produktion von Sortenkäse erzielt werden oder haben sie bereits überholt.
Der Druck auf die Sortenkäse steigt damit. Erhöhen sie den Käsepreis nicht, können die Käser nicht mehr konkurrenzfähige Milchpreise bezahlen, was zu Unzufriedenheit der Milchproduzenten führt. Andererseits ist es nicht einfach, Preiserhöhungen am Markt umzusetzen. Nach wie vor ist der Franken-Wechselkurs für den Käseexport unvorteilhaft.
Interne Diskussionen
Die schwierige Situation kriegte auch die Appenzeller Sortenorganisation zu spüren. Die Diskussionen rund um Käsepreiserhöhungen sorgten anfangs für Unmut. In seinem Marktbericht vom 17. Oktober schrieb Hansruedi Aggeler, Inhaber der Caseus Kompetenzzentrum AG: «Beim Appenzeller gehen die Wogen immer noch hoch. Das gegenseitige Vertrauen hat arg gelitten, und das dürfte sich nicht so schnell wieder einrenken.»
Auf Anfrage informierte Aggeler, die Sortenorganisation wolle den Käsepreis anheben. Den grösseren Teil der Preiserhöhung wollten aber offenbar die Milchproduzenten für sich beanspruchen. «Das geht entschieden zu weit und entspricht nicht der Verhandlung», kommentiert Aggeler.
Klärende Gespräche
«Es trifft in der Tat zu, dass die Preiserhöhungsmitteilung unsererseits anscheinend Raum für Interpretation offen liess», schreibt David Vincze, Direktor der Sortenorganisation Appenzeller Käse, auf Anfrage. Er weist auf die angespannte Marktlage und die Währungssituation hin. Diese sei bei über 60% Exportanteil nicht unerheblich. Eine Preiserhöhung umzusetzen, sei daher mit sehr grossen Risiken verbunden.
Offenbar waren nicht alle Branchenpartner mit den von der Sortenorganisation getroffenen Entscheidungen einverstanden. Deshalb wurden vergangene Woche an einer ausser ordentlichen Geschäftsführungs-Sitzung «klärende Gesprächen» geführt, wie Vincze bestätigt.
Preis steigt um 70 Rappen
Am Montag nun konnte Vincze erfreut mitteilen: «Die internen Gespräche haben wir geführt und die Missverständnisse aus der Welt geschafft. Wir haben den Preis des Appenzeller Käses den Marktumständen angepasst und den Käsepreis ab Handel um 70 Rappen je Kilo angehoben.» Dieser Preisaufschlag werde den Marktpreis aber erst auf 2014 beeinflussen.Wie viel der Appenzeller ab Käserei gilt, will die Sortenorganisation jedoch nicht preisgeben.
Wer kriegt wie viel?
Für Unruhe hätten die teils spezifisch zwischen Käser und Produzenten vereinbarten Konditionen gesorgt. Diese müssten jedoch zwischen den Parteien selbst bereinigt werden. Die Sortenorganisation Appenzeller Käse nehme keinen Einfluss auf diese Beziehungen. Von Seiten der Schweizer Milchproduzenten (SMP) wollte man die Situation beim Appenzeller Käse und jene der Appenzeller Milchlieferanten nicht kommentieren.
Laut dem SMP-Milchpreismonitoring erzielten die Appenzellermilchproduzenten im August durchschnittlich rund 69 Rp./kg je Kilo Milch ab Hof respektive 74,5 Rp./kg franko Käserei. Mit welcher Milchpreiserhöhung die Produzenten jetzt rechnen können, war nicht in Erfahrung zu bringen.


