Mit dem Schmelzen des grönländischen Eises fressen die dortigen Eisbären immer öfter Seehundarten aus gemässigteren Zonen. Diese sind zwar nahrhaft, aber auch mit Giftstoffen belastet, berichtet ein dänisch-kanadisches Forscherteam im Fachjournal «Environment International».
Das Team um Rune Dietz von der Aarhus Universität hat das Fettgewebe von 294 Eisbären untersucht, die zwischen 1983 und 2010 von Inuit erlegt worden waren. Es zeigte sich, dass die Bären in diesem Zeitraum weniger hocharktische Ringelrobben und dafür mehr der subarktisch lebenden Sattel- und Mützenrobben gejagt hatten.
Der Anteil an Ringelrobben in der Nahrung der Bären sei innert 30 Jahren um 42 Prozent gesunken, schrieb die Aarhus Universität in einer Mitteilung. Das Problem sei, dass die neuen Beutetiere höhere Werte von Giftstoffen enthalten, da sie näher an der Zivilisation lebten und weiter oben in der Nahrungskette stünden, sagte Dietz in der Mitteilung.
«Der Klimawandel unterminiert so den Nutzen von Massnahmen wie dem Verbot der langlebigen organischen Schadstoffe (POPs)», sagte sie. Tatsächlich fanden die Forscher, dass die Gehalte an POPs bei den Eisbären seit deren Verbot im Jahr 2000 langsamer abnahmen als bei Ringelrobben.
Die ostgrönländische Eisbär-Population lebt in einer Gegend, wo die Meereisbedeckung um ein Prozent pro Jahr schrumpft - eine der höchsten Schmelzraten in der gesamten Arktis, schrieb die Hochschule. Ist das Eis weg, könnten dem Eisbär auch die neuen Beutetiere verloren gehen: Sie bringen ihre Jungen auf festem Eis zur Welt, wo sie dank der Sonnenstrahlung lebensnotwendiges Vitamin D produzieren können.


