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Wie sich der Krieg auf die Wirtschaft auswirkt

awp |

 

Erwartungsgemäss sind die Börsen mit dem Ausbruch des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine eingebrochen. Aber welche längerfristigen Auswirkungen könnte der Krieg auch für die Schweizer Wirtschaft haben? Die Nachrichtenagentur AWP hat sich bei Ökonomen umgehört.

 

Die Einschätzungen gehen dabei weit auseinander. David Marmet, Chefökonom der ZKB, schätz die ökonomischen Auswirkungen aufgrund der geringen Vernetzung der Region mit der Schweiz als nur gering ein.

 

Holger Schmieding, Chefökonom bei der deutschen Bank Berenberg, spricht hingegen gegenüber der Nachrichtenagentur DPA von der «schlimmsten globalen Sicherheitsbedrohung seit der Kubakrise».

 

Auswirkungen erst bei Verschärfung

 

Russland spiele weder für die EU noch für die Schweiz eine «erstrangige Rolle», erklärt Thomas Gitzel von der VP-Bank. Folglich hätten die Finanzmärkte nicht panisch reagiert und die Verluste an den Börsen blieben überschaubar. Er erwartet in der Folge daher auch kein Ende des aktuellen wirtschaftlichen Aufschwungs durch den Krieg.

 

Zur Ukraine seien die Handelsverflechtungen der Schweiz gar noch geringer, hebt ZKB-Ökonom Marmet hervor. Jedoch haben einige namhafte Schweizer Unternehmen wie zum Beispiel Sika, Geberit, ABB und Nestlé Produktionsstandorte in der Ukraine. «Für sie ist der Krieg sofort spürbar», so Marmet. «Wenn die Sanktionen verschärft werden, wovon ich ausgehe, könnte es für die Schweizer Exportwirtschaft negative Rückkopplungen geben», meint Martin Neff von Raiffeisen. Dies hänge aber auch von der Länge des Konflikts und der Stärke der Invasion ab.

 

Rezessionsrisiko durch steigende Energiepreise

 

Bei der Beurteilung der Risiken des Kriegs für die Wirtschaft spielen Rohstoffe wie Erdas und Erdöl die entscheidende Rolle. Fast die Hälfte der Erdgas-Importe der Schweiz kommen laut dem Branchenverband Gaz Energie aus Russland. Im EU-Raum sieht es ähnlich aus. Sollte Russland also den Gashahn zudrehen oder die EU den Gasimport behindern, dann wäre auch die Schweiz erheblich betroffen. Laut VP-Bank-Ökonom Gitzel drohe dann sogar eine Rezession.

 

Die Abhängigkeit zum Erdgas erhöht sich auch dadurch, dass andere Lieferanten die Gas-Lücke nicht einfach schliessen können. Das Gas müsste von Übersee geliefert werden. Für das Anlanden von verflüssigtem Erdgas (LNG) fehlt es in Europa derzeit an der nötigen Infrastruktur. Die Krise könnte ein Katalysator hin zum LNG sein, schätzt daher Gero Jung von Mirabaud.

 

Bei Erdöl spielt Russland keine Rolle

 

Bei den Erdölimporten spielt Russland für die Schweiz kaum eine Rolle. Das Erdöl kommt vor allem aus Nigeria, den USA und Kasachstan in die Schweiz. Indirekt könnte die Schweiz aber auch unter einer Erdölknappheit in der EU leiden, die fast einen Viertel des Rohöls aus Russland bezieht. Negative Effekte auf die Preise sind gemäss Raiffeisen-Ökonom Neff daher ebenfalls nicht auszuschliessen.

 

Zudem wickle Russland 80 Prozent des Rohstoffhandels über die Schweiz ab. Deshalb könnten gerade Kantone wie zum Beispiel Zug, die viel mit Erdöl handeln, eine kleine Delle bemerken, wie Neff weiter einordnet.

 

Sollten die Gaspreise durch die Krise weiter steigen, dann treffe es vor allem energieintensive Unternehmen aus der Industrie. Kurz- bis mittelfristig könnten diese dadurch an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Firmen etwa aus den USA einbüssen. Denn diese hätten über die heimische Produktion weiterhin Zugriff zu deutlich günstigeren Gaslieferungen, wie Alexander Koch von Raiffeisen betonte.

 

Auswirkungen für Finanzsektor noch unklar

 

Der Finanzsektor könnte vom Konflikt und möglichen Sanktionen am stärksten betroffen sein. Sanktionen und eine Einschränkung der Versorgung mit US-Dollar werden laut VR-Bank-Ökonom Gitzel aber vor allem russische Banken treffen. Raiffeisen-Ökonom Neff ist der Meinung, dass jegliche Geldtransaktionen mit Russland unter den Sanktionen leiden würden. «Eventuell werden auch Vermögen eingefroren.»

 

Eine weitere Gefahr für die Finanzmärkte droht durch den möglichen Zahlungsausfall von russischen Schuldnern. Laut Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner und Reuschel, könnte dies Auswirkungen für einzelne Banken oder Gläubiger in Europa haben. Vor allem Banken in Italien, Frankreich und Österreich haben viele Schuldner aus Russland in den Büchern.

 

Schweizer Banken hielten sich strikt an alle geltenden Gesetze und Vorschriften, teilte derweil die Schweizerische Bankiervereinigung auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP mit. Dazu zählten auch Sanktionen von schweizerischen, internationalen und supranationalen Gremien. Die hiesigen Banken verfügten auch über die entsprechenden Kontrollmechanismen, um die Einhaltung ihrer Pflichten zu gewährleisten und Verstösse zu vermeiden, so der Verband weiter.

Kommentare (1)

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  • Jürg | 24.02.2022
    wenn dieser Kommentar nicht gelöscht wir ,künde ich mei SB Abo.

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