Hans Aschwanden meint, die Bauern seien zu einem guten Teil selbst schuld, wenn sie oft als «Jammeri» wahrgenommen würden.
Fromarte-Präsident Hans Aschwanden, erfolgreicher Käser in Seelisberg NW, nimmt nicht gerne ein Blatt vor den Mund. So auch an der Fromarte-Delegiertenversammlung in Bern zum A-Richtpreis der Branchenorganisation Milch: «Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die BOM den Richtpreis per 1.April 2016 gesenkt hat. Aber nicht, um den Preis der Milch zu senken, sondern damit die Marktbereinigung bei der Milchproduktion schneller vor sich geht.»
«Leider mehr Billigkäse»
Denn bei der Milch gelte dasselbe wie bei den Schweinepreisen: Schlechte Preise seien der Beginn von guten Preisen. Zuvor hatte er betont, dass die Schweizer Käser nur mit einer Wertschöpfungsstrategie eine Chance hätten und dass alle in der Wertschöpfungskette davon leben könnten. Bauernpräsident Markus Ritter habe Recht, wenn er sage, dass die Bauern lernen müssten, nicht zu produzieren.
Leider habe sich diese Erkenntnis noch nicht überall durchgesetzt. «Das hat zur Folge, dass mit Überschussmilch zunehmend billige No-Name-Käse hergestellt werden, die den Käsemarkt belasten und politisch die Verkäsungszulage gefährden», so Aschwanden. Ganz zu Beginn seiner Eröffnungsrede sagte Aschwanden mit Blick auf die Grosskundgebung der Bauern im letzten November und die Verhinderung der Budgetkürzung bei der Landwirtschaft: «Medial sind die Bauern aus meiner Sicht sowieso bestens aufgestellt, und es gelingt ihnen so, ihren Forderungen den nötigen Nachdruck zu verleihen.»
Weltrekord bei Traktoren
Dann ging er zum Angriff auf die Bauern über: «Andererseits wurden im letzten Jahr deutlich mehr neue Traktoren zugelassen. Die Schweizer Landwirte verfügen über einen Traktor pro 7,6 ha LN oder 2,5 Traktoren pro Hof. Das ist Weltrekord.» Dann fuhr Aschwanden weiter: «Zudem sind die Direktzahlungen zur Abgeltung von nicht marktfähigen Leistungen der Landwirtschaft weiter gestiegen und machen etwa 45% des Gesamtumsatzes der Landwirtschaft aus.»
Das jedoch stimmt nicht: Laut einer Medienmitteilung des Bundesamts für Statistik vom 6. Oktober 2015 erhielten die Bauern 0,4% weniger «Staatsbeiträge (vor allem Direktzahlungen)». Und diese machen laut derselben Mitteilung nicht 45%, sondern 23% der Gesamtressourcen des Schweizer Agrarsektors aus.
Käser haben mehr zu jammern als Bauern
Aschwanden setzte seinen Gedankengang fort: «Obwohl wir wissen, dass es mit grosser Wahrscheinlichkeit weitere Öffnungsschritte geben wird, die wir als Schweizer nicht einmal beeinflussen können, wird diese Tatsache komplett ausgeblendet, und jeder Ansatz zur aktiven Vorbereitung auf diese Fakten wird im Keim erstickt.»
Um dann zum Höhepunkt des Gedankengangs anzusetzen: «Aufgrund dieser Eindrücke müssen sich die Bauern nicht verwundern, wenn sie in der Öffentlichkeit oft als ‹Jammeri› wahrgenommen werden.» Vielleicht hätten die Käser sogar mehr zu jammern als die Bauern. Denn seit neun Jahren sei die gelbe Linie mit der EU vollkommen liberalisiert.