Der grösste Schweizer Milchverarbeiter ist auf Kurs. Auf dem Heimmarkt hat Emmi mit Preisdruck zu kämpfen. Das Werk in Ostermundigen BE kommt allmählich an die Kapazitätsgrenze
Der grösste Schweizer Milchverarbeiter Emmi erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 3,49 Milliarden Franken – ein Plus von 1,1 Prozent. Rein auf Geschäftstätigkeit bezogen, also Währungs- und Akquisitionsbereinigt, betrug das Wachstum gar 2,2 Prozent.
Fokussierung auf Wachstumsmärkte
«Das Ergebnis ist nicht selbstverständlich», wie Emmi-Verwaltungsratspräsident Konrad Graber am Montag eingangs der Bilanzmedienkonferenz in Luzern anmerkte. Denn man bewege sich verschiedentlich auf herausforderndem Terrain. Dass das Ergebnis nun doch positiv ausgefallen sei, führte Graber nicht zuletzt auf die eingeschlagene Strategie des Milchverarbeiters zurück. Eine Fokussierung auf Wachstumsmärkte, die Stärkung der eigenen Marken sowie die Besetzung von Nischen, zählte der Emmi-Präsident dazu.
Aktien reagieren mit Kurssprung
Unter dem Strich resultierte ein Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern von 218 Millionen Franken (+ 0,5 Prozent). Der Reingewinn liegt mit 166 Millionen 5.3 Prozent unter Vorjahr. Dies sei eine Folge einer gestiegenen Steuerquote und höherer Minderheitsanteilen, schreibt Emmi. Tatsächlich scheint das Ergebnis über den Erwartungen zu liegen. Die derzeit ebenfalls durch das Corona-Virus schwächelnden Emmi-Aktien, die wegen der Epidemie bisher rund 10 Prozent an Wert einbüssten, machte nach Bekanntwerden der Jahreszahlen fast vier Prozent Boden gut.
Und obschon Emmi 2019 beim Umsatz in allen Divisionen zugelegt hat, zu kämpfen hat man in Luzern nach wie vor auf dem Heimmarkt. Der Detailhandel sei im Umbruch und man spüre nach wie vor den Preisdruck der Abnehmer. «In den Verhandlungen geht es leider oft weniger um die Frage wie man mehr verkaufen, sondern wie kann man günstiger verkaufen kann», sagte Emmi-Chef Riedener gegenüber dem «Schweizer Bauer». Unter dem Strich stieg der organische Umsatz auch auf dem Heimmarkt um 1 Prozent zu. Wegen des noch stärker wachsenden Geschäftes im Ausland sinkt der Anteil der Division Schweiz am Konzernumsatz auf 47.9 Prozent (Vorjahr 49.6 Prozent).
Ostermundigen kratzt an Kapazitätsgrenze
Auf dem Heimmarkt positiv entwickelt haben sich Molkereiprodukten (Milch, Rahm, Butter) sowie der Frischkäse, wo proteinangereicherte Quarks sowie die Lancierung der Marke «Toni's» (Streichkäse und Mozzarella) wesentlich zum Wachstum beigetragen hätten. Mit Ausnahme der eigenen Marken wie der Luzerner Rahmkäse, Scharfer Maxx oder Le Petit Chevrier seien die Umsätze beim Käse eher rückläufig.
Wie bereits in den vergangenen Jahren verzeichnet Caffè Latte auch 2019 ein starkes Wachstum. Das hat Emmi kürzlich dazu veranlasst eine Studie betreffend Kapazitäten im Werk Ostermundigen in Auftrag zu geben. «Diese zeigt, dass wir mit geringen Investitionen die Kapazitäten bis 2023 sichern können», so Riedener.
Nicht weniger Milch dank gutem Preis
Die Zeichen auf Wachstum stehen bei Emmi ebenfalls bei den Ziegenmilch- und Bioprodukten. Bei Ersteren bestehe laut Emmi-CEO vorerst kein weiterer Bedarf an Produzenten. Die bestehenden Lieferanten könnten die Nachfrage decken. Und bei der Biomilch kämpfe man ja eher mit einer Überversorgung. Ob dies einen Preisdruck nach sich ziehen werde hängt laut Riedener davon ab, wie gut die Branche nun Angebot und Nachfrage im Griff haben werde.
Entgegen dem Gesamtmarkt habe Emmi auch bei der konventionellen ÖLN-Milch keine Mindereinlieferungen festgestellt, was der Emmi-Chef auf den überdurchschnittlichen Milchpreis von Emmi zurückführt. Riedener geht aber heute davon aus, dass Emmi aufgrund der aktuell sehr tiefen Lagerbestände 2020 auf Butterimporte angewiesen sein wird. Dies sei jedoch keineswegs negativ zu beurteilen. «Ohne Butterexporte wird es auch keine C-Milchgeben», so Riedener.