Milchproduzent Ruedi Bigler übernahm im Jahr 2016 das Präsidium der Aaremilch AG von Christian von Känel. Letzte Woche gab er das Amt ab, Hansueli Jungen ist der neue Präsident. In den neun Jahren seiner Präsidentschaft ist viel gegangen. Wie blickt Bigler auf die Zeit zurück? Das ist die Frage bei einem Kaffee nach einem kurzen Rundgang über den Hof, der ausserhalb des Dorfes in Sichtweite der Autobahn A1 liegt. «Unser Anspruch war, zwar nicht der grösste, aber der innovativste Milchhändler der Schweiz zu sein», so Bigler.
A2- und Klimamilch
Unter Bigler und Geschäftsführer Donat Schneider lancierte die Aaremilch unter anderem die A2-Urmilch. Ihr Absatz ist konstant auf tiefem Niveau, doch Bigler glaubt, dass die Zeit der A2-Milch noch kommen wird. «Dass diese Milch besser verträglich ist, ist belegt. In Pakistan schreibt der Staat den Einsatz von reinen A2- Stieren vor.» Und vor etwa zehn Jahren hat die Aaremilch zusammen mit der Milchverarbeiterin Nestlé eine Klimamilch lanciert.
Der Ansatz: ein Mehrpreis für wissenschaftlich erwiesene Emissionsreduktionen. «Nicht aus Freude am Klimathema, sondern weil wir sahen, dass der Markt ein Engagement in dieser Richtung verlangt.» Andere Verarbeiter hätten damals noch gefragt, was das soll. Später wurde das Projekt unter dem Namen «Klimastar» ausgeweitet, und heute hat die Aaremilch mit Andreas Stämpfli einen Spezialisten für die Klimaberechnungen, der im Mandatsverhältnis für die Branchenorganisation Milch (BOM) tätig ist. Dort ist Bigler seit 2013 Vizepräsident und bleibt dies bis auf weiteres auch.
Neun Jahre lang stand Ruedi Bigler an der Spitze der Milchhandelsorganisation Aaremilch.
Alder Robert
Seit 2016 ist der Molkereimilchpreis laut Bigler in der Schweiz um gut 16 Rp./ kg gestiegen. Der Bund führte die Verkehrsmilchzulage von heute 5 Rp./kg ein, die BOM den Grünen Teppich mit einem Mehrpreis von 3 Rp./kg. Und Bigler sagt: «Wir Produzenten haben auch gut verhandelt.» Dabei geniesst er eine hohe Akzeptanz auch bei den Verarbeitern, von denen er viele schon bei sich auf dem Hof zu Führungen mit diversen Informationsposten empfangen hat.
Der Mut zahlte sich aus
Dass die Aaremilch bezüglich Milchpreis unter Bigler andere Produzentenorganisationen überholt hat, hat mit der Naturparkkäserei in Oey-Diemtigen BE zu tun. «Die Idee konkretisierte sich im Jahr 2014. Schon im Jahr 2019 wurde dort gekäst.» An die Zeit der Realisierung erinnert sich Bigler gerne zurück. «Donat Schneider, Hansueli Jungen, Ernst Arn und ich bildeten ein verschworenes Team, das bestens zusammenarbeitete.» Doch es kam dann anders als gedacht.
Einst gab es tendenziell zu viel Milch in der Schweiz, und im Frühling musste die Aaremilch fast darum betteln, alle Milchlastwagen abladen zu dürfen. So wollte sie wie die Milchhändler Mooh und ZMP eine eigene Käserei haben. Als die Käserei stand, war die Milch aber knapp, und die Exporterwartungen mit dem holländischen Partner Royal A-Ware erfüllten sich nicht. Am Ende zeigte sich trotzdem, dass den Mutigen die Welt gehört. Weil die Aaremilch einen topmodernen und gut gelegenen Verarbeitungsbetrieb anzubieten hatte, konnte sie mit der Migros eine Partnerschaft eingehen.
«Elsa ist ein guter Partner»
Die Migros-Tochter Elsa beteiligte sich im Jahr 2022 mit 50% an der Aaremilch. Dieses Geschäft bescherte den Aaremilchproduzenten einen deutlich besseren Milchpreis. Aber ist die Aaremilch jetzt nicht zu nahe an der Migros und dieser ausgeliefert? «Die Elsa ist für uns ein sehr guter Partner. Wir sind damit in wertschöpfungsstarken Segmenten wie Trinkmilch, Raclettekäse und Joghurt nahe am Ladenregal.» Die Nähe zur Migros erlaubte der Aaremilch auch, die grösste Wiesenmilchlieferantin zu werden, die zudem fast alle Wiesenmilch auch als solche vermarkten kann.
Ruedi Bigler engagierte sich auch im Kampf gegen das Littering, das achtlose Wegwerfen von Abfällen.
Renate Hodel, LID
Ruedi Bigler kennt nicht nur den Milchmarkt aus nächster Nähe. Mit einer 340-kW-Biogasanlage und Photovoltaikanlagen mit gesamthaft 600 kWp produziert die Familie Bigler Strom. Mit der Abwärme der Biogasanlage und einer Holzschnitzelheizung auf dem Hof versorgt sie inzwischen rund 200 Haushaltungen mit Wärme. In Moosseedorf gab es früher eine Gasanschlusspflicht, noch immer sind viele Häuser dort mit Gas von irgendwoher geheizt.
Schweinemast
Im Kontakt mit der Bevölkerung zeige sich, dass heutzutage der Stellenwert des Energieproduzenten höher sei als derjenige des Lebensmittelproduzenten. Und bekanntlich werden bei Biglers nicht nur in zwei Robotern Kühe gemolken, sondern auch Schweine gezüchtet und gemästet. Im vergangenen Jahr haben sie an ihrem Zweitstandort in Bätterkinden BE einen neuen emissionsarmen Tierwohlstall für die IP-Suisse-Schweinemast bezogen. Der Stall hat in der Schweiz Pioniercharakter.
«Die Unbarmherzigkeit des Marktes haben wir kennen gelernt, als wir während der Bauphase Ferkel zu Tiefstpreisen verkaufen mussten», erinnert sich Bigler. Den Schweinemarkt kennt er überdies aus seiner Zeit als Präsident des Regionalausschusses Mittelland der Anicom. Er sass im Verwaltungsrat der Fenaco-Tochter Anicom, der er auch Tränkerkälber und Schlachtkühe verkauft.
Kinder führen Betrieb
«In der Zeit als Aaremilch-Präsident begegnete ich sehr vielen Leuten und baute ein Netzwerk auf, zu dem Politiker aller Couleur, Landwirte, Verarbeiter, Detailhändler, Forscher und Behördenvertreter gehören. Es war eine intensive und spannende Zeit», berichtet Bigler. Mit der Präsidiumsabgabe gab es bei ihm zugleich eine private Veränderung.
Er und seine Frau Christine Bigler-Stern haben den Landwirtschaftsbetrieb per 1. Januar an die zwei Kinder Manuela und Simon Bigler übergeben. Familiensinn ist bei Biglers grossgeschrieben, so arbeiten Ruedi und Christine Bigler nun als Angestellte auf dem Betrieb mit.
wer nichts wagt der nicht gewinnt . Käsi hin oder her , für mich zählt der Milchpreis darum danke Herr Bigler!