Die Wildhut erschoss den männlichen Wolf am Dorfrand von Elm in der Nähe eines gerissenen Rehs, wie der Kanton Glarus am Mittwoch mitteilte. Das Grossraubtier hatte das Reh in der Nacht zuvor auf einer Wiese erbeutet.
Wolf nähert sich bis 30 Meter
In der zweiten Januarhälfte war es bei Elm tagsüber zu einer Begegnung von zwei Wölfen mit einem Kind gekommen, wobei eines der Tiere auf den Knaben zuging. Eines der Tiere habe sich trotz Rufen von Erwachsenen einem vierjährigen Kind genähert. In Panik rannte das Kind schreiend auf die Erwachsenen zu, während einer der Wölfe ihm folgte. Das Raubtier verringerte den Abstand auf etwa 30 Meter, schrieb die Mutter des Kindes in einem Brief.
Erst als das Kind in den Armen der Mutter war, kehrten die Wölfe um und zogen sich zurück. Die Anwesenden waren schockiert und zeigten sich besorgt über das fehlende Fluchtverhalten der Tiere, die keinerlei Scheu vor Menschen zeigten. Dieser Vorfall hat grosse Ängste bei der betroffenen Familie ausgelöst. Sie sorgt sich um die Sicherheit im ländlichen Raum. Die Mutter fordert eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Problematik und nachhaltige Lösungen zum Schutz von Mensch und Tier. «Ich hatte Panik. Was wäre passiert, wenn ich länger beim Stall geplaudert hätte», hielt sie im Brief fest. Sie hielt fest, dass es in der Schweiz keinen Platz für Grossraubtiere gebe.
Problematisches Verhalten
Bereits vor diesem Vorfall wurden laut Kanton seit Dezember 2024 Wölfe mehrmals bei Tageslicht im Elmer Siedlungsgebiet und anderen stark frequentierten Gebieten gesichtet.
Der Kanton verwies auf das Konzept Wolf Schweiz des Bundesamts für Umwelt. Dieses beschreibe ein problematisches Wolfsverhalten. Ein solches bestehe, wenn Wölfe regelmässig in der Nähe von Siedlungen auftauchen und dabei ein auf den Menschen oder dessen Haushunde gerichtetes Verhalten zeigten. Der Kanton stufte das Verhalten der Wölfe als «problematisch» ein und verfügte den Abschuss der beiden Elmer Wölfe.
«Keine Gefahr für Menschen»
Die Gruppe Wolf Schweiz kritisierte den Abschussentscheid. «Die publik gewordenen Situationen deuten jedoch nicht auf ein aggressives Verhalten hin, sondern auf Wölfe, die bisher keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht haben», schrieben die Wolfsschützerinnen und -schützer in einer Stellungnahme. Daher wäre eine Vergrämung eigentlich die geeignete Massnahme, denn im Unterschied zu toten Wölfen könnten vergrämte Wölfe noch etwas lernen.
«Eine unmittelbare Gefährdung der menschlichen Sicherheit ist aus den bekannten Schilderungen nicht abzuleiten», betonte die Wolfsschutz-Organisation. Das Risiko, das von wildlebenden Wölfen für den Menschen ausgehe, sei so gering, dass es statistisch nicht mal erfasst werden könne - weltweit.
Die Organisation warf den Wolfgegnern vor, «gezielt Stimmung» gegen den Wolf zu machen. Es werde eine Gefahr heraufbeschworen. Mit Falschinformationen würden gezielt Ängste geschürt. «Dass die Bevölkerung bei Wolfsbegegnungen tatsächlich mit Angst statt mit Gelassenheit und Zuversicht reagiert, ist nicht verwunderlich und kann ihr nicht zum Vorwurf gemacht werden», hiess es in der Mitteilung weiter.
Die Geschichte von Rotkäppchen.