«Schweizer Bauer»: Sie sind für den «G&G Award» nominiert, was bedeutet Ihnen diese Nomination?
Renzo Blumenthal: Die Nomination bedeutet mir sehr viel. Es ist 20 Jahren her, dass ich den Mister-Schweiz-Titel geholt habe. Mir war es immer ein Anliegen, die landwirtschaftliche und die nicht landwirtschaftliche Bevölkerung zu verbinden und die Landwirtschaft von einer anderen Seite zu zeigen.
Ohne Bauern gibt es kein Essen auf dem Tisch – das muss den Leuten unbedingt bewusst gemacht werden.
Mit welchen Chancen rechnen Sie?
Die Chancen stehen bei 33 Prozent, da es drei Nominierte gibt. Um diese Chancen zu maximieren, müssen wir die Bauern mobilisieren, damit wir viele Stimmen erhalten. Es ist wichtig, dass wir unseren Bauernstand auch in der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung mit Stolz präsentieren und zusammenhalten
Wieso engagieren Sie sich als Brückenbauer?
Wir Bauern werden oft für viele Themen in der Landwirtschaft kritisiert, verurteilt oder von oben herab behandelt. Mir ist es ein grosses Anliegen, zu zeigen, wie wichtig wir eigentlich sind. Ohne Bauern gibt es kein Essen auf dem Tisch – das muss den Leuten unbedingt bewusst gemacht werden. Die Landwirtschaft ist eine der allerwichtigsten Berufsgattungen, die unsere Gesellschaft am Laufen hält. Wenn es uns gelingt, dieses Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen, haben wir eine gute Zukunft vor uns.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie in diesem Zusammenhang in den letzten 20 Jahren besonders geprägt hat?
Ich kann kein einzelnes Erlebnis nennen. Es gab viele kleine Ereignisse, bei denen ich mich präsentiert habe und den Leuten aufgezeigt habe, was man als Landwirt wirklich macht. Ich habe viel mit Menschen ausserhalb der Landwirtschaft zu tun und ihnen immer wieder erklärt, warum wir bestimmte Dinge auf eine bestimmte Weise tun. Bei Abstimmungen habe ich stets ein klares Statement abgegeben. Ich habe keine Scheu, mich als Landwirt zu äussern und mich zu präsentieren.
Was ist Ihr persönliches Ziel?
Aufzuzeigen, dass es uns Bauern überall braucht. Wir dürfen stolz auf das sein, was wir tagtäglich leisten, und das müssen wir auch nach aussen hin zeigen. Wir haben keine Viertagewoche und keine fünf Wochen Ferien. Wir arbeiten sieben Tage die Woche und setzen uns voll und ganz dafür ein, gesunde und qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zu produzieren. Unser Engagement und unsere Arbeit sind unverzichtbar für die Gesellschaft, und das sollte stärker anerkannt und gewürdigt werden.
«G & G Awards»
Die Redaktion von «G & G – Gesichter und Geschichten» (früher «Glanz & Gloria») vergibt auch dieses Jahr wieder die «G & G Awards», diesmal zusammen mit der «Schweizer Illustrierten». In insgesamt fünf Kategorien werden am 1. Februar die besten Gesichter und Geschichten des Jahres 2024 ausgezeichnet.
Mit Renzo Blumenthal ist dieses Jahr in der Kategorie Brückenbauer auch ein Landwirt nominiert. Noch bis am 24. Januar kann online abgestimmt werden. ats
Kürzlich haben Sie nach der Europameisterschaft auch die Swiss Classics gewonnen, was bedeuten Ihnen die Erfolge in der Viehzucht?
Ein weiteres Ziel, das ich mir vor zehn Jahren gesetzt habe, war, eine gute Zucht im Stall zu haben. Heute darf ich auf einige grosse Erfolge zurückblicken. Viehzucht ist meine Leidenschaft – ich bekomme Gänsehaut, wenn ich solche schönen Tiere sehe. Ich freue mich über eine schöne braune Kuh. Es erfüllt mich mit Stolz, wenn ich die Früchte meiner Arbeit in Form gesunder und leistungsstarker Tiere sehe.
Ich werde mein Leben lang auf die braune Kuh setzen.
Weshalb nehmen Sie mit Ihren Tieren an Viehzuchtausstellungen teil?
Weil ich Freude daran haben. Das Treffen von Gleichgesinnten ist immer unglaublich spannend. Die Anspannung und die Hühnerhautmomente die bei einer Viehausstellung aufkommen, die spornen mich an und bereiten mir grosse Freude.
Die BS-Zahlen sind rückläufig, glauben Sie weiterhin an die braune Kuh?
Definitiv. Das ist eine gute Rasse, die sehr langlebig ist und gute Eiweissgehalte hat. Ich werde mein Leben lang auf die braune Kuh setzen.
Die meisten Menschen haben meinen Entscheid, aus der Bioproduktion auszusteigen, verstanden und konnten ihn nachvollziehen.
Ihre Frau hat den Betrieb verlassen. Wie haben Sie sich organisiert, wer arbeitet nun auf dem Hof mit?
Eigentlich habe ich mich gar nicht umorganisiert. Von den Arbeitsabläufen auf dem Hof hat sich nichts verändert, sie hat auf dem Betrieb selber nicht aktiv mitgearbeitet.
Seine Brown Swiss Kühe und die Viehzucht sind nicht nur Renzo Blumethals Alltag, sondern auch seine Leidenschaft.
zvg
Sie sind aus der Bioproduktion ausgestiegen, was für Reaktionen haben Sie erhalten?
Ich habe durchweg nur positive Reaktionen erhalten. Es war eine riesige Geschichte im «Blick». Die meisten Menschen haben meinen Entscheid verstanden und konnten ihn nachvollziehen. Es sind einfach zu viele Vorschriften, die mit der Zielführung meines Betriebs nicht mehr in Einklang standen.
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Austritt auf Ihren Betrieb?
Keine grossen. Der Hof wird genau so weitergeführt wie bisher. Der Ausstieg aus der Bioproduktion hat mir jedoch neue Türen geöffnet, zum Beispiel in der Viehzucht mit Embryotransfer. Auf dem Betrieb können nun auch andere Möglichkeiten wahrgenommen werden, die uns neue Perspektiven und Chancen bieten.
Rentiert Ihr Betrieb mit tieferem Milchpreis, aber mehr Leistung pro Kuh dank intensiverer Fütterung besser? Der Biomilchpreis war ja deutlich besser.
Grundsätzlich schon. Die Leistung hängt sehr viel mit dem Grundfutter zusammen. Im letzten Jahr durften wir bezüglich Grundfutterqualität nicht gerade bluffen. Das Futterbaujahr 2024 war nicht gut, deshalb muss ich da etwas Bescheiden bleiben.
Beenden Sie die Sätze …
Der «G&G Award» ist … wichtig für mich.
Das Braunvieh ist … die beste Rasse der Schweiz.
Landwirtschaft ist … das Wichtigste auf der Welt.
Betriebsspiegel
Der Betrieb von Renzo Blumenthal umfasst 65 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 30 Prozent Ökofläche, 3 ha Mais, 0,5 ha Braugerste. Der Betrieb befindet sich in Vella GR auf 1250 m. ü. M. Es werden 100 Stück Vieh gehalten, davon 40 Milchkühe der Rasse Brown Swiss. Gemolken wird mit einem Roboter von DeLaval. ats
Herr Brunner, Sie können es drehen und wenden wie Sie wollen, die Gesellschaft braucht Bauern.
DAMIT DIE KONSUMENTEN DAS ESSEN BILLIG KAUFEN KÖNNEN! ---> Von den Zahlungen profitiert der Konsument
Die Bauern hätten viel lieber gerechte Produktepreise, dafür keine Zahlungen!
Ja der Renzo.... Mit der Wahrheit nimmt er es nicht immer so genau: Bei der Knospe die Regeln nicht einhalten, bis eine Kontrolle etwas feststellt (Bsp. ET) und ihm den Austritt nahelegt, dann Terrainveränderungen ohne Bewilligung, bis er zum Gemeindevorstand raus muss, usw...
Die Idee vom Botschafter der Landwirtschaft ist ja gar nicht so schlecht. Wenn er aber beim Thema Engagement sich über die Behandlung "von oben herab" stört, sollte er vielleicht zuerst vor der eigenen Tür wischen: Sein Auftreten innerhalb der Bauern Comunity ist oft auch so son oben herab...
Es gibt also noch Potential nach oben!
Und das Essen und Futter, das Saatgut aus dem Ausland wird von unseren bäuerlichen Berufskolegen erzeugt. Oder ist das Ihnen nicht bewusst?