Die Branchenorganisation Milch (BOM) hat den Richtpreis für industrielle Molkereimilch im A-Segment um 5 Rappen erhöht. Dieser Entscheid komme die Milchbauern aber teuer zu stehen, kritisiert BIG-M. Der Organisation ist die Fixierung des Richtpreises bis Ende 2022 ein Dorn im Auge.
In den vergangenen Wochen sind die Produktionskosten bei den Milchbauern deutlich gestiegen. Energie, Futter, Maschinen, Dünger etc. haben sich verteuert. Die Rufe nach höheren Milchpreisen wurden in den vergangenen Monaten deshalb immer lauter. Mehrere Bauernorganisationen forderten die Branchenorganisation Milch (BOM) auf, den Richtpreis zu erhöhen.
Bereits im Vorfeld hat das BOM-Mitglied Coop gegenüber schweizerbauer.ch gesagt, eine Erhöhung der Milchpreise mitzutragen. «Wir sehen die deutlich gestiegenen Kosten bei den Milchbauern», sagte Coop-Chef Philipp Wyss.
Fixiert bis Ende 2022
Vergangene Woche hat nun die BOM den A-Richtpreis für industrielle Molkereimilch um 5 Rappen auf 78 Rappen je Kilo erhöht. Es handelt sich um die erste Erhöhung seit dem 1. Januar 2021. Dem Vernehmen nach war die Erhöhung aber keineswegs unumstritten. Erst nach langen Verhandlungen konnte sich die BOM auf die 5 Rappen einigen. Denn nun gibt es auch Forderungen bei der Käsereimilch. Die Schweizer Milchproduzenten (SMP) fordern hier mindestens eine Erhöhung von 5 Rappen. Ansonsten schwinde die wirtschaftliche Attraktivität der Käsereimilch.
Die Richtpreise bei der Molkereimilch werden eigentlich immer Anfang Quartal angepasst. Nun erfolgt aber die Erhöhung erst auf den 16. April 2022. «Der Grund für die Verschiebung um zwei Wochen liegt in der kurzen Frist für eine Umsetzung dieses Entscheids auf allen Handelsstufen», teilte die BOM mit. Der Richtpreis von 78 Rappen ist nun bis Ende 2022 fixiert. «Damit erhält die Milchbranche Planbarkeit und Stabilität», so die BOM weiter.
«Teuer erkauft»
Für BIG-M ist vor allem das Fixieren des Richtpreises bis Ende 2022 unverständlich. Denn in den kommenden Wochen und Monaten sei mit weiter steigenden Kosten für Produktionsmittel zu rechnen. Unzufrieden ist die Bauernorganisation auch mit den Schweizer Milchproduzenten (SMP).
Die BOM habe ein Berechnungsmodell, das den A-Richtpreis in Abhängigkeit vom Molkereimilchpreisindex vom BLW errechnet. «Diese Berechnung braucht es aber nur dann, wenn keine Einigung über den Richtpreis erzielt wird», heiss es in der Mitteilung von BIG-M. Gemäss diesem Index war eine Erhöhung des Richtpreises um 3 Rappen bereits klar. Die weiteren 2 Rappen kommen die Milchbauern gemäss BIG-M teuer zu stehen. «Die Produzentenvertreter in der BOM sich die 2 Rappen Aufschlag mit der Einfrierung des Richtpreises bis Ende Jahr erkauft», kritisiert die Bauernorganisation.
Für BIG-M ist dieser Schritt unverständlich. Die höheren Kosten für Produktionsmittel müssten die Bauern in den kommenden Monaten nun alleine tragen. Und aufgrund der knappen Verfügbarkeit von Milch würden die Einflussfaktoren der BLW-Index «rasant steigen». Das Fazit von BIG-M hört sich entsprechend düster an: «Dass der Richtpreis für das ganze Jahr eingefroren wird, ist deshalb eine Katastrophe.»
«Absolute Frechheit»
Auf kein Verständnis stösst bei der Basisorganisation die verzögerte Umsetzung der Richtpreis-Erhöhung. Es sei bereits im Voraus bekannt gewesen, dass der Richtpreis um einige Rappen steigen müsse. Der Entscheid wird als «absolute Frechheit» bezeichnet. «BIG-M kann sich nicht erinnern, dass jemals eine Richtpreissenkung mit Verzögerung umgesetzt wurde», heisst es im jüngsten Newsletter.
Für BIG-M ist unklar, ob die beschlossene Erhöhung überhaupt umgesetzt wird. Zudem sei der ausbezahlte Milchpreis weiterhin deutlich unter dem Richtpreis. Der jüngste Entscheid der BOM zeigt aus der Sicht von BIG-M, wer im Markt das Sagen hat: «Egal ob zu wenig Milch auf dem Markt ist, die Verarbeiter und Detailhändler kommen nie zu kurz.» So könne der Rückgang der Milchproduktion in der Schweiz nicht aufgehalten werden.
User mit Erhöhung nicht zufrieden
Auch bei einer nicht-repräsentativen Umfrage auf schweizerbauer.ch zeigt sich die überwiegende Mehrheit der Userinnen und User mit dem Entscheid der BOM nicht zufrieden. Für 28 Prozent sind die 5 Rappen ein erster Schritt. Für 59 Prozent sind die 5 Rappen eindeutig zu wenig. Für 5 Prozent ist derzeit nicht mehr möglich. Und 5 Prozent finden die 5 Rappen zu hoch.
Per Definition Richtpreis=franko Rampe Verarbeiter.
Scheinbar ist der Transport und die Abrechnug sehr gut bezahlt, wenn man sieht was beim Produzenten
wirklich ankommt. (Siehe mooh.swiss milchpreise)
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