Die schlechte Getreideernte und der Krankheitsdruck haben Folgen. Es ist zu wenig Biosaatgetreide verfügbar. Im konventionellen Bereich gibt es bei der Weizensorte CH Nara und der Hybridgerstensorte Hobbit Engpässe.
Bio-Getreidesaatgut ist Mangelware. «So angespannt  wie in diesem Herbst war die Situation noch nie», bestätigt Hansueli Dierauer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau. «Engpässe gibt es bei allen Getreidearten wie Futter- und Brotweizen, Gerste, Triticale und Dinkel.»
Konventionelles Saatgut für Biobauern
Schuld seien nicht nur die tiefen Erträge im Ackerbau, sondern auch der starke Schneeschimmelbefall auf den Körnern, der die Keimfähigkeit des Getreides stark reduziert habe, erklärt Dierauer. «Beim Futterweizen ist die Nachfrage zudem stark gestiegen, weil viele Umstellbetriebe Futterweizen anbauen und dafür Saatgut in Bioqualität brauchen.»  
Als Sofortmassnahme hat die Branche letzte Woche Gerste, Roggen, Triticale und Futterweizen in die Saatgut-Verfügbarkeitsstufe 2 umgestuft. So können die Biobauern auf konventionelles, ungebeiztes Saatgut ausweichen. Beim Mahlweizen fällt der Entscheid über eine allfällige Umstufung heute.  «Allerdings ist auch konventionelles, ungebeiztes Saatgut nicht im Überfluss vorhanden. Bei diesem ist die Qualität vergleichbar schlecht», meint Dierauer. «Wir versuchen in erster Linie, genügend ungebeiztes Saatgetreide in der Schweiz zu beschaffen, doch müssen wir auch Importe tätigen.»  
ÖLN: Engpässe bei Dinkel 
Im ÖLN-Anbau hat die Beizung ihre Wirkung erfüllt und die schlimmsten Engpässe verhindert. Das bestätigt Christof Rüfenacht vom Saatgutproduzentenverband Swisssem: «Die Keimfähigkeit ist erreicht und das Saatgut von guter Qualität.» Insgesamt sei auch genug Saatgetreide vorhanden: «Bei den meisten Arten ist der Bedarf gedeckt. Ausnahme ist der Dinkel, da wurde bereits importiert.» Laut Rüfenacht ist die Sortenverfügbarkeit eingeschränkt. So steht von der beliebten Weizensorte CH Nara nicht genügend Saatgut zur Verfügung. «Die Produzenten können aber auf andere Sorten der Klasse Top ausweichen.»
Syngenta vermehrt die Hybridgerstensorten Hobbit und Wootan in der Schweiz auf knapp 100ha. Laut Marc Besse von Syngenta fiel die Ernte vor allem bei Wootan unterdurchschnittlich aus. «Trotzdem hat es von der Sorte genügend Saatgut an Lager», schätzt er, «Hobbit ist hingegen trotz Importen praktisch ausverkauft. Bauern, die Hybridgerste säen wollen, empfehlen wir, auf Wootan auszuweichen.»


