Das Entlebuch ist vor zehn Jahren von der Unesco als Biosphäre anerkannt worden. Die von diesem Label erwarteten Impulse blieben nicht aus: Heute sieht sich das Entlebuch nicht mehr als «Armenhaus» sondern als «Modellregion».
Die Biosphäre sei das Beste, das das Entlebuch gemacht habe, sagt der langjährige Gemeindepräsident von Escholzmatt, Gody Studer. Escholzmatt gehört, wie Marbach, Schüpfheim, Flühli, Entlebuch, Hasle, Romoos und Doppleschwand seit September 2001 zur Biosphäre.
Unterscheidet sich zu klassischen Naturschutzgebieten
In der Biosphäre geht es nicht nur um den Schutz der Natur, sondern auch um den kulturell und wirtschaftlich tätigen Menschen. Die Biosphäre unterscheidet sich somit von einem klassischen Naturschutzgebiet. Eine schöne Landschaft bringe nichts, wenn in ihr nicht auch gelebt werde, sagt Studer.
Schön ist die 400 Quadratkilometer grosse Biosphäre allemal. Die Unesco sprach dem Entlebuch das Label für seine einzigartige voralpine Moor- und Karstlandschaft zu. Ein Viertel der Fläche ist von Moorlandschaften nationaler Bedeutung bedeckt.
Nachteil zum Vorteil gewendet
Die Unterschutzstellung der Moore - eine Folge der Rothenthurm-Initiative (1987) - stiess in der Bevölkerung auf Widerstand. Mit der Biosphäre habe das Entlebuch die Chance erhalten, das Handicap zu nutzen, sagt der Direktor der Biosphäre, Theo Schnider.
2001 stimmten die Gemeinden mit durchschnittlich 94 Prozent Ja dem Vorhaben zu. Als Hauptgrund für das klare Verdikt sieht Schnider, dass die Biosphäre Entlebuch im Gegensatz zu ähnlichen Projekten im Ausland nicht von oben diktiert wurde.
Die Bevölkerung habe im Entlebuch mitreden dürfen, sagt Schnider. Dieses Vorgehen habe Modellcharakter erhalten. Die Unesco verlange heute für neue Gebiete Akzeptanznachweise. Stolz ist man im Entlebuch auch auf die institutionalisierte Kooperation, mit der Wirtschaft und Bevölkerung in die Biosphäre eingebunden werden. Für dieses Modell interessieren sich gemäss Schnider immer wieder ausländische Delegationen.
Neue Angebote von Landwirtschaft und Tourismus
Die Kooperation trug zur Weiterentwicklung der Biosphäre wesentlich bei. Es herrsche im Entlebuch ein innovativerer Geist als vor zehn Jahren, bilanziert Schnider. «Man glaubt wieder an die Region».
«Biosphären»-Produkte
Der Unesco-Entscheid machte das Entlebuch 2001 schlagartig bekannt. Dies wurde ausgenutzt. Die Biosphäre lancierte das Produktelabel «Echt Entlebuch». Dieses führte dazu, dass die Landwirtschaft mehr Spezialitäten produziert als früher. 350 Produkte tragen das Label, ein Teil wird von Grossverteilern verkauft.
Für Erholungs- und Natursuchende schuf die Biosphäre neue touristische Angebote. Stadtkinder können in der «Biosphärenschule» lernen, wo die Milch herkommt. Dazu kommen Bildungsprogramme für Erwachsene.
Mehr Gewicht für Biosphären-Management
Die Biosphäre will sich noch weiter entwickeln. Nach dem Aufbau und der Konsolidierung muss sie nun am Markt bestehen. Verkauf und Produktegestaltung erhalten im Biosphären-Management deshalb mehr Gewicht. Beim Service will das Entlebuch zum Vorbild werden.
Ein Ziel der Biosphären-Manager ist es, die Natur, die gratis genossen werden kann, vermehrt in Geldwert umzusetzen, etwa indem Wanderern Exkursionen angeboten werden. Ein Potential sind auch die Touristen, die die Stadt besuchen, und die zu einem Trip in den «wilden Westen von Luzern» (Eigenwerbung) gelockt werden sollen.