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Ein Faible für Kühe und Traditionen

Ruedi Bühler bewirtschaftet im Werdenberger Salez SG einen Biomilchwirtschaftsbetrieb mit 23 Kühen in der vierten Generation. Neben seiner Freude an Kühen sind dem jungen Landwirt Traditionen sehr wichtig.

Ramona Riedener |

Noch vor nicht allzu langer Zeit gingen Sattler zu den Bauern auf Stör. Mit ihrer Werkzeugkiste ausgerüstet, zogen sie mit Ross und Wagen, zu Fuss oder mit dem Velo durchs Land, um das Lederzeug wie Schellenriemen, Zaumzeug oder Reitersättel zu flicken oder neu zu machen. Der Hof wurde auf Vordermann gebracht, bevor die Feldarbeit im Frühling begann und später der Alpsommer.

Als die Zeit der Stör vorbei war, mussten die Bauern ihr Lederzeug selber in die Sattlerwerkstatt bringen. Heute sind Handwerker, die die traditionelle Sattlerei noch beherrschen, Mangelware geworden. Das hat Ruedi Bühler veranlasst, selber mit dem Sattlerhandwerk anzufangen.

Altes Handwerk

In seiner Werkstatt hängen rund 40 Schellen, Glocken und Treicheln mit schmucken, nigelnagelneuen Lederriemen in Reih und Glied an Holzlatten. Am Boden daneben wartet eine Menge Arbeit auf den Handwerker. Umgeben von allerlei Werkzeug und Material steht eine alte Adler-Nähmaschine. Sie wird noch per Fusspedal bedient.

Das meiste sei Handarbeit, aber für das, was er maschinell machen könne, leiste sie gute Dienste. «Ich finde, jede Kuh sollte eine Schelle haben. Doch Sattler gibt es heute nur noch wenige, und die sind weiter weg. Deshalb habe ich 2017 selber angefangen Schellenriemen zu machen», sagt der Bauer.

Das Handwerk habe er aus Büchern gelernt. Die ersten Exemplare seien zwar nicht so schön geworden, aber mit der Zeit ging es immer besser. So gut, dass er inzwischen auch von befreundeten Landwirten Aufträge bekommt. Doch sein schönes Hobby ist nicht das Einzige im Leben des jungen Landwirts.

Glücksbringer gefunden

Der Hof der Familie Bühler liegt ausserhalb der Werdenberger Ortschaft Salez SG, zwischen Ruggell und Sennwald, umgeben von Wald und Weidefläche. Anfang Januar 2021 hat Ruedi Bühler den Milchwirtschaftsbetrieb von seinen Eltern übernommen. Mit seiner Frau Fabienne und dem bald zweijährigen Töchterchen Marlen lebt der 31-jährige Familienvater im Weiler Hof, wo er zusammen mit drei Brüdern aufgewachsen ist.

Seit der kleine Ruedi am 23. März das Licht der Welt erblickt hat, ist aus der kleinen Familie ein vierblättriges Kleeblatt geworden. Das Glück meint es gut mit dem Jungbauern. Als er in einem Bergrestaurant im Toggenburg seine zukünftige Frau kennenlernte, fand er nicht nur seine Liebe, sondern holte sich mit ihr gleich ein Glückssymbol ins Haus: Die heute 22-jährige Bäuerin ist gelernte Kaminfegerin.

Im Zeitalter der Roboter und künstlichen Intelligenzen laufen die Kaminfeger im normalen Arbeitsalltag nicht mehr mit Leiter, schwarzem Zylinder, zweireihiger Jacke mit Goldknöpfen und Russ verschmiertem Gesicht auf der Strasse herum. Trotzdem gelten sie immer noch als Glücksbringer, auch wenn man sich nur noch selten anfassen oder gar drücken lassen muss, sagt die junge Glücksbringerin und lacht. Noch geniesst die zweifache Mutter, die bis kurz vor der Geburt Teilzeit gearbeitet hat, die Zeit mit ihrer Familie, bevor sie wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren wird.

Vier Generationen

Mit Ruedi Bühler ist der Hof in den Händen der vierten Generation. Sein Vater, der den Betrieb bereits 1996 auf Bio umgestellt hat, hilft aber noch tatkräftig mit. Neben 23 Kühen, 19 Jungvieh, einem Stier und acht Geissen sorgen drei Hühner für frische Eier.

Allerdings lauern auf die Eierlieferanten einige Gefahren: Weil der Hof sehr abgelegen und direkt am Waldrand liegt, sind sie für Marder und Füchse wortwörtlich ein gefundenes Fressen. Aus den gleichen Gründen hat die Hauskatze alle Hände voll zu tun, die Mäuseschar im Schach zu halten. So lässt sie ihre fünf wilden Artgenossen, die irgendwann das Schlaraffenland entdeckt haben, gastfreundlich an der Mäusejagd teilnehmen.

Fasziniert vom Klang

Ruedi Bühler wollte bereits als Kind Bauer werden und später mal den Hof übernehmen. Trotzdem hat er nach der obligatorischen Schule erst Landschaftsgärtner gelernt, bevor er die landwirtschaftliche Ausbildung absolvierte. Seine Leidenschaft für Schellen begann bereits im zarten Kindesalter. Damals habe ihn der Klang von Kuhglocken auf eine ganz besondere Weise berührt. So habe er im Kindergartenalter angefangen, Schellen zu sammeln. Schon damals war der Bauernbub der Meinung, dass jede Kuh eine Schelle haben muss. Heute noch ist der Jungbauer sehr traditionsbewusst.

Ruedi Bühler wollte bereits als Kind Bauer werden. 

Eines seiner Highlights ist jeweils die jährliche Gemeindeviehschau. Bereits Tage im Voraus beginnt er seine Kühe auf ihren Auftritt vorzubereiten. Am Morgen des grossen Tags müssen sie bis spätestens um sechs gefüttert und gemolken sein, immer darauf bedacht, dass die nicht immer so ganz stubenreinen Tiere «anständig» daherkommen, wenn die stolzen Bauersleute in schmucker Toggenburger Tracht mit dem Vieh auf einem rund zweistündigen Marsch zum Schauplatz ziehen. «Mit dem Vieh muss man laufen. Warum soll man gesunde Tiere verladen? Zu Fuss können wir zeigen, dass wir Bauern sind und unsere Tradition pflegen», ist der Jungbauer überzeugt. Um den Alpsommer hoch über dem Rheintal zu verbringen, nehmen Mensch und Tier einen vierstündigen Aufstieg in Kauf. Seit 30 Jahren geht die Familie Bühler und ihr Vieh traditionell zu Fuss auf die Alp Eidenen. Neben Kühen und Jungvieh geniessen noch zehn Alpschweine den Sommer im Alpstein. Ihre Wege trennen sich, wenn es im Herbst wieder talwärts geht.

Mit Freude lernen

Ruedi Bühler hat Freude an seinen Kühen. Seine schönen Braunen zu melken, ist eine seiner Lieblingsbeschäftigung. Mit 22 Jahren kaufte er seinen ersten Stier. Seither wird das Züchten von Nachwuchs meist der Natur überlassen. Viel hat sich nicht verändert, seit der Junior den Hof übernommen hat. Der «Kindergarten» hat eine neue Unterkunft bekommen.

Der schöne Holzstall ist das Werk des Jungbauern. «Mit Freude lernt man alles», wehrt dieser das verdiente Kompliment bescheiden ab. Es gebe noch so viel zu tun auf dem Hof, zum Beispiel die Familienwohnung umbauen. Doch alles zu seiner Zeit. Im Moment geniesst er das Glück mit seiner Frau und den beiden Kindern. Liebevoll nimmt der Familienvater sein Töchterchen auf den Arm, während er seine Frau glücklich anlacht.

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