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«Eine Bäuerin sollte nicht zum Sozialfall werden»

Die Bäuerin Annekäthi Schluep-Bieri ist besorgt über die soziale Absicherung der Frau. Sie rät Bäuerinnen, vor der Heirat vieles zu bereden und zu regeln. Dabei sollen auch weiche Faktoren angesprochen werden.

Daniel Etter |

 

 

Die Bäuerin Annekäthi Schluep-Bieri ist besorgt über die soziale Absicherung der Frau. Sie rät Bäuerinnen, vor der Heirat vieles zu bereden und zu regeln. Dabei sollen auch weiche Faktoren angesprochen werden.

«Schweizer Bauer»: Immer wieder beklagt sich der Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV), Frauen in der Landwirtschaft hätten eine mangelhafte soziale Absicherung. Weshalb ist das so?
Annekäthi Schluep-Bieri: Vorab möchte ich festhalten, dass wir uns nicht beklagen, sondern darauf aufmerksam machen, dass viele Frauen in der Landwirtschaft sozial schlecht abgesichert sind. Eine Studie der Forschungsanstalt ART hat übrigens aufgezeigt, dass viele Frauen nichts über ihre soziale Absicherung wissen. Diese Bäuerinnen arbeiten intensiv mit, führen zum Teil eigenen Betriebszweige, erhalten aber weder Lohn, noch rechnen sie AHV ab.

Was sind die Folgen?
Kommt es wegen Unfall oder Krankheit zu einer Invalidität sind sie ungenügend abgesichert. Ähnlich ergeht es ihr im Scheidungsfall. Dann wird ihre Arbeit zu wenig angerechnet. Solche Fälle treten immer wieder auf.

Worin unterscheidet sich die Situation einer Bäuerin von  jener einer Ehefrau eines selbstständigen Gewerblers?
Bei solchen Gewerbebetrieben treten genau die gleichen Probleme auf. Wichtig ist, dass auch diese Frauen Lohn für ihre geleistete Arbeit erhalten und AHV abrechnen.

Heute arbeiten viele Bäuerinnen ausserhalb des Betriebes. Deren soziale Absicherung ist doch gut, oder?
Aufgrund der Tatsache, dass die Frauen meistens in Teilzeit auswärts tätig sind, kann davon ausgegangen werden, dass die eigenständige soziale Absicherung eher bescheiden ausfallen dürfte. Trotzdem darf die Arbeit zu Hause nicht vergessen gehen. Auch für diese Mitarbeit empfiehlt sich, die Versicherungsdeckung zu überprüfen. Oft ist es auch so, dass auswärts verdientes Geld der Frau in den Betrieb investiert wird. Diese Investitionen sind aufzuschreiben. Entsprechende Formulare finden sie unter: www.landfrauen.ch/soziales. Zudem empfehlen wir, alle Bankbelege aufzubewahren. Dies, damit bei der späteren Betriebsübergabe oder im Streitfall alles belegt werden kann.

Wohin soll der Lohn der Frau bezahlt werden?
Ich rate den Frauen, ein eigenes Konto zu haben. Dies vereinfacht übrigens auch die Betriebsbuchhaltung.

Was raten Sie einer Frau, die einen Bauern heiraten will?
Vorab wünsche ich ihr viel Glück. Dann rate ich ihr trotz aller Verliebtheit, die rechtlichen und sozialen Fragen mit ihrem zukünftigen Ehemann zu besprechen. Jeder Partner sollte ein Inventar der finanziellen Situation erstellen. Auch weiche Faktoren müssen diskutiert werden. Wie gestaltet sich das Zusammenleben? Wie sieht die Wohnform aus und wie das Zusammenleben und die Zusammenarbeit mit den Schwiegereltern, den Geschwistern. Wir empfehlen, dass in dieser Situation auch der rechtliche Status der jungen Frau geklärt wird. Am besten sollte ein Berater zugezogen werden.

Welcher Güterstand ist zu wählen?
Das kommt ganz auf die individuelle Situation an. Jeder Güterstand hat Vor- und Nachteile. Am besten bespricht man das auch mit einem Berater.

Am Anfang einer Ehe ist meistens alles schön und gut. Die Probleme fallen erst bei einer Krisensituation oder gar einer Scheidung an. Kann man sich darauf vorbereiten?
Vorbereiten kann man sich nur, indem man den möglichen Fall bespricht. Die Partner oder später auch die Kinder sollten wissen, wo die Dokumente sind, welche Passwörter wo verwendet werden, wie man es im Todesfall gerne haben möchte. Es ist also angezeigt, auch über schwierige Situationen zu sprechen.

Genügt denn das Reden?
Nein, das Gesprochene muss man schriftlich festhalten. Manchmal ist ein Ehevertrag sinnvoll. Es ist immer von Vorteil, dass man in einem Streitfall Entscheidungen schriftlich belegen kann.

Was ist zu tun, damit beide Ehegatten bei einer Trennung auf ihre Rechnung kommen?
Wie schon gesagt, wichtig ist, dass man möglichst viel aufgeschrieben hat. Besonders wichtig ist, dass man Geldflüsse nachvollziehen kann. Im Scheidungsfall verzichten Frauen oft auf ihnen zustehendes Geld. Dies, damit der Betrieb nicht aufgegeben muss. Das ist nachvollziehbar. Doch bin ich dagegen, dass die Frau auf zu viel verzichtet. Sie sollte nämlich nicht zum Sozialfall werden.

 

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