Pro Natura stellt dem offiziellen Nationalpark-Kandidaten «Parco Nazionale del Locarnese» eine Million Franken in Aussicht. Dies soll eine Motivations-spritze sein für den langen Weg bis zur Eröffnung. Politiker der Region mahnen, dass die Zustimmung der Bevölkerung nur erfolgt, wenn Regeln eindeutig festgelegt und kommuniziert werden.
«Die Vergabe der Million ist an die Bedingung geknüpft, dass der Nationalpark dereinst auch eröffnet wird», sagte Silva Semadeni, Präsidentin von Pro Natura, am Samstag anlässlich der symbolischen Übergabe des Geldes auf dem Monte Verità. Heute könne das Geld noch nicht verwendet werden, da der Nationalpark noch nicht existiere.
Geld kommt Bewohner der Kernzone zugute
«Dennoch will Pro Natura jetzt, in der entscheidenden Errichtungsphase des Nationalparks, ein deutliches Zeichen setzen ür die Bevölkerung im Locarnese und für die Grundeigentümer», sagte sie gemäss Redetext.
Die Pro-Natura-Million werde den Grundeigentümern in künftigen Kernzonen des Parks zugute kommen, da diese zentrale Leistungen für die Allgemeinheit erbrächten wie den Erhalt der Biodiversität, Klimaschutz oder Erlebniswert.
Für diese Leistungen sehe der Gesetzgeber keine Finanzmittel des Bundes vor, erklärte die neu gewählte Bündner SP-Nationalrätin. «Das ist eine entscheidende Finanzierungslücke.»
Geld und klare Regeln
Allerdings finanziert die öffentliche Hand die Errichtungsphase mit. Der Tessiner Staatsrat Mario Borradori (Lega) verriet denn auch, dass sein Departement für Raumplanung dem Regierungsrat in «ein paar Tagen» die Botschaft zu Genehmigung des kantonalen Beitrags von 1,9 Millionen Franken unterbreiten wird.
Doch mit Geld ist es nicht getan. «Einer der grundlegenden Aspekte in der Errichtungsphase wird in der Klarheit liegen», erinnerte Fabrizio Garbani Nerini, Gemeindepräsident von Cavigliano. «Die Zustimmung der Bevölkerung wird nur gegeben sein, wenn es gelingen wird, Regeln eindeutig und zweifelsfrei festzulegen und zu kommunizieren.»
Alle wollten und müssten genau wissen, was im Park erlaubt oder nicht zugelassen sein werde, sagte Garbani weiter. «Nur Klarheit in dieser Sache wird gewisse individuelle Verzichte und Einschränkungen zu Gunsten eines übergeordneten Zieles nachvollziehbar und erträglich machen.»
Holpriger, langer Weg zum Ziel im Jahre 2016
Cavigliano gehört nicht zu den Initiantinnen des Nationalparks im Locarnese. Die Entstehungsgeschichte des Nationalparks gleiche denn auch einer Exkursion auf einem der Wanderwege im geplanten Park, sagte Tiziana Zaninelli, Präsidentin des Projekts.
«Leicht zu begehende Abschnitte wechseln sich mit unwegsamen und beschwerlichen Steigungen ab, Saumpfade verwandeln sich in Klettersteige, sanfte Berghänge treffen auf abschüssige Felswände.» Lanciert wurde die Idee im Jahr 2000, seit September ist der Park «Offizieller Nationalpark-Kandidat» und 2016 soll er eröffnet werden.
Auch Bündner «Parc Adula» soll Million erhalten
Auch der zweite offizielle Nationalpark-Kandidat, der «Parc Adula» (GR/TI) werde von Pro Natura eine Million Franken versprochen erhalten, sobald er bereit sei. «Pro Natura will beide Nationalpärke und setzt sich mit ihren Mitteln für beide Projekte gleichermassen ein», erklärte Semadeni im Tessin.


