
Das Bier wird zwar nicht mehr mit dem Pferdegespann nach Mollis gebracht. Die Tiere sind trotzdem eindrücklich.
Taria Hösli
15 Jahre Arbeit stecken hinter diesen letzten drei Augusttagen. Angefangen bei der Idee des schwingbegeisterten OK-Präsidenten Jakob Kamm, das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) ins Glarnerland zu holen, über den Zuschlag des Schwingerverbands bis hin zur ausgeklügelten Organisation. Um 10 Uhr wird das 70 Hektaren grosse Festgelände offiziell eröffnet. Am Samstag werden ab 8 Uhr die 274 Schwinger in die grösste temporäre Arena der Welt marschieren.
696 Toiletten
Allein hätte dies Kamm nicht geschafft. Sein Organisationskomitee umfasst heute fast 200 Leute. Hinzu kommen tausende Menschen, die ehrenamtlich mithelfen. 120'000 Stunden Arbeit listete die ESAF-Organisation auf ihrer Webseite auf. Diese freiwilligen Einsätze würden ausserordentlich geschätzt, sagte Kamm im Gespräch mit Keystone-SDA . Er erwähnte als Beispiel 90 Staplerfahrer, die aus der ganzen Schweiz ohne Ansprüche nach Mollis gekommen seien, um zu helfen. Ihr Einsatz wurde von einem Pensionär organisiert, der begeistert vom Schwingen monatelang durchgearbeitet habe.

Das Arena in Mollis ist das mit Abstand grösste Stadion der Schweiz.
Maya Rhyner
Die Liste der Aufgaben war endlos. 1380 Seiten umfassen die gesamte Planung – vom Bodenschutz bis hin zu den 696 Toiletten, die aufgestellt werden.
Längere Perrons und 5400 Liter Schnaps
Auch andere Zahlen beeindrucken:
270'000 Liter Bier und 24'000 Liter Wein werden voraussichtlich konsumiert. Beim Schnaps werden es vermutlich um die 5400 Liter sein. Die Verantwortlichen rechnen mit dem Konsum von 450'000 Würsten und vier Tonnen Ruchbrot. Um morgens in die Gänge zu kommen, planen sie, 125'000 Kaffees bereitzustellen.
Damit das Verkehrschaos in Grenzen gehalten werden kann, wird den Besuchenden geraten, frühzeitig mit dem ÖV anzureisen. Dafür werden längere Züge bereitgestellt, die Perrons am nahegelegenen Bahnhof Näfels-Mollis sind dafür extra verlängert worden. Auch der seit 2013 stillgelegte Bahnhof Weesen wurde temporär geöffnet und entsprechend ausgebaut.
500 Extrazüge und Strassensperrungen
Mit 500 Extrazügen wollen die SBB und die Südostbahn die Besuchenden ans ESAF bringen. 170'000 Sitzplätze bieten die Züge. Der Bahnhof Näfels-Mollis wird während dem Festwochenende vorübergehend zur Endhaltestelle und die weitere Streckenführung zwischen Näfels-Mollis und Netstal unterbrochen. Züge der Südostbahn und der SBB verkehren zwischen Netstal und Linthal und stellen mit ergänzenden Bahnersatzbussen den öffentlichen Verkehr im Kanton Glarus sicher.
Die Autobahnanschlüsse Weesen und Glarnerland sind ab kommender Nacht gesperrt und nur dem ESAF-Verkehr vorbehalten. Durchfahren darf nur, wer eine entsprechende Bewilligung hat. Die Pässe Klausen und Pragel sind zu, ebenso wie alle Linth-Brücken in Näfels, Mollis und Netstal. Einheimische müssen über den Kerenzerberg via Mühlehorn oder dann über Bilten ausweichen. Anwohnende mussten für die Zufahrt zu ihren Häusern eine Bewilligung beantragen. Nur wer das Velo nimmt, darf überall durch.
182-Tonnen-Muni als Wahrzeichen
Von den Besuchenden übernachten viele vor Ort auf einem der 2000 Camper-Stellplätze auf der anderen Flussseite der Schwinger-Arena. Damit sie es bis zum Festgelände schaffen, baute die Armee drei provisorische Fussgängerbrücken über die Linth. Insgesamt leisteten die Armee und der Zivilschutz fast 9000 Manntage auf dem Areal.

Der Muni Max
Thomas Güntert
Inoffizielles Wahrzeichen des ESAF ist der Holzmuni Max – 20 Meter hoch, 30 Meter lang und 182 Tonnen schwer. Über 500 Lernende aus 220 Holzbauunternehmen haben die Skulptur aus 1200 Kubikmetern Schweizer Holz erschaffen. Max könnte damit der grösste Holzstier der Welt sein, mutmasst man im Glarnerland.
Bis 290 Franken
Auf dem Gabentempel stehen Preise im Gesamtwert von einer Million Franken für die Schwinger und Steinstösser bereit. Für den Sieger des «Eidgenössischen» gibt es als Preis jeweils einen echten Muni. In Mollis ist es der vierjährige Zibu. Er wurde nun aber ausgetauscht. Neben Lebendpreisen wie Rindern oder jungen Pferdestuten stehen auch unzählige Sachpreise wie Treicheln oder Kommoden zur Auswahl.
-> Mehr zu den Lebendpreisen lest Ihr hier

Das Bild der offiziellen Lebendpreis-Demonstration: Remo und Bruno Tremp sowie die Firmenvertretenden des Sponsors Suzuki, Sandra Fichte, Michaela Schwarz und Stefan Gass (von links).
zvg
40 Verpflegungsstände und 10 Festzelte stehen auf dem Festgelände. Insgesamt 275 Künstlerinnen und Künstler treten auf. Der Zutritt ist offen und gratis – anders als bei den 56'500 Plätzen in der Arena. Wer dort in der teuersten Kategorie einen Platz will, musste 290 Franken bezahlen – 25 Franken mehr als beim letzten Fest in Pratteln BL.
22 Millionen Webseitenaufrufe im August
Das ESAF ist auch ein Medienereignis: Zu den 17 Stunden Live-Übertragung beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) werden rund eine Million Zuschauende erwartet. 270 Journalistinnen und Journalisten sind in der Arena akkreditiert. Über 3000 Artikel zum Fest erschienen bereits in Zeitungen. Die Webseite des ESAF wurde gemäss eigenen Angaben alleine im August 22 Millionen Mal aufgerufen.

In Mollis ist in der Arena alles parat.
Maya Rhyner
Wenn der Schwingerkönig nach dem Schlussgang am Sonntag um 16.45 Uhr feststeht, wird die grösste temporäre Arena der Welt noch zwei weitere Tage von der Migros für ihr Jubiläumsfest mit ihren Mitarbeitenden genutzt, ehe sie abgebaut wird. Danach wird das Sägemehl zu Spanplatten und Pellets weiterverarbeitet und die Wiese beim Flugplatz wieder angesät.
Im Frühling nächsten Jahres schliesst das OK die ganze Sache ab – danach werden nur noch Bildaufnahmen, Texte und Erinnerungen vom Mega-Event zeugen. Das nächste ESAF richtet dann Thun BE 2028 aus.

