Weissklee-Luzerne-Mischungen sind sehr eiweissreich. Mit Trockenpellets lässt sich das Soja in der Milchviehfütterung zum Teil ersetzen. Doch der Anbau des Futters ist anspruchsvoll – und die Qualität muss stimmen.
Soja lässt sich in der Milchviehfütterung zumindest teilweise ersetzen. Davon ist Andy Vogel überzeugt. Er ist der Geschäftsführer der 2013 gegründeten Interessengemeinschaft (IG) Eiweissfutter aus einheimischen Leguminosen. Und er baut selber Weissklee-Luzerne-Mischungen an. Das Futter wird in der Trocknungsanlage getrocknet und zu Pellets gepresst.
18 bis 20 Prozent Protein
«Versuche haben gezeigt, dass mit Futterleguminosen pro Hektare zwei- bis dreimal so viel Rohprotein erzeugt werden kann wie mit Körnerleguminosen», erklärte Vogel am Donnerstag an einer Flurbegehung in Diessenhofen TG, die mitorganisiert wurde von der Bioberatung des Kantons Thurgau. «Im Herbst geschnittene Weissklee-Luzerne-Mischungen enthalten bis zu 25 Prozent Rohprotein. Unser Ziel ist ein Trockenfutter mit 18 bis 20 Prozent Eiweiss im Jahresdurchschnitt», fuhr er fort. «Es gibt Milchviehhalter, die ausser diesen Pellets keine weiteren Eiweissträger mehr zukaufen. 2kg Pellets ersetzen dabei 1kg Soja.» Voraussetzung dafür sei, dass die Eiweisspellets von bester Qualität seien.
Nur so lasse sich auch der relativ hohe Preis von 65 Franken pro 100kg in Bioqualität rechtfertigen. «Mit diesem Preis komme ich, bei einem Ertrag von 8,5t Trockenpellets pro Hektare im Hauptnutzungsjahr, auf einen vergleichbaren Deckungsbeitrag von gut 3000 Franken pro Hektare», rechnete Vogel vor. «Ins Gewicht fallen vor allem die Trocknungskosten. Diese liegen im Optimalfall unter 25 Franken pro 100kg Würfel. Steigen sie auf 40 Franken, geht die Rechnung nicht mehr auf.»
Damit dieser Fall nicht eintritt, ist wichtig, dass die Klee-Luzerne-Mischung im optimalen Stadium und bei gutem Wetter gemäht wird. Vogel setzt keinen Aufbereiter ein und verzichtet aufs Zetten, um Bröckelverluste zu vermeiden. Er häckselt das Futter auch nicht, sondern lädt es mit dem Ladewagen.
Häufig schneiden
Anders macht das der Landwirt Heinz Brauchli, der das Futter direkt in den Kipper häckseln lässt und so Transportkosten zur Trocknungsanlage spart. Auf seinem Betrieb fand die Flurbegehung statt, besichtigt wurde seine 3,7ha grosse Weissklee-Luzerne-Parzelle, die er letztes Jahr angesät hat. «Ich wählte eine Mischung mit verschiedenen Weisskleesorten und Alexandrinerklee und mischte rund 30 Prozent Luzerne bei», erklärte er, «die Saatgutkosten beliefen sich auf 404 Franken pro Hektare.» Es gebe mittlerweile Luzernesorten, die einen häufigen Schnitt ertrügen. Denn für einen hohen Rohproteingehalt muss das Futter früh gemäht werden – erstmals in der zweiten Maihälfte –, dann rund alle vier bis fünf Wochen, sodass im Idealfall daraus fünf Schnitte pro Jahr resultieren.
Raygras macht Probleme
Zu kämpfen hat Brauchli – wie auch andere Produzenten – mit dem Durchwuchs von Italienischem Raygras. Je mehr davon wächst, desto tiefer fällt der Rohproteingehalt der Ernte aus. Deshalb empfiehlt sich vor der Saat im August eine Unkrautkur, die aber nur bei guten Bodenverhältnissen erfolgversprechend ist. Bodenverdichtungen müssen vermieden werden.
Auch der Pflug vor dem Äugsteln ist nicht erste Wahl, denn der Boden sollte tragfähig sein. Jedenfalls empfohlen wird ein Säuberungsschnitt im Herbst. «Die Weissklee-Luzerne-Mischungen haben in der Fruchtfolge zwar die Stellung von Kunstwiesen», betonte Vogel, «aber die Trockenfutterproduktion ist bedeutend anspruchsvoller.» Trotzdem sieht er noch viel Potenzial in heimischem Eiweissfutter: «Mit unserem neuen Logo Swiss Green Protein wollen wir unser Produkt zwar immer noch vorwiegend regional, aber noch professioneller vermarkten. Dazu sucht IG noch Produzenten.»