Die Aufhebung der Mengensteuerung führte vor allem zu einem Preiszerfall. Jetzt will die Sorten-organisation die Menge wieder führen. Dies passt aber nicht allen. Einige fürchten sich vor Benachteiligungen.
Die Aufhebung der Mengensteuerung beim Emmentaler brachte einen ruinösen Preiszusammenbruch, nicht aber ein grösseres Verkaufsvolumen.
Jetzt will die Fromarte zusammen mit der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland (ES) und der Sortensektion Emmentaler Milchproduzenten (SEM) das Ruder herumreissen. Am kommenden Mittwoch lädt die ES zu einer ausserordentlichen Delegierten-versammlung ein. Ziel ist es, ein neues Mengensteuerungs-reglement zu verabschieden. Damit soll auch der Weg für die Gründung einer Angebotsbündelungs-AG geebnet werden.
Bessere Preise als Ziel
Die Verantwortlichen erhoffen sich, dass dadurch die Käsepreise rasch auf etwa Fr. 6.60 je Kilo Emmentaler ab Käserei ansteigen (aktuell ±Fr. 5.70). Für die Sortenorganisation ist klar: Kann jetzt nicht wieder ein Mengenführungsmodell auf die Beine gestellt werden, wird sie gezwungen sein, alles so weiterlaufen zu lassen wie bisher. Die Käsereien werden weiterhin Mengen- und Restgeldempfänger bleiben. Zudem wird der tiefe Emmentalerpreis die gewerbliche Produktion in den Dorfkäsereien bedrohen.
Ob die Delegierten die Mengensteuerung absegnen, steht noch nicht fest. Viele haben sich noch keine abschliessende Meinung gebildet. Aus Sicht der SEM ist der Fall aber klar: «Jede neue Lösung ist besser als die bestehende Situation.» Denn die tiefen Käsepreise widerspiegeln sich in den tiefen Milchpreisen. Dies führt dazu, dass Emmentalermilchproduzenten andere Abnehmer suchen oder gar gezwungen sind, ihre Milchproduktion aufzugeben.
Angst vor Einschränkung
Die geplante Mengensteuerung erfreut aber nicht alle. Zwar begrüssten die Handelsfirmen laut der ES grossmehrheitlich das Modell. Hingegen scheinen auf der Produzentenseite nicht alle ganz glücklich über den Vorschlag zu sein.
Einige stören sich daran, dass wegen Neuzuteilungen an ehemalige Aussenseiter die gesamte Referenzmenge auf gegen 32’000 Tonnen ansteigen soll. Stellt man dies der Jahresproduktion 2011 von rund 25’000 Tonnen gegenüber, resultierte eine durchschnittliche Produktionseinschränkung von 20 Prozent.
Eine solche wollen insbesondere jene Käsereien nicht hinnehmen, die ihren Betrieb momentan voll auslasten können. Zudem vertreten einige den Standpunkt, dass es zu viele Emmentalerkäsereien gibt, dass die heutige Situation den Strukturwandel ankurbelt und daher für Besserung sorgt.
Sanktionierung bei Überlieferung führt zu Diskussionen
Weiter gibt die Sanktionierung bei Überlieferung zu diskutieren. Das zu verabschiedende Reglement sieht eine Abgabe in der Höhe von Fr. 2.50 je Kilo zu viel produzierten Emmentaler vor. Für viele ist diese Busse zu wenig hoch. Sie befürchten, dass sich einige Käsereien insbesondere im Frühling nicht an die Mengenvorgaben halten und billige Überschussmilch trotz Strafabgabe verkäsen werden.
Grosse Zustimmung
Nichtsdestotrotz sprachen sich am Mittwoch in Sursee LU an der informellen Landsgemeinde der Emmentalerhersteller die Anwesenden bei einer Konsultativabstimmung grossmehrheitlich für eine Mengensteuerung aus.
Bündelung folgt später
Heissen die Delegierten der ES am kommenden Mittwoch die Mengensteuerung gut, wird die ES beim Bundesrat deren Allgemeinverbindlichkeit beantragen. Dies, damit sich auch Nichtmitglieder an die Mengenvorgaben halten müssen. In einem weiteren Schritt soll eine Angebotsbündelungs-AG gegründet werden. Diese soll dafür sorgen, dass nicht mehr produziert wird, als der Handel nachfragt. Zudem soll sie dem Restgeldmodell ein für allemal den Todesstoss versetzen.
Eine Angebotsbündelung aber stösst bei den Handelsfirmen auf wenig Gegenliebe.


