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Eine faszinierende Frau - die Welt aus einem anderen Blickwinkel

Die Freiburgerin Anja Tschannen studiert Agronomie an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen. In ihrem Blog berichtet sie über das Studium, aber auch über ihre Arbeit als Freie Mitarbeiterin beim Schweizer Bauer und ihre Hobbies.

Anja Tschannen |

 

Die Freiburgerin Anja Tschannen studiert Agronomie an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen. In ihrem Blog berichtet sie über das Studium, aber auch über ihre Arbeit als Freie Mitarbeiterin beim Schweizer Bauer und ihre Hobbies.

Im ganz am Anfang des dritten Semesters hat uns unser Lehrer im Modul Fleischproduktion und – verarbeitung  eine Liste mit empfehlenswerter Literatur abgegeben. Damals habe ich zum ersten Mal den Namen Tampel Grandin gehört. Eine Mitschülerin war absolut fasziniert und hat gesagt, sie habe bereits einen Film und ein Buch von Tampel Grandin. Das besondere an Tampel, sie ist Autistin. Aber was hat eine Autistin mit dem Modul Fleischproduktion und –verarbeitung zu tun? Tampel ist nicht nur Autistin, sondern auch eine hochangesehene Spezialistin für den Entwurf von Anlagen für die kommerzielle Tierhaltung in den USA. Und dies nach einem schwierigen und sicherlich auch schmerzhaften Werdegang.

Als Kleinkind wurde bei ihr Autismus diagnostiziert. Kein leichtes Schicksal, besonders nicht in den 50er Jahren. Dank der hartnäckigen Liebe ihrer Mutter wurde Temple nicht in ein Heim abgeschoben, lernte zu sprechen und konnte an Privatschulen gehen. Auf der Farm ihrer Verwandten fand sie heraus, dass es viele Ähnlichkeiten zwischen ihrer durch den Autismus beeinflusste Wahrnehmung der Umwellt und dem der Tiere liegt. Heute ist sie Expertin auf dem Gebiet Verhaltensbiologie der Nutztiere, Dozentin für Tierwissenschaften an der Uni in Collorado. Vor allem aber hat sie sich  durch den Bau von Viehhaltungs- und –transportanlagen einen Namen gemacht. Ihre Anlagen veränderten das Verhalten der Tiere derart positiv, dass gefährliche Situationen und Unfälle mit Menschen und Tieren deutlich zurückgingen. Der anfängliche Spott und Hohn der ihr entgegen kam, wenn sie wieder einmal auf allen Vieren durch einen Treibgang kroch, sind längst in Hochachtung und Respekt übergegangen. Ein Grossteil der Mast- und Schlachtanlagen in den USA sind heute nach ihrem System gebaut.

Auf Empfehlung meiner Mitstudentin wollte ich mich direkt mit dem Thema beschäftigen, aber erstens Kommt es anders und zweitens als man denkt. Und irgendwie ging das ganze etwas unter. Bis ich erfahren habe, dass ihr Film „Du gehst nicht alleine“ im TV ausgestrahlt wird. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit mir und so traf es sich, dass ich an diesem Abend für die Zeitung unterwegs war. Gott sei Dank hat meine Studienkollegin den Film aufgenommen und so kam es dazu, dass wir ihn diese Woche gemeinsam schauen wollten. Gestern war es dann fast so weit, bis wir gemerkt haben, dass Filmaufnahmen nur 20 Tage auf dem Laptop gespeichert werden. Trotz unzähligen und kreativen Versuchen an  den Film zu kommen, blieb am Schluss nur ein halber Nervenzusammenbruch. Zu früh gefreut! Trotzdem haben wir uns heute getroffen und nach gefühlten 10 Stunden haben wir es geschafft an den lang ersehnten Film zu kommen.  Und seit langem habe ich nicht mehr einen so guten Film geschaut, vielleicht ist hier zu erwähnen, dass ich mit Leidenschaft Filme oder zumindest Filmtrailer schaue.

Jedenfalls ist es ein unglaublich spannender, eindrücklicher und berührender Film, über eine ebenso unglaubliche und faszinierende Frau.  Der wieder einmal aufgezeigt hat, dass man die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten muss und es nicht nur eine richtige Sicht der Dinge gibt. Oft sind es unscheinbare Dinge die etwas erst zum Problem machen. Nur schon durch das bewusstere Wahrnehmen unserer Umwelt würde uns wohl vieles klar werden. Man muss für seine Ideen, Überzeugungen und Ideale einstehen und alles daran setzten ihnen treu zu bleiben und sie zu leben.

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