Über die Jahre hinweg haben Studien keine neue gesundheitlichen Risiken durch Elektrosmog aufzeigen können. Allerdings weisen Untersuchungen teilweise gravierende methodische Schwächen auf und es gibt auch keine Langzeitstudien zu Auswirkungen auf Schlaf und Wohlbefinden. Die Belastung dürfte in Zukunft aber weiter ansteigen.
Bei der aktuellen lückenhaften Datenlage bedeutet das Fehlen eines Nachweises gesundheitlicher Risiken nicht automatisch, dass es keine Auswirkungen gibt, wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) in einem am Donnerstag veröffentlichten Synthesebericht festhält.
Aus wissenschaftlicher Sicht sei daher der vorsorgeorientierte Ansatz im Umgang mit nichtionisierender Strahlung weiterhin angezeigt. Ausgewertet wurden rund 50 Studien, die in den vergangenen sechs Jahren veröffentlicht wurden.
Keine Beeinträchtigung aufgezeigt
Die meisten neuen Studien zur Belastung durch ortsfeste Sendeanlagen betrafen das allfällige Auftreten von Schlafstörungen und von unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit. Untersuchungen um einen Kurzwellen-Radiosender herum hatten Hinweise darauf gegeben, dass solche Emissionen die Schlafqualität der Anwohner beeinträchtigen könnten. Daher sei dieser Zusammenhang im letzten Bericht noch als möglich bewertet worden.
Die Ergebnisse der neuen Studien zeigen laut BAFU aber keine Beeinträchtigung der Schlafqualität durch Hochfrequenzfelder von Sendeanlagen. Es seien auch keine Hinweise darauf gefunden worden, dass Menschen mit elektromagnetischer Hypersensibilität anders auf die Belastung reagierten als die restliche Bevölkerung.
Zu wenige Versuchspersonen
Allerdings lasse sich diese Frage nicht abschliessend beantworten, weil bisher nicht genügend Menschen über einen längeren Zeitraum untersucht worden seien. Es sei auch nicht auszuschliessen, dass Kurzwellen andere Effekte verursachten als die heutigen hochfrequenten elektromagnetischen Felder, die hauptsächlich vom Mobilfunk, von Schnurlostelefonen und WLAN ausgingen.
Vier neue Studien in der Umgebung von Rundfunksendern oder Mobilfunkbasisstationen hätten im Gegensatz zu einigen älteren Untersuchungen auf keinen Zusammenhang zwischen der Belastung durch Sendeanlagen und dem Leukämierisiko bei Kindern hingewiesen.
Sei dieser Zusammenhang im letzten Bericht noch als möglich erachtet worden, so sei diese Einschätzung nun abgeschwächt worden. Allerdings erlaubten die Resultate keine Rückschlüsse bezüglich potenzieller Risiken bei höheren Expositionen.
Forschungsbedarf vorhanden
Kurzfristige Effekte auf das Herz-Kreislauf-System werden wie in früheren Studien als unwahrscheinlich erachtet. Auch seien in vier neuen Experimenten keine kurzfristigen Auswirkungen auf kognitive Funktionen wie Lernprozesse oder Reaktionsgeschwindigkeiten beobachtet worden.
Insbesondere bezüglich eventueller Langzeiteffekte bestehe allerdings noch erheblicher Forschungsbedarf, schreibt das BAFU. Zudem sei davon auszugehen, das sich die Belastung in Zukunft durch die rasche Entwicklung der drahtlosen Kommunikationstechnik verändern und weiter ansteigen werde.