/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Ein Höhepunkt nach zehn Jahren

 

Mit der Miss green valley Cosy und dem Sieg im Betriebscup an der Swissopen am 16. April in Brunegg AG erreichten Rahel und Michel Fäh eine Auszeichnung ihrer Zuchtarbeit. Hier ein Einblick in ihren Betrieb in Ballens (VD).

 

Eigentlich hätte die Lebensgeschichte von Michel und Rahel Fäh ganz anders verlaufen können. Denn mit 27 Jahren liess sich das junge Ehepaar in Manitoba nieder und führte 12 Jahre lang eine grosse Getreidefarm. «Ich arbeitete vorher schon ein paar Mal in Kanada und hatte den Wunsch, in Ontario eine schöne Milchfarm aufzubauen. Dann bot sich die Gelegenheit mit der Getreidefarm. Tiere waren mein Ein und Alles, doch ich merkte, dass man auch so gutes Geld verdienen konnte», blickt Michel Fäh zurück.

 

Andere Farmer verbringen den Winter in Florida, Fähs kamen für drei Monate in die Schweiz. Denn Michels Eltern Ernst und Ursula bewirtschafteten das Grand Marais weiterhin.

 

Warum kam die mittlerweile sechsköpfige Familie 2009 zurück? Fäh begründet die Entscheidung so: «Die Ausbildungsmöglichkeiten der Kinder sind in der Schweiz unvergleichlich besser. Die meisten Auswanderer haben in ihrer alten Heimat alles verkauft. Wir hatten den Betrieb noch und damit eine Existenzmöglichkeit.»

 

Früher Gemüsebetrieb

 

Sein Vater, der heute 81-jährige Ernst Fäh, in der Linthebene aufgewachsen, ist ein ausgesprochener Kuhmann. Mit leuchtenden Augen erzählt Ernst Fäh von früheren Zeiten, als er die ersten Beautician-Kühe, Brown-Swiss-Kühe mit einmaligen Eutern, gesehen hatte. Kurzerhand habe er zwei für teures Geld gekauft. Eine Kuh sei bei ihrem neuen Besitzer die Mutter des bekannten Ray-Sohnes Rawil und von Golden Golan gewesen.

 

1979 erhielt er die Möglichkeit, den Betrieb am Jurasüdfuss zu pachten, 1996 zu kaufen. Dieser gehörte der Schweizerischen Gemüse-Genossenschaft SGG. «Hier wurde intensiv Gemüse produziert. Die schwarze Moorerde war ideal. Doch wie im Grossen Moos wurde die Humusschicht dünner, und Seekreide kam zum Vorschein. So kam die Auflage, dass hier künftig Grünland sein müsse», erzählt Ernst Fäh.

 

Ideal für Viehhaltung, gute Erde, genügend Grundwasser in dieser flachen Mulde, die bezeichnend das Präfix Green Valley trägt. Hier gab es kein Milchkontingent, und ein Stall war auch nicht vorhanden, nur eine Halle. Er habe einen Laufstall eingebaut, Kühe gekauft und jährlich 1000 Kälber gemästet. So entstand ein moderner Vorzeigebetrieb mit 85 Kühen. Noch heute zieren zwei Poster, eines einer James-Tochter und eines der Stierenmutter Delco Feeling, das Stallbüro.

 

Einst belächelt

 

Mutterkuhhalter habe er früher eher belächelt, gibt Michel Fäh zu. Kühe melken war ja seine liebste Tätigkeit. Vor seiner Rückkehr habe sein Vater Schlachtkühe ausgemästet. Er wollte nun etwas Neues aufbauen. So tat sich ihm im Gespräch mit einem Metzger das Geschäftsfeld der Fleischproduktion auf. «Ich besuchte mit Urs Jaquemet einige Betriebe. Denn es sollten Angus sein, die gefielen mir am besten. Ich startete mit 30 Schweizer Rindern und mit einem Lastenzug Kühe aus Deutschland», skizziert Michel Fäh seinen Neustart.

 

Von Anfang an war klar gewesen: Er wollte nicht nur für die Metzg produzieren, sondern auch züchten. Der Funke für eine neue Leidenschaft war gesprungen. «Tiere für den Transport an den Schlachthof zu verladen, das gehört noch immer zu den schwierigeren Momenten.»

 

Heute halten Fähs auf ihrem 80 Hektaren-Betrieb 110 Kühe mit Kälbern und rund 25 Aufzuchttiere. Das Jungvieh verbringt den Sommer auf der gemeindeeigenen Alp Préz de Ballens, einen Winter bis zur Abkalbung bei einem Kollegen. Vorrätiges Futter wird verkauft. «So habe ich eine günstige Aufzucht. Ich will bewusst keinen Rinderstall, der sieben Monate leer ist.» 30 Hektaren sind Ackerfläche, wo Weizen, Gerste, Raps und Mais angebaut wird.

 

Neuen Stall gebaut

 

Auf dem sehr gepflegten Betrieb fällt der 2015 erstellte lichtdurchflutete Stall auf. «Da stöhnte ich ob dem mühsamen Papierkram der Schweizer Verwaltung. Drei Jahre dauerte es, bis der Neubau realisiert werden konnte. In Kanada machst du einen Plan und beginnst du zu bauen, wenn du Zeit dafür hast», erklärt der Rückkehrer.

 

Der alte Kuhstall ist ebenfalls noch immer in Betrieb. Die Gülle wird separiert, und die Feststoffe werden als Einstreu verwendet. «Unsere Tiere fressen ausschliesslich betriebseigenes Futter. Das gute Belüftungsheu wird im Mischwagen mit Stroh gemischt.» Die Kanada-Zeit hat geprägt: «Dort musst du das Getreide innert Stunden verkaufen, wenn die Preise an der Börse optimal sind. Hier muss man oft noch lernen, die optimalen Marktbedingungen zu nutzen. Gut, Getreide kann man lagern, die Schlachttiere musst du verkaufen, wenn sie das Gewicht erreicht haben», gibt Fäh zu bedenken.

 

Eigene Philosophie finden

 

2013 waren Fähs erstmals mit ihren Tieren an der Beef in Meilen ZH. Zehn Jahre später folgte vor einem Monat der bisher grösste Erfolg an der Swissopen in Brunegg AG mit dem Sieg beim Betriebscup und mit der Miss Angus, der Blacko-Tochter Cosy. «Der Erfolg ist sehr emotional, du darfst ihn aber nicht überbewerten und musst mit den Füssen auf dem Boden bleiben. Denn andere Züchter brauchen dieselbe Genetik.

 

Dennoch: wir erhielten viele Anrufe und Anfragen. Sicher, eine solche Auszeichnung ist beste Werbung für die Zucht», fasst Michel Fäh seine Eindrücke zusammen. Eines der meistbewunderten Tiere war sein neunjähriger Markdalgaard Elixir-ET, ein Monument von einem Stier, über eineinhalb Tonnen schwer, sicher zehn Zentimeter grösser als alle anderen, mit einem Top-Fundament und lammfromm.

 

Das Hofschild weist auf die Anguszucht hin. 
Robert Alder

 

«Ich kaufte den Muni als er sechseinhalb Jahre alt war und habe in der Zwischenzeit ein Samendepot angelegt.» Mittlerweile sind schon rund 20 vorzügliche Nachkommen da. Der in Dänemark gezogene Riese passt auf seinen Betrieb. «Ich bevorzuge den eher grossrahmigen Typ, das passt auch futterbaulich in unsere Region, und ich habe den entsprechenden Abnehmer. Aber das muss jeder selber herausfinden.»

 

Interessant: Auch die Käufer bevorzugen die grösseren und gut entwickelten Tiere. Die Anguszucht will das Doppellender-Gen eliminieren. «Da bin ich dagegen. Es ist als Endprodukt für die Fleischproduktion ideal. Ich hatte bezüglich Geburtsablauf nie Probleme. Wenn man nur auf Leichtgeburten züchtet, werden die Tiere schmaler.»

 

Der Zuchtviehverkauf ist ein wichtiges Standbein. Jährlich werden zwei Dutzend Zuchtstiere und zahlreiche Remonten verkauft. Fäh investiert auch in neue Blutlinien. Wie schätzte die englische Richterin Wanda Tilson die Schweizer Angus ein? Die Euter seien super, die Fundamente vergleichbar. Das Format sei in ihrer Heimat noch besser, aber es sei ja auch ein anderer Markt hier, sprich, tieferes Schlachtgewicht, weiss Fäh.

 

Die Zukunft scheint gesichert: Die älteste Tochter von Rahel und Michel Fäh hat einen Abschluss von der Hochschule für Agrar- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl) und ist zurzeit in einem Praktikum in Kanada, Sohn Darcy ist Landmaschinenmechaniker, Tochter Norah im Gymnasium und will Agronomie studieren, und die Jüngste, Selina, besucht noch die Schule.

Kommentare (1)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Jaquier Denise | 25.05.2023
    Le fils ressemble fort à son père (dommage que le texte n’est pas en français)

Das Wetter heute in

Umfrage

Habt Ihr euren Mais geerntet?

  • Ja:
    31.01%
  • Nein:
    46.84%
  • Teilweise:
    15.82%
  • Habe keinen Mais:
    6.33%

Teilnehmer insgesamt: 316

Zur Aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?