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Er repariert Wildschwein-Schäden

Mit einem Wiesenhobel hobelt Marcel Neuschwander Wiesen, die von Wildschweinen durchpflügt wurden.

 

 

Mit einem Wiesenhobel hobelt Marcel Neuschwander Wiesen, die von Wildschweinen durchpflügt wurden.

Wenn Marcel Neuschwander auf seinem Traktor sitzt, zieht er keine geraden Bahnen, sondern kurvt nach einem Muster über Wiesen, das erst auf den zweiten Blick zu sehen ist. Das ist dann der Fall, wenn er weder Pflug- noch Spritzequipment montiert hat, sondern seinen Wiesenhobel. Mit ihm glättet der Landwirt, eigentlich Halter einer rund 60-köpfigen Mutterkuhherde in Blauen BL, von Wildschweinen durchwühlte Wiesen aus; er hobelt sie.

Am Samstag vor einer Woche, unterhalb des Bergmattenhofs, der wiederum oberhalb Dittingens liegt. Die Familie Meury, die den Hof bewirtschaftet, hat Marcel Neuschwander engagiert, um über ihr Grasland zu kurven. Denn wer genau hinschaut, der sieht, dass die Grünfläche übersät ist von erdigen Kratern.

Waschechte Plage

Es sind Löcher, freigeschaufelt von hungrigen Wildschweinen, die nach Regenwürmern und Engerlingen buddeln. Man spricht in diesen Tagen von einer waschechten Plage. Denn trotz Rekordabschusszahlen verwüsten die Sauen ganze Felder, was einerseits am knappen Nahrungsangebot im Wald, andererseits an ihrer schieren Zahl liegt.

Marcel Neuschwander ist der Mann, der diese Wildsauschäden ausbessert. Darum navigiert er seinen Traktor über die Wiese der Meurys. Die rund zweieinhalb Meter breite Gerätschaft dafür, den Wiesenhobel, wie er sie nennt, hat Neuenschwander selbst konstruiert. Zwei rotierende Schnecken schaffen die von den Wildschweinen freigeschaufelte Erde in die Mitte, wo sie von Schaufeln zurück in die Löcher geschafft wird. Im selben Arbeitsgang wird angesät und gewalzt. Einzige Einschränkung: Der Boden muss trocken sein.

Grosses Problem

Basis der Konstruktion ist eine klassische Kreiselegge, von der Neuschwander weiss: «Sie ebnet Unebenheiten am besten aus.» Mit seinen Modifikationen wurde sie zu einer zwar nicht heilsbringenden Allzweckwaffe, aber doch zu dem, was dieser am nächsten kommt. «Um die Schäden perfekt zu beheben, müsste man es von Hand machen; aber mach das mal», sagt er und lässt seinen Blick über die mit braunen Kratern gespickte Wiese gleiten. «Aber 80 Prozent bekomme ich mit meinem Hobel hin.» Und dies praktisch ohne Schäden am Gras anzurichten.

Bezahlt wird sein Einsatz– nach reparierter Fläche – vom kantonalen Jagd- und Fischereiwesen, das der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion angegliedert ist. Hier melden die Landwirte auch ihre Schäden. Diese Schäden, die Wildschweine auf Wiesen anrichten, sind für die Landwirte nicht nur lästig, sondern erschweren ihnen auch die Arbeit. Ein grosses Problem ist die aufgehäufte Erde, die beim Mähen und Silieren des Grases ins Viehfutter gelangt. Aufgrund ihrer Bakterienzusammensetzung führt sie zu Fehlgärungen, was ganze Chargen unbrauchbar machen kann.

«Stille Mitarbeiter»

Ein Zyniker könnte nun wähnen, Marcel Neuschwander profitiere von der Sauenplage. Tatsächlich betitelt er die Wildschweine – augenzwinkernd – als seine stillen Mitarbeiter. Und wenn er wie in diesem Jahr seit rund einem Dutzend Tagen von morgens früh bis abends spät im Dauereinsatz ist mit seinem rund eine Tonne wiegenden Wiesenhobel, dann werden die Einkünfte durch die Wildschweinschadenbeseitigung plötzlich zu einem wirtschaftlich relevanten Betriebszweig. Was genau jener Innovationskraft entspricht, die von Landwirten landauf, landab gefordert wird. 

Das erforderte nicht nur den kreativen Einsatz des Tüftlers Neuschwander, der seinen Hobel seit bald zehn Jahren betreibt, sondern auch ein zünftiges Organisationsgeschick, schliesslich ist da sein eigener Betrieb, den es gilt, am Laufen zu halten. «Ohne die Familie im Rücken wäre das unmöglich», sagt er. Ausserdem sitzt er, wenn dieser frei hat, mit Sohn Samuel im Fahrerhäuschen. Er startet im Sommer mit der Ausbildung. Zum Landwirt.

 

Zwischen den Fronten

1400 Wildschweine haben die Baselbieter Jägerinnen und Jäger im abgelaufenen Jagdjahr zur Strecke gebracht - das ist ein Allzeitrekord. Dennoch blieb der Sauenbestand zumindest konstant. Die Landwirte fordern von den Jägern noch mehr Abschüsse, die Jäger ihrerseits würden gern mit der Unterstützung von Drohnen und Nachtsichtgeräten zu Werke gehen, was wiederum den Tierschutz auf den Plan ruft. Schafft es allerdings die Afrikanische Schweinepest in die Region, die derzeit in Osteuropa für Panik unter den Züchtern und Mästern sorgt, dürfte sich die derzeitige Gemengelage aber ohnehin schlagartig ändern – und das für alle Beteiligten. hub

 

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