Im ersten Corona-Jahr hat die Schweizer Bevölkerung pro Kopf so viele Eier gegessen wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Jede Person hat durchschnittlich 189 Stück verspeist – fünf mehr als im Vorjahr. Die Preise der Produzenten blieben indes stabil.
Die Corona-Pandemie zwang die Bevölkerung, zuhause zu bleiben und anstelle eines Restaurant die eigene Küche aufzusuchen.
Alternative zu Fleisch
Deshalb griffen die Hobby-Köchinnen und -Köche häufiger zu Eiern als in den Vorjahren: 927 Millionen Eier wurden insgesamt im Detailhandel an Konsumentinnen und Konsumenten verkauft, wie das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) mitteilte. Das sei ein neuer Rekord. Damit werden 56 % des gesamten Eierangebots als Schaleneier abgesetzt. Das ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 16 %.
Für den Anstieg sei aber nicht nur die Pandemie verantwortlich, schreibt das BLW. Für viele Vegetarierinnen und Vegetarier sei das Ei eine wertvolle Proteinquelle und Alternative zu Fleisch. Zudem habe das Ei in den letzten Jahren seinen schlechten Ruf wegen des Cholesterins abschütteln können. Auch die steigende Wohnbevölkerung führe zu einer höheren Nachfrage nach Eiern.
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Über eine Milliarde Schweizer Eier
Von den 189 Eiern, die eine Person im Jahr 2020 durchschnittlich gegessen hatte, waren 121 Eier aus inländischer Produktion. Diese stieg denn auch im vergangenen Jahr. Das sei aber unabhängig von der Pandemie geschehen, schreibt das BLW. Es hänge vielmehr mit der weiterhin steigenden Nachfrage nach Schweizer Produkten zusammen.
So wurde im Jahr 2020 zum zweiten Mal in Folge über eine Milliarde Schweizer Eier produziert. Die 1,064 Milliarden Stück bedeuten gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 6,3 Prozent. Auch die Produktion von Bio-Eiern wurde gemäss Mitteilung überproportional gesteigert. Sie erreichten einen Produktionsanteil von 18,5 Prozent, was ebenfalls einen neuen Höchstwert bedeute.
BLW
Höchster Importwert seit 30 Jahren
Die erhöhte Nachfrage der Bevölkerung an Eiern habe nicht alleine durch Schweizer Eier gedeckt werden können, schreibt das BLW, es kam zu einem temporären Eier-Engpass. So musste die Anzahl Importeier erhöht werden – um 20 Prozent auf 303 Millionen Stück. Die Eierimporte aus den Niederlanden als dem wichtigsten Bezugsland sind im vergangenen Jahr besonders gestiegen.
«Erklären lässt sich diese Beobachtung einerseits mit der Zuverlässigkeit der niederländischen Handelspartner und mit dem guten Preis-/Leistungsverhältnis», schreibt das BLW. Die Importe an Konsumeiern aus Holland stieg um 27 Prozent, jene von Verarbeitungseiern um 30 Prozent. Hingegen sanken die Importe aus Deutschland deutlich um 4 % bzw. 73 %.
Trend zu Freiland gestoppt
Einbussen gab es natürlich beim Verkauf von Eiern an die Gastronomie. Eine exakte Zahl könne aber nicht beziffert werden, sagte Cornel Herrmann, Marktanalyst Fleisch und Eier beim BLW, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dies, weil es schwierig sei, effektiv zu erfassen, über welche Kanäle die Gastronomie ihre Eier beziehen würden.
Durch den hohen Eierbedarf verbunden mit den höheren Konsumeierimporten wurde zudem der langjährige Trend zu mehr Bio- und Freilandeiern im Detailhandel zeitweise gestoppt. Der Anteil von abgesetzten Eiern aus Bodenhaltung und Import stieg gemäss Nielsen im vergangenen Jahr auf 50,1 %, gegenüber 49,9 % im Jahr 2019. Damit haben die Pandemie-Auswirkungen den Anstieg des Absatzes von Eiern aus Schweizer Bio- und Freilandhaltung überlagert.
Produzentenpreise sinken 2021
Die Preise für Eier blieben gegenüber dem Vorjahr grösstenteils stabil. Schwankungen bei Durchschnittspreisen in der Produktion basierten in erster Linie auf Schwankungen der Marktanteile der Datenlieferanten im Erhebungspanel. Für 2021 hingegen wurden tiefere Produzentenpreise vereinbart, da die Kosten für Produktionsmittel (Futter, Junghennen) im vergangenen Jahr gesunken sind.
Beim Liefer- und Abholgrosshandel wurden bei den gekochten Eiern Preisanstiege verzeichnet, sowohl bei Import- als auch bei Inlandeiern. Die Preise im Detailhandel wurden primär durch Sortimentsanpassungen (u.a. mehr Importeier) und Marktanteilsverschiebungen (z.B. wachsender Discountbereich) beeinflusst und blieben insgesamt weitestgehend stabil.
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Marktentlastungsmassnahmen nicht ausgeschöpft
Im Gegensatz zu 2019 wurde trotz der deutlich gestiegenen Eierproduktion in der Schweiz das für die Marktentlastung bereitgestellte Budget des Bundes nicht ausgeschöpft, schreiben die Marktexperten. Dies führen sie auf die Pandemie zurück. Durch die Lockdown-bedingte Verlagerung des Eierabsatzes in den Detailhandel stieg die Nachfrage nach Konsumeiern stark.
«Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, wurden über den Detailhandelskanal Eier abgesetzt, die normalerweise im Verarbeitungskanal aufgeschlagen wurden. Entsprechend sank der Bedarf an Marktentlastungsgeldern des Bundes. 2,3% der in der Schweiz produzierten Eier waren von den Marktentlastungen betroffen.