Hans-Ueli Vogt, der 52-jährige Zürcher Professor für Wirtschaftsrecht, sass sechs Jahre für die SVP im Nationalrat. Vor rund einem Jahr verabschiedete er sich aus der Politik – liess dabei aber eine Hintertüre offen. Nun kehrt er als Bundesratskandidat zurück.
«Das Parlament ist nicht der Ort, wo ich meine Fähigkeiten optimal einsetzen kann», hatte Vogt im November 2021 gegenüber dem «Tages-Anzeiger» gesagt, als er seinen Rücktritt ankündigte.
«Tennisspieler auf einem Fussballplatz»
Er fühle sich «wie ein Tennisspieler auf einem Fussballplatz». Im selben Interview sagte er aber auch, dass er sich in einer Exekutivrolle vermutlich wohler fühlen würde. Als die Zürcher SVP den Juristen vor rund einem Monat als Bundesratskandidaten vorschlug, war die Überraschung trotzdem gross.
Nach Absagen von möglichen Kandidierenden wie der ehemaligen Nationalrätin und heutigen Regierungsrätin Natalie Rickli und Nationalrat Thomas Matter kamen Zweifel auf, ob die Sektion überhaupt noch einen valablen Kandidaten oder eine valable Kandidatin finden würde.
Zugänglich und kompromissbereit
Mit Vogt, der als Vertreter des urbanen und akademischen Teils der SVP gilt, ist ihr das gelungen. Im Bundeshaus hat Vogt den Ruf eines zugänglichen und kompromissbereiten Politikers. Dem Klischee des lautstark polternden Vertreters der Zürcher SVP entspricht er denkbar schlecht.
Vogt ist der geistige Vater der Selbstbestimmungsinitiative, welche Landesrecht konsequent vor Völkerrecht stellen wollte. Die Stimmberechtigten lehnten die Initiative im November 2018 jedoch deutlich ab. Ebenfalls stark eingebracht hat sich Vogt bei der Revision des Aktienrechts – seinem Spezialgebiet innerhalb des Wirtschaftsrechts.
Den Tränen nahe
Trotzdem durfte er das Geschäft nicht wie eigentlich vorgesehen als Sprecher der Kommission für Rechtsfragen im Nationalrat vertreten. Nach harter Kritik von Kommissionsmitgliedern, sowohl aus seiner eigenen Partei als auch aus der SP, soll er die Sitzung den Tränen nahe verlassen haben, wie der «Blick» publik machte.
Im Rahmen seiner akademischen Karriere absolvierte Vogt unter anderem Auslandaufenthalte in New York, Peking, London und Florenz. Aufgewachsen ist er im Zürcher Oberland in Illnau-Effretikon. Er lebt aber seit bald dreissig Jahren in der Stadt Zürich.
Keine Erfahrung in der Exekutive
Vogts politische Laufbahn begann mit der Wahl in den Zürcher Kantonsrat im Jahr 2011. 2015 kandidierte er sowohl für den Ständerat als auch für den Nationalrat.
Im ersten Wahlgang bei den Ständeratswahlen erzielte er zwar ein gutes Resultat, verpasste eine Wahl im zweiten Wahlgang aber deutlich. Die Wahl in den Nationalrat gelang ihm jedoch. Erfahrungen in einem Exekutivamt hat Vogt hingegen keine vorzuweisen.
Vogt machte seine Homosexualität im Ständeratswahlkampf 2015 öffentlich. Als er bei der Präsentation seiner Bundesratskandidatur vor rund einem Monat auf das Thema angesprochen wurde, reagierte er überrascht. In seinem Empfinden als Mensch und Politiker spiele die sexuelle Orientierung keinerlei Rolle.