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Er jodelte schon an Federers Hochzeit – und jetzt im KKL

khe |

 

Heute startet die Konzertreihe von «Jodel meets Classic». Eine Musikkombination, die nicht nur Jodelfans begeistern soll. Mit dabei ist Edi Tanner, Landwirt aus dem Appenzellerland.

 

Das Wort Jodelkarriere mag er nicht. Doch scheint es in seinem Fall mehr als passend zu sein. Edi Tanner sitzt daheim in der Stube am grossen Familientisch und erzählt: von «Jodel meets Classic», seinem Auftritt bei Roger Federer, von Konzerten und grossen Erinnerungen im Inland und Ausland.

 

Mit bekannten Jodlern aus der ganzen Schweiz steht er bald auf der Bühne, ab Sonntag gehen sie auf Tour, sechs Konzerte, das Interesse ist gross. Dabei sind Dirigentinnen, Kursleiter und Juroren vom Jodelverband. Begleitet werden sie von Streichern und Bläsern eines klassischen Orchesters.

 

Tanner und seine Mitstreiter sind nicht die Ersten, die Jodel mit anderen Strömungen kombinieren. Es gibt Kollaborationen mit Schlagerstars und Volksmusik. Doch Projekte mit Klassik gab es bisher nur wenige. «Jodel meets Classic» ist ein musikalisches Experiment. Auch Tanner selbst begibt sich auf neues Terrain. Er singt statt nur den ersten Tenor auch den zweiten und mutiert vom Vor- zum Zweitjodler.

 

Der Auftritt bei Federer

 

Angefangen zu singen, hat Tanner im Alter von 15 Jahren im gemischten Chor im appenzellischen Niederteufen. Dort, wo auch seine Mutter sang. Dem Dirigenten fiel Tanners Stimme schon damals auf. Mit 19 wechselte er zum Jodlerclub Teufen, wo er unter anderem im Duett mit Ueli Koller sang – auch Koller steht bei «Jodel meets Classic» auf der Bühne. Zusammen mit Ivo Streule gründeten Koller und Tanner im Jahr 2001 das Trio Säntisjodler. Dessen Musik ging spätestens nach seinem Auftritt an der zivilen Hochzeit von Mirka und Roger Federer durch die Decke.

 

Rogers Vater Robert sei bei ihm auf dem Hof vorgefahren, um ihn persönlich kennenzulernen, sagt Tanner. Doch niemand habe davon wissen dürfen. Die Hochzeit fand im privaten Rahmen in Basel statt. Als die «Schweizer Illustrierte» schliesslich doch über den Auftritt berichtete, klingelte das Telefon Sturm. Es folgten Auftritte in Radio und Fernsehen, zum Teil 60 Konzerte im Inland und im Ausland pro Jahr, Reisen nach Japan. «Es war eine strube, aber sehr schöne Zeit», sagt Tanner. In Appenzellertracht und mit Zäuerli – dem Appenzeller Naturjodel – tourten sie fast zwei Jahrzehnte lang durchs Land. Auch Talerschwingen und A-cappella-Lieder hatten sie im Programm.

 

Beruf, noch immer: Bauer

 

Mittlerweile hat sich das Trio der Säntisjodler aufgelöst, und es ist wieder stiller geworden um Tanner. Er nimmt es gelassen. «Musik war für mich immer ein Hobby, und die Auftritte waren ein finanzieller Zustupf.» Gemeinsam mit seiner Frau Ruth führt er nämlich einen Bauernbetrieb, der über die Jahre von neun Hektaren auf gut das Vierfache angewachsen ist.

 

Auftritte hat das Trio schon früh einmal auf zwei pro Monat beschränkt. Mit Mutterkühen, Kälbern und Bio-Weide-Beef stehen heute rund 110 Tiere im Stall. Und auch der Hofladen mit eigenem Fleisch und Produkten aus dem Dorf läuft gut. Mit Hilfe der fünf Töchter war es Tanner all die Zeit möglich, den Hof ohne Angestellte zu betreiben. Vier der fünf Töchter stehen aber mittlerweile im Berufsleben. «Jodel meets Classic», das wusste Tanner sofort, wollte er sich trotzdem keinesfalls entgehen lassen.

 

An vielen Abenden hat Tanner zuhause im Produktionsraum vor seiner Lautsprecherbox gesessen und die Lieder geübt.
khe

 

Harmonische Kombi

 

Klassische Musik und Jodelgesang passen überraschenderweise insofern gut zusammen, als der Chorsatz von Jodelliedern auf den Vorgaben der Klassik beruht. Die Instrumente des Orchesters decken die Stimmen des Chores nicht zu, sondern ergänzen diese mit einer anderen Klangfarbe. «Das ist uhuerä schön», sagt Tanner, der bei Klassikstücken im Radio normalerweise lieber den Sender wechselt.

 

Nebst Klassikern aus der Jodelliteratur wie «Underem Rigichänzeli» von Alfred L. Gassmann, «Fyrabig» von Robert Fellmann und «Stärne» von Jürg Röthlisberger bildet ein grosser Teil des Konzertes ein Jodel-Potpourri mit Naturjodel-Melodien vom Appenzeller- übers Toggenburgerland bis ins Berner Oberland. Die Sängerinnen und Sänger kommen aus allen Ecken der Schweiz und treten jeweils in der Tracht ihrer Heimatregion auf.

 

Herausforderung Noten

 

An einem Wochenende im Frühling wurde das erste Mal geprobt. «Da war nichts mit i d Möscht», sagt Tanner. Von morgens früh bis abends spät wurde gesungen. Zwei Wochen später fand im Tonstudio die CD-Aufnahme mit dem Orchester statt. Jeder Ton und jedes Wort musste sitzen. Viele Liedtexte sind in Berndeutsch. «Ich als Appenzeller habe mir daran fast den Schnabel zerbrochen», witzelt Tanner. 

 

Auch mit dem Hinweis, dass das F noch nicht stimme, konnte er nicht viel anfangen – Tanner kennt die Noten nicht. Den Dropbox-Link mit den Notenblättern hat er daher erst einmal an seinen Chordirigenten weitergeleitet, der ihm die Lieder einsang oder mit dem Klavier einspielte. An vielen Abenden hat Tanner seither zuhause im Produktionsraum vor seiner Lautsprecherbox gesessen und die Lieder geübt. Dort, wo seine Frau sonst Zopf und Gestecke für den Hofladen fertigt. Und dort, wo ihn niemand hört.

 

Premiere im KKL

 

An der Premiere von «Jodel meets Classic» am Sonntagabend im KKL wird Tanners Familie ebenfalls dabei sein. Im Stall springt ein Kollege ein. Mit Spannung darf man zuhören, wie Jodellieder mit ihren Originalen aus der Klassik verschmelzen. «Eine Karriere möchte ich das nicht nennen», sagt Tanner: «Ich singe einfach gerne im Chor, wie viele andere auch.»

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