Der Landwirtschaftliche Informationsdienst (LID) zieht Bilanz über das Jahr 2022. Der Eiermarkt leidet aktuell: weniger Hennen, mehr Leerzeiten und trotzdem bleiben die Landwirte auf den Eiern sitzen. Mehr dazu im 14. Teil der Jahresrückblick-Serie.
Der Start ins Eierjahr 2022 gestaltete sich äusserst schleppend: Die Nachfrage nach Eiern ging zu Jahresbeginn einerseits saisonal bedingt zurück, andererseits wurden im Januar 2022 im Vergleich zu 2021 im Detailhandel auch deutlich weniger Eier gekauft.
Um die Lager abzubauen, wurden entsprechend mehr Eier zu Eiprodukten verarbeitet und weniger Verarbeitungseier importiert. Gleichzeitig wurden auf der Produktionsseite zu Beginn des Jahres viele jungen Hennen eingestallt, um die Eierproduktion für Ostern auf ein hohes Niveau zu bringen und die zusätzliche Nachfrage vor Ostern decken zu können.
Oster-Nachfrage unterdurchschnittlich
Aber auch auf Ostern hin blieb die Nachfrage unterdurchschnittlich und lag auch weiterhin deutlich tiefer als in den Vorjahren. Mittels Promotionen von Ostereiern und Aktionen versucht die Branche, die Nachfrage zu steigern.
Des Weiteren begannen auch äussere Umstände die Branche zu plagen: Obwohl die Pandemiemassnahmen aufgehoben wurden, stieg die Nachfrage in der Gastronomie nach Schaleneiern und Eiprodukten nur gering und steigende Produktionskosten begannen sich bemerkbar zu machen.
Auf EU-Preisniveau verbilligt
Mit längeren Leerzeiten, einer Reduktion der Tierzahl im Stall bis hin zu Vertragskündigungen versuchten die Eivermarkter auf die Überproduktion und die angespannte Marktlage zu reagieren und die überschüssigen Eier wurden aufgeschlagen und zu Eiprodukten verarbeitet.
Die Nachfrage nach Schweizer Eiprodukten bei Gastronomie und Lebensmittelverarbeitern verharrte allerdings auf tiefem Niveau und die Konkurrenz aus dem Ausland – rund zwei Drittel der Verarbeitungseier und der Eiprodukte werden importiert – setzte diesen Absatzmarkt weiter unter Druck.
Agrarfoto
Um Importprodukte zu ersetzen, wurden Schweizer Eiprodukte auf EU-Preisniveau verbilligt, was allerdings die Produktionskosten nicht mehr deckte.
Mehrkosten können nicht gedeckt werden
So waren die angespannte Situation auf den globalen Agrar- und Rohstoffmärkten, der Krieg in der Ukraine und die tiefe Nachfrage nach Eiern in den Sommermonaten im Schweizer Eiermarkt massiv zu spüren.
Wegen höherer Preise für Energie und Futtermittel stiegen die Produktionskosten steil nach oben. Die Mehrkosten vollumfänglich zu entschädigen, bleibt im aktuellen Umfeld schwierig. Dies gilt in der Direktvermarktung wie auch im Detailhandel und auch in der Gastronomie.
Weniger Hennen und mehr Leerzeiten
Mit den saisonalen Herdenwechseln und einer leichten Steigerung der Nachfrage nach Schweizer Eiern, wurde der Markt auf den Herbst wieder etwas entlastet: Gegenüber dem Vorjahr zog die Nachfrage generell an und die Inlandeier erfreuten sich einer besseren Nachfrage.
Auch kamen die eingeleiteten Marktmassnahmen in der Produktion in vollem Umfang zum Tragen und die Produktion lag insgesamt auf tieferem Niveau als im ersten Halbjahr 2022. Um den Markt zu entlasten, wurden längere Leerzeiten eingeplant oder weniger Hennen eingestallt.
Bio Suisse
So gestaltet sich der Eiermarkt im letzten Quartal stabil und die ausreichend gefüllten Lager stellen eine gute Verfügbarkeit über die Festtage hin zum Jahresbeginn sicher. Derweil beschäftigen die stetig steigenden Produktionskosten die Schweizer Eierproduktion weiter.
Diese werden nach wie vor nicht vollständig gedeckt. Mittelfristig müssten die Eier deutlich teurer werden, denn die massiv gestiegenen Kosten für Futtermittel, Hennen und Energie belasten die Eierproduzentinnen und Eierproduzenten nach wie vor.