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„Endlich“ wieder Fleisch

Die Freiburgerin Anja Tschannen studiert Agronomie an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen. In ihrem Blog berichtet sie über das Studium, aber auch über ihre Arbeit als Freie Mitarbeiterin beim Schweizer Bauer und ihre Hobbies.

 

Die Freiburgerin Anja Tschannen studiert Agronomie an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen. In ihrem Blog berichtet sie über das Studium, aber auch über ihre Arbeit als Freie Mitarbeiterin beim Schweizer Bauer und ihre Hobbies.

Dampfend steht der riesen grosse Teller vor mir. Ein würziger Duft steigt mir in die Nase. Ich muss einmal leer Schlucken. Neben mir höre ich den Gastrokritiker sagen: „Die Projektleiterin darf das Essen eröffnen!“ Ich spüre die neugierigen Blicke auf mir. In Zeitlupe senke ich die Gabel zum übervollen Teller hinunter. Konzentriert suche ich das allerkleinste Stücken heraus und spiesse es auf. Der Weg vom Teller zum Mund scheint auf einmal unglaublich lang, bleischwer liegt die Gabel in meiner Hand. Dass ich meine 12-jährige Karriere als Vegetarierin ausgerechnet durch ein Stück Enten-Leber beendet wird, das habe ich mir nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen ausgemalt. Und dass alles auch noch unter den Augen neugieriger Zuschauer stattfindet, kann nur ein ziemlich schlechter Witz sein.


Gegen Massentierhaltung

Vor zwölf Jahren habe ich mich aus Überzeugung dazu entschlossen kein Fleisch mehr zu essen. Ich bin mit der Massentierhaltung und dem Umgang mit diesen Tieren nicht einverstanden. Ein Tier ist keine Maschine und soll ein artgerechtes Leben führen können. Artgerecht heisst für mich unter anderem seine natürlichen Verhaltensweisen ausleben zu können und zwar unter Sonnenlicht und an frischer Luft. In den Mastbetrieben der Schweiz sehe ich aber keine wühlenden und suhlenden Schweine, obwohl das ein Grundbedürfnis dieser Tierart ist. Wie ein weisses Federmeer sieht es in der Poulethalle, kurz vor dem Verladen der Poulets, aus. Fett und träge liegen die hochgezüchteten Hühnchen dicht gedrängt nebeneinander.


Wanderschuhe statt High-Heels

Trotz unseres strengen Tierschutzgesetzes kann ich mich nicht damit abfinden. „Tiere halten zu können“ und „Tiere artgerecht zu halten“ sind zwei komplett verschiedene Paar Schuhe. Ich habe mich entschieden, für meinen Weg lieber die stabilen Wanderschuhe, anstatt die super hohen, blitzblanken High-Heels anzuziehen. Sollen doch die Anderen damit herumstolzieren bis ihnen der Absatz bricht und sie sich den Fuss verdrehen. Sowieso jede kluge Frau weiss, dass man höchstens einen Abend lang unbeschadet in High-Heels überlebt.


Sugo aus Entenherz und Entenmagen

Gerade eben erfahre ich was alles in dem leckeren Sugo drin war, dass ich soeben gegessen habe – Entenherz und Entenmagen. Schon wieder muss ich leer schlucken. Wenn ich es zuvor gewusst hätte, dann wäre das Sugo wohl nicht in meinem Magen gelandet. Da sind sie wieder, diese Vorurteile. Die Entenbrust wird ihrem Ruf gerecht und schmeckt sehr gut, nur die Konsistenz des zarten Fleisches ist nach 12 Jahren Enthaltsamkeit  vielleicht noch ein Level zu hoch. Mein absoluter Favorit war - neben dem Sugo - aber eindeutig das „confit de canard“.


Ich esse nur meine eigenen Enten

Ich habe mich während meines Studiums entschlossen, Fleisch zu essen, wenn ich die  Tiere selber aufziehen und schlachten kann. Getötet habe ich meine Enten nicht selber, aber ich habe die Entscheidung dazu getroffen. Ich habe sie mit Federn hingebracht und in Kühlboxen nach Hause geholt. Ich war dabei vom Ei bis zum Fleisch, die Schlachtung inbegriffen. Hinter meiner Haltung und dem Umgang der Tiere kann ich voll und ganz und jederzeit stehen.


Vegetarierin mit gewissen Vorzügen

Wie sich meine Esskultur in Zukunft weiterentwickelt, wird sich zeigen. Zuerst einmal muss ich meine neuen Erlebnisse im wahrsten Sinne verdauen.  Denn trotz allem hat es nach zwölf Jahren ziemlich Überwindung gekostet diesen Schritt zu machen und ich fühle mich etwas orientierungslos. Bisher war ich immer „Vegetarierin aus Überzeugung“ und damit war das Thema eigentlich erledigt. Und jetzt? Ich werde nur meine selbergezüchteten und geschlachteten Tiere, bisher gehören dazu nur Pommernenten, essen. Jetzt bin ich wohl „Vegetarierin mit gewissen Vorzügen“.

 

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