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Emmis Suche nach Wachstum im Ausland

Der Schweizer Markt stagniert. Um zu wachsen, muss Emmi ins Ausland. CEO Riedener sondiert in Nord- und Südamerika.

Reto Blunier |

 

 

Der Schweizer Markt stagniert. Um zu wachsen, muss Emmi ins Ausland. CEO Riedener sondiert in Nord- und Südamerika.

Es herrscht Trubel im Hause Emmi. Ein Vorabdruck eines  Artikelausschnitts «Spanische Hoffnung» in der «Handelszeitung» von vergangener Woche sorgte auch in Luzern, dem Hauptsitz des grössten Milchverarbeiters der Schweiz, für erhöhte Umtriebigkeit.

2016: 50 Prozent im Ausland

Die «Handelszeitung» berichtet, dass Emmi als Erstes ihre Beteiligung von 43% am spanischen Molkereikonzern Kaiku erhöhen will. Zudem plane Riedener weitere Übernahmen im Ausland. Emmi sei zur «Globalisierung verdammt, da sie in der Schweiz kaum mehr vom Fleck komme». Dies sei besonders aus wettbewerbsrechtlichen Gründen der Fall. Ziel sei es, bis in vier Jahren den Anteil des Auslands- vom Gesamtumsatz von heute einem Drittel auf die Hälfte auszubauen. Zudem wird Emmi in der Schweiz von den französischen Konzernen Danone und Lactalis bedrängt.

In einem eilig versandten E-Mail dementierte Emmi die Aussage, dass als Erstes Kaiku übernommen werden solle. «Die Erhöhung der Beteiligung an Kaiku stellt eine realistische strategische Option dar», hob Emmi hervor.

Kein Kaufvertrag

«Konzernchef Urs Riedener befindet sich derzeit auf Geschäftsreise in Nord- und Südamerika», teilt Sybille Umiker, Pressesprecherin von Emmi, dem «Schweizer Bauer» mit. «In den USA besucht er die Tochterfirmen Cypress Grove Chèvre und Emmi Roth SA. In Chile, Brasilien und Argentinien wird er zusammen mit Vertretern von Kaiku die Wachstumsmöglichkeiten in diesen Märkte analysieren, um nebst Fondue auch andere Produkte einführen zu können», fährt sie fort.

Ist somit eine Erhöhung der Beteiligung nicht eher nah als fern? Umiker dementiert entschieden: «Es besteht weder ein Kaufvertrag noch eine Option auf zusätzliche Aktien von Kaiku. Strategische Optionen pflegen meistens langfristig zu sein.»

Stellt eine Beteiligung an einem Unternehmen, welches in einem kriselnden Land tätig ist, kein Risiko dar? Kaiku habe seinen Sitz in Nordspanien (San Sebastian). Diese Region stehe wirtschaftlich besser da als Südspanien. Kaiku sei Spaniens Nummer zwei im Premiumsegment und weise steigende Umsätze (2010: 264 Mio. Euro) auf.

Die aus der Schweiz eingeführten Caffè Latte weisen gemäss Emmi zweistellige Wachstumsraten auf. Und für Emmi entscheidend: Kaiku öffnet die Türe zu den Märkten in Nordafrika und Südamerika.

Qualität vor Quantität

Dass sich aber Emmi nach Übernahmekandidaten im Ausland umsieht, ist kein Geheimnis. Und für einmal ist der starke Franken kein Nachteil, denn ausländische Unternehmen werden so billiger. «Emmi bewegt sich in der Schweiz in einem stagnierenden Markt», erklärt Umiker. Ziel sei es, in der Schweiz infolge des steigenden Importdruckes den Umsatz zu halten. Wachstum werde deshalb künftig im Ausland generiert. Einerseits durch Akquisitionen wie Roth SA (USA) oder A-27 (I)) sowie durch «Weiterentwicklung von international erfolgreichen Konzepten wie Caffè Latte oder der Kaltbach-Linie». Man wolle den Auslandumsatz in den nächsten vier bis sechs Jahren auf 2 Milliarden Franken (2010: knapp 900 Mio. Fr.) erhöhen. Dabei stünden qualitative Faktoren wie Rentabilität vor Umsatzwachstum.

Lokal und Export

Emmi fährt im bei den Auslandsengagements die Strategie, Exporte aus der Schweiz und lokale Produktion zu kombinieren. Als Beispiele nennt Umiker die Joghurtmarke Onken in Grossbritannien, die Roth SA in den USA oder A-27 in Italien. So werden über den Onken- und Roth-Kanal Schweizer Erzeugnisse abgesetzt, und die Kosteneinsparungen bei der Produktion in Italien kämen auch der Schweiz zugute.

Besteht denn nicht die Gefahr, dass sich Emmi mit den Übernahmen im Ausland verspekuliert und die Bauern die Zeche zahlen? Umiker wiegelt ab. Man habe bei Akquisitionen jahrelange Erfahrung und prüfe Firmen sehr sorgfältig. Sie fügt an: «Von den rund 1000 Millionen Kilo Schweizer Milch, die Emmi jährlich verarbeitet, steht ein wesentlicher Anteil in einem Zusammenhang zu diesen Akquisitionen. Wir gehen davon aus, dass dies auch im Sinne der Schweizer Bauern ist.»

Dass in der Schweiz Kapazitäten abgebaut werden, verneint die Pressesprecherin. «Emmi investiert pro Jahr durchschnittlich über 80% des Investitionsbudgets (80 bis 90 Mio. Fr.) in die Verarbeitung von Schweizer Milch.»

Analysten der Bank Vontobel halten eine kurzfristige Übernahme von Kaiku für sehr unwahrscheinlich. Sie tendieren eher auf Übernahmen im US-Käsemarkt oder von kleinen Molkereiunternehmen in Europa.


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