Vom Gejagten zum Jäger: Eine zarte Pflanze, die nur in Brasilien wächst, schnappt mit ihren unterirdischen klebrigen Blättern Fadenwürmer und frisst sie dann. Das berichten Wissen-schaftler im Fachmagazin «PNAS».
Dem internationalen Forscherteam war aufgefallen, dass das Gewächs Philcoxia minensis anderen fleischfressenden Pflanzen in Form und Aufbau ähnelt. Während der Untersuchungen stellte sich heraus, dass das Pflänzchen tatsächlich Fleisch mag - und zwar winzige Fadenwürmer, die im Boden leben.
Normalerweise sind es die Würmer, die so mancher Pflanze das Leben schwer machen. In diesem Fall dreht die Pflanze den Spiess um. Um herauszufinden, ob Philcoxia minensis Nährstoffe aus einem möglichen Beutetierchen aufnimmt, markierte das Team Fadenwürmer mit Stickstoff.
Diese verfütterten sie dann an das Gewächs. Danach produzierten die Blätter den Forschern zufolge grössere Mengen des Gases. Das zeige, dass die Pflanzen die Würmer verdaut hätten, schreiben die Forscher um den Biologen Rafael S. Oliveira von der Universität von Campinas im brasilianischen Bundesstaat São Paulo.
Philcoxia minensis zählt zu den Wegerich-Gewächsen. Die Pflanze wächst im schattigen weissen Sand. Das ist typisch für fleischfressende Pflanzen: Sie wachsen unter widrigen Bedingungen und nehmen Nährstoffe von toten Tieren über ihre Blattoberfläche auf. Die Fangstrategie von P. minensis ist bislang einzigartig.