Seit heute Montag dürfen Schweizerinnen und Schweizer auch wieder zum Einkaufen nach Deutschland reisen. In Konstanz war zwar kein Ansturm von Einkaufstouristen zu verspüren, in den Geschäften und Restaurants war aber mehr los als üblicherweise zum Wochenstart.
Genau heute vor einem Monat wurde der Grenzzaun zwischen Kreuzlingen und Konstanz abgebaut. Vertreter beider Seiten durchtrennten gleichzeitig die Kabelbinder zwischen einzelnen Zaunelementen und trafen sich in der Mitte zwischen dem doppelten Zaun.
«Die Mauer muss weg»
Unter viel Applaus, Bravo- und «die Mauer muss weg»-Rufen der Zuschauer wurden die Metallelemente zur Seite geräumt. Der Kreuzlinger Stadtpräsident Thomas Niederberger und der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt hatten jeweils eine Flasche Kreuzlinger und Konstanzer Wein mitgebracht, um anzustossen, wie sie es sich bei der Grenzschliessung versprochen hatten.
Dass die beiden zusammengewachsenen Städte jetzt nicht mehr getrennt sind, sei «ein super gutes Gefühl», sagte Niederberger. «Die Situation, die wir jetzt hatten, lässt uns noch mehr schätzen, was wir hier haben.»
Umsatzanteil Schweizer 35%
Seit heute Montag dürfen Schweizerinnen und Schweizer auch wieder zum Einkaufen nach Konstanz. Sämtliche Grenzübergänge, die wegen der Corona-Pandemie im März geschlossen wurden, sind wieder geöffnet. Risikobasierte Kontrollen gibt es weiterhin, um Schmuggel und Kriminalität zu verhindern.
Am Zoll in Konstanz gab es am Montagmorgen die ersten Einkaufstouristen, welche ihre Belege für die Rückerstattung der Mehrwertsteuer abstempeln liessen. Seit dem 1. Januar 2020 muss für die Rückerstattung der Einkauf in einem Geschäft an einem Tag 50 Euro übersteigen.
Der erhoffte Ansturm an Einkaufstouristen blieb aber aus. «Es ist ein Wochentag. Die Leute müssen arbeiten», sagte Peter Herrmann, Manager des Lago-Centers in Konstanz, der sich über die Rückkehr der Normalität freut. Er rechnet mit rund 25'000 bis 28'000 Besuchern. Medikamente, Drogerie-Produkte, Kleider und Zeitschriften sind beliebte Artikel, welche von den Einkaufstouristen in Konstanz gekauft werden. Im «Lago» machen die Einkäufe von Schweizerinnen und Schweizer laut Herrmann rund 30 bis 35 Prozent des Umsatzes aus.
Feier auch in Basel
Grosse Freude auch in Basel: Behördenvertreter aus der trinationalen Region Basel feierten am Morgen das Ende der dreimonatigen Grenzschliessung. Für die Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann war dieser Anlass «ein starkes Zeichen gegenseitiger Wertschätzung».
Das Lebensgefühl des Dreiländerecks habe ihr in den vergangenen Monaten schmerzlich gefehlt, sagte Ackermann an der Feier auf der Dreiländerbrücke zwischen Weil am Rhein D und Huningue F. Nun gelte es, über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit eine weitere Grenzschliessung dieser Art zu verhindern, sagte die Basler Regierungspräsidentin weiter. Dazu müssten die Anliegen der Region im Dreiländereck verstärkt gemeinsam nach Bern, Paris und Berlin getragen werden.
In Weil kein Ansturm
Auch Behördenvertreter aus Deutschland und Frankreich freuten sich über die Wiedereröffnung der Grenzen. Während der Grenzschliessung sei die Region enger zusammengewachsen. Es habe sich gezeigt, «dass wir nicht nur Nachbarn oder Partner, sondern Freunde sind», hiess es an der Feier.
Die Grenzöffnung wurde bereits am frühen Morgen von vielen Menschen genutzt, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bei der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) hiess. So sei am Autobahn-Grenzübergang Rheinfelden viel Verkehr gewesen. Ein Ansturm von Einkaufstouristen aus der Schweiz war im Warenhaus Rheincenter in Weil am Rhein D indes nicht auszumachen.
Maskenpflicht
Die Grenzgänger scheinen mit die Verhaltensregeln im Nachbarland vertraut zu sein. Kaum überquerte der Zug die Grenze in Konstanz werden die Masken aufgesetzt. In Deutschland gilt sowohl im öffentlichen Verkehr als auch auf den Bahnsteigen Maskenpflicht. Auch in vielen Geschäften werden Schutzmasken verlangt. Der Mindestabstand beträgt dafür nur 1,5 Meter.