Für den Bauernverband zeichnet sich ein erfreuliches Landwirtschaftsjahr 2020 ab. Dafür sprächen meist gute Erträge im Pflanzenbau, eine stabile Produktion bei gleich bleibenden bis leicht höheren Preisen in der Tierproduktion sowie zum Teil tiefere Produktionsmittelkosten. Probleme gibt es beim Anbau von Zuckerrüben und dem Absatz im Weinbau.
Die Schweizer Landwirtschaft dürfte 2020 eine Bruttowertschöpfung von 4,4 Milliarden Franken generieren. Gegenüber 2019 wäre dies ein Anstieg von 5,8%. Die Gesamtproduktion ist stabil geblieben, die Produktionskosten sind hingegen gesunken. Dies teilt das Bundesamt für Statistik mit.
Regen kam noch rechtzeitig
Der Frühling 2020 entwickelte sich nicht nach den Vorstellungen der Landwirte. Bis Ende April war es extrem trocken. «Erinnerungen an das Trockenjahr 2018 aufkamen. Der ersehnte Regen kam gerade noch rechtzeitig», schreibt der Schweizer Bauernverband (SBV) am Dienstag in einer Mitteilung. Die nicht üppig ausgefallenen Regenmengen reichten, um die Kulturen optimal gedeihen zu lassen. Auch Schäden durch Hagel oder Unwetter fielen im Vergleich zu anderen Jahren gesamtschweizerisch betrachtet gering aus hält der Verband fest.
Insgesamt beurteilt der SBV die Erträge im Pflanzenbau als meist gut bis sehr gut. «Unbefriedigend ist die Situation bei den Zuckerrüben, wo gute Erträge bei tiefen Zuckergehalten erwartet werden», mahnt der Verband. Grund ist die Viröse Vergilbung. Beim Weinbau dürfte die gute Ernte zu Schwierigkeiten beim Verkauf führen.
Unbefriedigender Preis für Molkereimilch
Die Schlachtviehpreise liegen 2020 im Mittel bisher höher als im bereits guten Jahr 2019. Die Schweinemäster konnten das Angebot an Schlachtschweinen nahezu stabil halten und profitieren deshalb von konstant guten Preisen, hält der SBV fest. Die Milchproduzenten profitieren im Schnitt von leicht höheren Preisen als 2019. «Unbefriedigend ist aber nach wie vor der Preis für Molkereimilch», hebt der Verband hervor.
Die Erfahrungen im speziellen Corona-Jahr 2020 zeigten, dass die Schweizer Bevölkerung grosses Vertrauen in Schweizer Landwirtschaftsprodukte habe. Die Bedeutung der Regionalität als Verkaufsargument und der Versorgungssicherheit in bewegten Zeiten nehme zu. Vom Lockdown profitiert hat die Direktvermarktung. Die Hofläden konnten gemäss SBV teilweise die Nachfrage kaum decken. Der Absatz in der Direktvermarktung hat sich in der Zwischenzeit wieder auf einem etwas höheren Niveau als vorher eingependelt.
Neue Lösungen für Sorgenkinder
Das höhere Sektoreinkommen sei eine gute Entwicklung. «Nur wenn es gelingt, die Wertschöpfung auf Stufe der Betriebe langfristig zu verbessern, tätigen diese auch die nötigen Investitionen für die Zukunft», so der Bauerverband. Bei den Sorgenkindern Zuckerrüben, Wein und Molkereimilch sei die gesamte Wertschöpfungskette gefordert, neue Lösungen zu suchen.