Peter Berndgen ist ein Spezialist der Agrarkommunikation und seit 40 Jahren in dem Bereich tätig. Sein Referat im Rahmen der LID-Delegiertenversammlung in Bern sei für ihn eine willkommene Abwechslung, so der Kölner. Gehe es hier doch um Live Communication, während er sich in letzter Zeit vor allem mit Online-Kommunikation und -Plattformen beschäftigt habe.
Zwischen Achtung und Ächtung
Wer aber gute Agrarkommunikation machen wolle, der müsse auch direkt mit den Menschen arbeiten können. Vor 10 Jahren entwickelte Berndgen in Deutschland das Projekt AgrarScouts, das später in der Schweiz vom LID aufgenommen worden ist.
«Wir brauchen authentische Dialogpartner. Landwirtinnen und Landwirte, die kommunizieren», sagt Berndgen. Er bedauert, dass in Deutschland die Kommunikation in der Landwirtschaftsausbildung nicht vorkommt und deshalb viele Bäuerinnen und Bauern nicht auf die Gespräche mit Kundinnen und Kunden vorbereitet sind. Andere Branchen wie Schreiner oder Bäcker seien da weit voraus.
Künftige AgrarScouts müssen offen und bereit für den landwirtschaftlichen Dialog mit der Bevölkerung sein.
zvg
Die Landwirtschaft befinde sich irgendwo zwischen Achtung und Ächtung. Die Systemrelevanz während Covid sei vielerorts rasch wieder vergessen gewesen, die Landwirtschaft komme in der Alltagswirklichkeit vieler Menschen gar nicht oder kaum mehr vor. «Wir sind isoliert, ohne Kontaktpunkte, wie in Parallelwelten», formuliert Berndgen es drastisch.
Die Vorstellungen der jeweils anderen Seite entsprächen nur selten der Realität, es komme zu gegenseitigen Beschuldigungen. Das Konfliktpotenzial schätzt Berndgen aktuell als besonders hoch ein, da die Zeiten unsicherer und wirtschaftlich schwieriger geworden seien. «Die Fronten in Deutschland haben sich verhärtet», sagt Berndgen.
Kampf um Aufmerksamkeit
Hinzu kommt, dass heute die Konsumentinnen und Konsumenten pro Tag rund 3’000 bis 10‘000 Werbebotschaften ausgesetzt sind und über 11 Stunden täglich mit Medienkonsum verbringen, wie der Agrarkommunikator erklärt. Dies führe zu einem Information-Overkill, die Menschen könnten all die Eindrücke nicht mehr richtig verarbeiten.
«Wir brauchen authentische Dialogpartner. Landwirtinnen und Landwirte, die kommunizieren»
Und genau da sieht Berndgen die Chance für Live Communication: «Die Menschen suchen mehr denn je nach relevanten, authentischen und wertvollen Informationen», sagt er. Um die Bevölkerung gut zu erreichen, sei Storytelling nötig, bei welchem die Botschaften möglichst persönlich rübergebracht würden.
LID mit 4 neuen Mitgliedern
LID-Präsident Stephan Hagenbuch konnte bei der Begrüssung an der Delegiertenversammlung am 7. Mai 2024 in Bern vier neue Mitglieder des LID willkommen heissen: das FiBL, Centravo, PRE BioGemüse Seeland und Vinea.
Der Jahresbericht erläutert die vielen Veränderungen im vergangenen Jahr. Die Stabübergabe in der Geschäftsleitung, der Umzug an den neuen Standort an der Laubeggstrasse, vier neue Mitarbeiterinnen sowie die komplett neue Website krempelten den LID um, ohne dass er seine Ziele und Aufgaben aus dem Blick liess, wie Geschäftsführer Michael Flückiger in seinem Rückblick erklärte.
«Im Zentrum der Live Communication müssen die Bedürfnisse der Besucherinnen und Besucher stehen», betont Berndgen. Es sei wichtig, an Messen die Bedürfnisse der Menschen zu erkennen und diese passgenau mit Infos zu versorgen und dadurch Wissen, aber auch Erlebnisse zu vermitteln. Gute PR-Kommunikation müsse multisensorisch sein.
Im multimedialen Zeitalter habe sich die Live Communication verändert und die Ansprüche seien gestiegen, erklärt er weiter. Deshalb sei ein Training für die Gesprächspartner umso wichtiger. Berndgen rät deshalb dazu, an Messeständen die Kompetenzen des Standpersonals zu optimieren und die Stände nicht auf Grösse, sondern auf eine kommunikationsfreundliche Gestaltung auszulegen. «Ein Händedruck zwischen Besucher und Landwirtin lässt sich weder mailen, bloggen noch twittern», bringt Berndgen seine Aussagen auf den Punkt.
-> Hier können Sie die Präsentation von Peter Berndgen an der DV nachlesen.