Cäcilia und Elmar Wohlgensinger halten 118 Ziegen. Um deren Fresslust zu fördern, füttern sie bis zu achtmal täglich belüftetes Emd und Heu. Leistungsfutter gibts im Melkstand. Silage ist zu heikel und deshalb tabu.
Ziegen gelten zu Recht als heikel. Das macht ihre Fütterung anspruchsvoll – besonders, wenn man eine ansprechende Milchleistung von ihnen erwartet. So wie Cäcilia und Elmar Wohlgensinger. Sie halten auf ihrem Betrieb in Dreien SG auf 800m ü. M. in der Bergzone II 118 Ziegen, grösstenteils Toggenburger und Gämsfarbige Gebirgsziegen, aber auch einige Saanenziegen.
Die Ziegen werfen ihre Gitzi überwiegend im Januar und Februar. Dann werden sie gemolken bis im November, bevor sie zwei Monate trocken stehen. «Die Milchleistung liegt in der ersten Laktation bei 620kg und in den folgenden Laktationen bei 950kg mit 3,7 Prozent Fett, 3,1 Prozent Eiweiss und tiefen Zellzahlen», weiss Elmar Wohlgensinger aufgrund der Milchleistungsprüfung und der Milchmengenmessung im 12er-Melkstand.
Futterband im Stall
Seit sieben Jahren setzen Wohlgensingers voll auf die Ziegen. Entsprechend haben sie den ehemaligen Rinderstall umgebaut. Ein Futterband läuft längs durch den Stall. Es wird sieben- bis achtmal pro Tag mit Heu und Emd beschickt. So haben die Ziegen regelmässig frisches Futter und werden zum Fressen animiert.
«Im Winter füttere ich mehrheitlich gutes Emd ab der Warmluftbelüftung», erklärt Elmar Wohlgensinger, «Im Sommer machen wir Portionenweide, dazu gibts gutes Heu. Das ältere Heu erhalten die Geissen, wenn sie galt sind. Zudem haben wir noch Aufzuchtrinder, die das schlechtere Futter fressen.» Auch die Krippenreste – etwa 10 Prozent – fressen die Rinder.
Milchviehfutter passt gut
Ausser Emd und Heu erhalten die Ziegen im Melkstand maximal 1kg Leistungsfutter. Und zwar eines, das eigentlich für Kühe entwickelt wurde. «Kein Problem», meint dazu Peter Ammann, Fütterungsberater der Melior. «Das Leistungsfutter für Kühe eignet sich auch für Ziegen.» Doch dürfe man die Milchviehfütterung nicht 1 zu 1 auf Ziegen übertragen: «Silage ist für Ziegen nicht empfehlenswert, auch wenn die Milch nicht wie bei Wohlgensingers verkäst wird. Das Risiko von Durchfall ist zu gross.» Ebenso rät der Fütterungsberater, wegen der Pilzbelastung keinesfalls graues Dürrfutter oder Stroh einzusetzen. Bei den Ziegen müsse man sehr sorgfältig und sauber arbeiten.
Wohlgensingers tun das. Sowohl bei der Fütterung wie auch bei der Haltung. Und das ab der Geburt der Gitzi. Diese bleiben zuerst einen Tag bei der Mutter. Cäcilia Wohlgensinger achtet darauf, dass alle in den ersten Lebensstunden mit Kolostrum versorgt sind. Wenn eine Geiss Drillinge geworfen hat, hilft sie mit dem Schoppen nach. «Ziegen sind sensibel», betont die Bäuerin, die oft mit Homöopathie arbeitet und auch pflanzliche Heilmittel wie Fenchel gegen Durchfall einsetzt. «So können wir die Tierarztbesuche auf ein Minimum reduzieren, und wir haben praktisch keine Verluste bei den Gitzi.»
Erste Saison ohne Gras
Jene Jungtiere, die nicht zur Nachzucht benötigt werden, gehen im Alter von zehn Tagen auf einen Mastbetrieb. Doch auch die Aufzuchtgitzi werden intensiv gefüttert. Zum Einsatz kommt wiederum ein Melior-Futtermittel aus der Rindviehsparte, ein flockiertes Kälberaufzuchtfutter. Dazu geben Wohlgensingers Heu, aber kein Gras. «In der ersten Saison bleiben die Gitzi im Stall», erläutert Elmar Wohlgensinger. Und er nennt auch den Grund dafür: «So lesen sie sich auf der Weide keine Würmer auf, sie wachsen besser und sind robuster.»
Magen-Darm-Parasiten sind in der Ziegenhaltung ein grosses Problem. Auch auf dem Betrieb in Dreien müssen die Ziegen zweimal jährlich entwurmt werden. «Wir konnten mit einer gezielten Entwurmungsstrategie Resistenzen bisher vermeiden», meint der Betriebsleiter. Er hält den Wurmdruck auf den Wiesen tief, indem er sie abwechslungsweise abweidet und dann mäht und das Futter konserviert. «Die Ziegen fressen die Weiden nicht sauber ab», ergänzt er. Da mache es Sinn, zwischendurch zu mähen. «Wir könnten die Ziegen auch länger auf einer Fläche lassen, damit sie sauberer fressen. Aber das würde zulasten der Milchleistung gehen.» Und das wollen Wohlgensingers keinesfalls.