Grüne Vegetation ist die optimale Bodenbedeckung um Erosion und Nährstoffverluste zu vermeiden. Daher sind aus Sicht des Bodenschutzes nicht-abfrierende Gründüngungen die beste Option, um die Zeit zwischen zwei Hauptkulturen zu überbrücken.
Warum EM bei Gründüngungen?
Allerdings kann im Frühling der Umbruch einer grünen Zwischenfrucht eine Herausforderung sein, weil das Durchwuchs-Risiko relativ hoch ist. Das betrifft insbesondere Bio-Betriebe, die pfluglos arbeiten. In solchen Systemen werden Gründüngungen häufig nur oberflächlich eingearbeitet, um mit dem schnell abbaubaren Pflanzenmaterial das Bodenleben zu fördern (Flächenrotte).
Die Umweltbedingungen sind jedoch im Frühling von Jahr zu Jahr jeweils sehr unterschiedlich und insbesondere kalte und feuchte Bedingungen können den Abbau der Pflanzenbiomasse hemmen. Die unvollständig abgebaute schmierige Pflanzenbiomasse kann die Saatbettbereitung daher erheblich erschweren. Mit der Anwendung von Effektive Mikroorganismen (EM) versucht man, den Abbauprozess der eingearbeiteten Pflanzenbiomasse zu beschleunigen und gleichzeitig das Bodenleben und den Humusaufbau zu fördern.
Effekte von EM auf Bodenparameter
In einem Laborversuch wurden die Effekte der EM-Zugabe zur Unterstützung der Flächenrotte im Detail untersucht. Die Forschenden haben auf einer Fläche mit Wickroggen Anfang Mai sowohl von der obersten Bodenschicht als auch vom Pflanzenmaterial einen Teil ins Labor gebracht und den Rotteprozess unter kontrollierten Bedingungen bei 12 °C nachgestellt.
Die Verfahren mit und ohne EM haben jeweils die gleiche Menge Kohlenstoff veratmet, was auf eine gleiche mikrobielle Aktivität in beiden Verfahren hindeutet. Die Löslichkeit von Nährstoffen und Spurenelementen im Boden wurde davon nicht beeinflusst. Ebenso hatte die Zugabe von EM keinen Effekt auf die mikrobielle Biomasse. Genetische Analysen des Bodenmikrobioms haben zudem gezeigt, dass sich die Verfahren mit und ohne EM in ihrer mikrobiologischen Zusammensetzung nicht voneinander unterscheiden.
Als einzige EM-Komponente konnten Milchsäurebakterien sieben Tagen nach der Zugabe im Boden nachgewiesen werden. Allerdings war dieser Effekt bei normaler Aufwandmenge (120 l pro ha) vernachlässigbar und nur bei einer 100-fachen EM-Anwendung messbar. Im Rahmen der Studie konnten daher keine Anzeichen beobachten werden, dass eine EM-Zugabe den Abbau von Gründüngungsmaterial beeinflusst hätte.
Fazit
- Die Zugabe von EM zeigte keine konsistenten Effekte auf die mikrobielle Aktivität im Boden.
- Es konnten keine Unterschiede in der Löslichkeit von Nährstoffen oder Spurenelementen zwischen den Verfahren gefunden werden.
- Es gab nur sehr geringe Unterschiede in der mikrobiellen Zusammensetzung zwischen den Verfahren.
- Milchsäurebakterien als wichtigste EM-Komponente konnten im Boden zwar nachgewiesen werden, allerdings nur bei stark erhöhter Aufwandmenge.
Natürlich gibt es neben Effektiven Mikroorganismen (EM) noch zahlreiche andere Produkte auf dem Markt. Es ist bedauerlich, dass die Studie nicht verschiedene Produkte eingehender untersucht hat.
Eine Gründüngung ist zweifellos von entscheidender Bedeutung für die Bodengesundheit, darin sind wir uns sicherlich alle einig. Dabei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass durch die Gründüngung keine Schwarzbrache mehr möglich ist und wir möglicherweise mit einigen anderen Herausforderungen im Rahmen der Fruchtfolge konfrontiert werden könnten. Auch der Einsatz von Pflug, Winterfurche und ähnlichen Methoden sollte nicht pauschal als schlecht abgestempelt werden. Ein ganzheitlicher Ansatz, wie er auch im ÖLN möglich ist, ist weitaus besser als sich starr auf ein einziges System zu fixieren. Je nach Jahr, Situation, Bodenbeschaffenheit, meteorologischen Bedingungen und Klima muss entschieden werden, wann, wie und warum der Boden bearbeitet werden soll.
Die regenerative Landwirtschaft, ein Modewort wie einst IP, regional oder Bio, ist kein neues Konzept. Wir sprechen heute von Kinsey-Bodenanalysen oder Pflanzensaftanalysen, die zwar beeindruckend klingen, aber für den Laien oft zu komplex sind. Coaching ist heutzutage ein lukratives Geschäft, wodurch der Verkauf von Produkten (nicht mehr) notwendig wird.
Bärtschi, Knobel Hettlingen, Jöhr und co. sollten ihre Meinung nicht auf die Goldwaage legen. Sie sind nicht die Erfinder der regenerativen Landwirtschaft, sondern vielmehr deren Erben. Der ÖLN ermöglicht ein ganzheitliches System, und viele Landwirte praktizieren bereits ihre eigene Art der regenerativen Landwirtschaft, auch wenn sie es nicht so nennen. Ein flexibler und ganzheitlicher Ansatz ist entscheidend für den langfristigen Erfolg in der Landwirtschaft.
Zurück zum Einsatz von "Präparaten": Der Einsatz von EM oder anderen Bodenhilfsstoffen muss nicht nachteilig sein, auch wenn das die Studie so suggeriert. Im Gegenteil, Landwirte beobachten dadurch ihre Felder intensiver und können die Situation vor Ort genauer beurteilen. So können sie situativ und zum richtigen Zeitpunkt entscheiden, was für ihre Felder am besten ist.