Nach der Hochzeit mit Ita von Unspunnen zog Freiherr Rudolf II. von Wädenswil vor 800 Jahren in die Burg Unspunnen bei Wilderswil ein. Er gab dadurch seine Anstellung als Vorsteher der Hofhaltung des Klosters Einsiedeln SZ auf.
Mit seinem Umzug brachte er nebst seinem Besitz auch einige Tiere, die er vom Kloster erworben hatte, mit ins Berner Oberland. Darunter waren sogenannte Alemannenrinder, aus denen später in Verbindung mit einheimischen Kühen die Simmentaler Rasse entstehen sollte.
Genügsame Tiere
Das Talmuseum Agensteinhaus in Erlenbach stellt den erfolgreichen Weg dieser weltbekannten Rasse dar. Interessierte erfahren dort unter anderem, dass die Stadt Bern ab dem späten 14. Jahrhundert die Herrschaft über das Simmental erwarb und die Viehzucht vorantrieb.
Im Laufe der Zeit entstand aufgrund einer gezielten Züchtung die robuste Simmentaler Viehrasse, und schon bald ging der Ruf dieser genügsamen und anpassungsfähigen Tiere in die Welt hinaus.
Der Ur-Simmentaler Hans Nr.1
Bereits um 1620 sind der Ankauf von Zuchttieren für den Fürstbischof von Bamberg sowie eine Zuchtviehlieferung an Herzog Albrecht von Bayern dokumentiert. Im 17. Jahrhundert entstanden die grossen Märkte, die den Verkauf des Viehs besser kontrollieren liessen. Auch führte der Kanton Bern die ersten Prämierungsschauen durch. Dies spornte die Züchter an, schönere und leistungsfähigere Tiere zu züchten.
Der Stammstier Hans Nr. 1, geboren vor 150 Jahren. Der Stier wies die Anlagen einer guten Futterverwertung, hoher Fruchtbarkeit sowie Langlebigkeit aus. Seine Blutlinie dominiert seither im schweizerischen Fleckviehzuchtgebiet.
Hans Heimann
1874 erfolgte in Erlenbach die erstmalige Prämierung des Stammstiers Hans Nr. 1. Bis in diese Zeit kann die Abstammung verschiedener Simmentaler-Linien anhand von Aufzeichnungen zurückverfolgt werden. Bereits vier Jahre danach stellten Simmentaler-Züchter Tiere an der Weltausstellung in Paris aus.
Gründung des Herde-Buches
Die Gründung des «Herde-Buches der Alp-Fleckvieh-Rasse des Simmentales und Saanenlandes» war ein Jahr später Tatsache. Dieses Herdebuch stand unter der Aufsicht des Regierungsrats des Kantons Bern und wurde bis 1890 weitergeführt. Es war in der Folge der Verband Schweizerischer Berner Fleckviehzüchtender Genossenschaften, der mit der zentralen Beurteilung und Vermittlung von Zuchtstieren begann.
Wie aus einem Viehexport eine lang andauernde Verbindung zwischen Erlenbach und dem Ausland entstand, darüber weiss Hans Hofer einiges zu erzählen. Der Erlenbacher leitet Führungen im Talmuseum und ist im Hotel Krone, wo zahlreiche ausländische Viehhändler einst logierten, geboren.
Verkauf an russischen Zar
«Es war Max Obermayer, der die ersten Zuchttiere aus dem Simmental zu Fuss nach Deutschland geführt hatte. Der Bayer machte seinen Wohnort Miesbach am Tegernsee nach und nach zu einer Drehscheibe des Exports der Simmentaler Rasse», erklärt Hofer. Er habe diese in zahlreiche Länder und besonders zur Zeit von Zar Nikolaus II. auch nach Russland verkauft, so Hans Hofer.
Simmentaler dürfen an Viehschauen nicht fehlen. Hier an der Berner Junior Expo 2023. Champion Simmentaler: Unetto Malea, Daria Graf, Bleiken BE.
Robert Alder
Ein Sohn von Max Obermayer vermählte sich mit Rosa Hofer, einer Grosstante von Hans Hofer, und blieb in der Schweiz. «Dieser Mann starb auf tragische Weise», erzählt Hofer weiter. «Er ging auf einen Berg, um Edelweiss zu sammeln, und stürzte dabei zu Tode.»
Rasse erlangt Weltruhm
Genau 50 Jahre nachdem Max Obermayer die ersten 18 Simmentaler Stiere nach Bayern brachte, wurde ihm 1887 im Grand Hotel Victoria Jungfrau Interlaken das Ehrenbürgerrecht der Schweiz verliehen. Laut dem schweizerischen Ehrenbürgerrecht kann Personen das Gemeinde- und das Kantonsbürgerrecht ehrenhalber verliehen werden. Diese Ehre kam dem Bayern aufgrund seiner häufigen Besuche und der grossen Geldsumme, die er in die Schweiz gebracht hatte, zugute.
Vor rund 100 Jahren setzte ein eigentlicher Exportboom von Simmentaler Fleckviehrindern ein, die als Exportprodukt Weltruhm erlangten. Die Simmentaler stellen weltweit eine der bedeutendsten Qualitätsrassen. Schätzungen zufolge gibt es bis zu 50 Millionen Tiere auf allen Kontinenten und in über 30 Ländern. Als Stammstier gilt Hans Nr. 1, der 1874 zur Welt kam. Auch die beiden Söhne von Hans, mit den Namen Florian Nr. 9307 sowie Julius Nr. 9759, waren für die Landeszucht von grösster Bedeutung.
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