Der Preis für Emmentaler AOC ab Käserei soll in kurzer Zeit um über 25 % steigen. In der Branche ist man zuversichtlich, dass sich die Preiserhöhung am Markt umsetzen lässt. Dies aber nur, wenn sich alle an den Richtpreis halten.
Letzte Woche teilte die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland (ES) ihren Produzenten die Produktionsfreigabe für die Monate Oktober und November mit. Nachdem die Käsereibetriebe in den Vormonaten nur 50% ihrer Referenzmengen produzieren durften, erhöhte die ES nun die Freigabe auf 70%
Die Situation ist aber nach wie vor angespannt. Die Lagerbestände sind hoch, und am Markt erzielt der Emmentaler einen ruinösen Preis.
Aktuell wird den Käsereien der Emmentaler AOC (Produktion März) für rund 5,65 Franken je Kilo exklusive Sortenbeitrag abgerechnet. Das soll sich ab der Produktion Juni ändern. Ab dann gilt ein Richtpreis. Dieser liegt für die Juniproduktion bei 6,30 Franken je Kilo und ab Juli gar bei 7 Franken.
Preise werden steigen
Sind diese Preisaufschläge realistisch? Und werden sich die Handelsfirmen an die Richtpreise halten? Die ES-Direktorin Franziska Borer gibt sich zuversichtlich: «Gemäss unseren Informationen werden die neuen Preise von allen Handelsfirmen bezahlt. Die Handelsfirmen ihrerseits haben in In- und Ausland eine Preiserhöhung per Mitte Oktober respektive Mitte November 2013 angekündigt.»
Das scheint der Fall zu sein. Richard Gander von der Handelsfirma Lustenberger und Dürst etwa sagt: «Der Richtpreis ist das Ziel. Wir werden ihn für die Monate Juni und Juli bezahlen. Danach wird es entscheidend sein, wie der neue Preis im Markt akzeptiert wird.» Auch Emmi will die Richtpreise bezahlen und ist überzeugt, dass sich die Preiserhöhung auch bei ihren Kunden umsetzen lässt. «Die Preiserhöhungen wurden den Kunden kommuniziert und werden auf definierte Stichtage umgesetzt werden», teilt Emmi mit.
Eine gewisse Unsicherheit bleibt dennoch im Raum. Emmi etwa teilte jüngst ihren Lieferanten mit, sollten sich wider Erwarten gewisse Marktteilnehmer nicht an die Richtpreise halten, behalte sich Emmi vor, am bisherigen Einkaufsmodell fest zu halten. «Jeder Akteur ist sich bewusst, welche Auswirkungen ein Abweichen vom Richtpreis haben wird», sagt Emmi dazu. Weiter befürchtet Emmi, gewisse Marktakteure könnten bei allfälliger Warenknappheit auf politischem Weg versuchen, gegen die Mengensteuerung anzukämpfen.
Klage noch hängig
Davon, dass noch nicht alles harmonisch ist in der Emmentalerbranche, zeugt die noch immer hängige Anfechtungsklage gegen die Beschlüsse der Delegiertenversammlung von 2012. An dieser wurde die Wiedereinführung einer zentralen Mengensteuerung beschlossen.
Und wie sieht es längerfristig aus? Eine Frage, welche die Emmentalerkäsereien und ihre Milchproduzenten brennend interessiert. Eine Prognose lässt sich kaum machen. Emmi ist sich der hohen Lagerbestände zwar bewusst, ist aber überzeugt, dass diese in den nächsten Monaten sinken werden. «Wir unterstützen den von der Sortenorganisation Emmentaler eingeschlagenen Weg mit den kommunizierten Produktionsfreigaben von 70% für die Monate Oktober und November. Die weiteren Freigaben werden von der Marktentwicklung abhängen. Es ist vorstellbar, dass die Produktionsfreigaben künftig leicht höher ausfallen können», zeigt sich Emmi leicht optimistisch.
Einschränkung bleibt hoch
Für Richard Gander von Lustenberger und Dürst war die tiefe Produktionsfreigabe der letzten Monate dringend notwendig. Für die kommenden beiden Monaten hätte sie nach seiner Einschätzung der Absatzmärkte höher als 70% ausfallen müssen. Langfristig gibt sich Gander aber nicht sehr euphorisch: «Unter den gegebenen Umständen wird die durchschnittliche Einschränkung ohnehin bei 28–30% liegen. Alles andere wäre reines Wunschdenken», so Gander.


