Nicht nur biochemische Signale entscheiden bei Pflanzen, ob sie ein neues Blatt oder einen neuen Trieb bilden. Auch der Druck, der auf die Stängelspitzen wirkt, spielt eine wichtige Rolle, wie Forscher der Universitäten Bern und Freiburg herausgefunden haben.
Neue Triebe und Blätter entstehen bei Pflanzen aus einem Gewebetyp an der Spitze der Stängel. Die Wachstumsvorgänge stehen unter hormoneller Kontrolle - doch das ist nicht alles, wie Forscher um Richard Smith vom Institut für Pflanzenwissenschaft der Universität Bern im Fachmagazin «Science» berichten.
Die Wissenschaftler setzten die Zellen an der Sprossspitze von Pflanzen unterschiedlichem Druck aus, wie die Universität Bern am Donnerstag mitteilte. Mittels einer speziellen Software massen sie die Verformung der Zellen und konnten verfolgen, wie verschiedene Regionen in der Stängelspitze auf Druckveränderungen reagierten und wuchsen.
Es zeigte sich, dass die Zellen unmittelbar auf der Spitze des Sprosses unter Druck nicht nachgeben und somit keine neuen Blätter und Nebentriebe bilden. Die Zellen direkt unterhalb der Spitze dagegen vergrössern sich unter Druck und bilden Ausbuchtungen, die zu neuen Blättern auswachsen.
Laut den Forschern zeigt dies, dass nicht nur genetische Faktoren das Wachstum bei Pflanzen regulieren. Mechanische Eigenschaften der Zellen und der Druck, der auf sie wirkt, bestimmen mit, wo und wann eine Pflanze neue Blätter und Triebe wachsen lassen.


