Die Bekämpfung des Erdmandelgrases wird nun auf nationaler Ebene koordiniert. Eine Arbeitsgruppe aus Forschern und Pflanzenschutzexperten will die Produzenten sensibilisieren und Bekämpfungskonzepte erarbeiten. Mit Video.
In südlichen Gefilden ist das Erdmandelgras (lat. Cyperus esculentus) eine Nutzpflanze, und die Wurzelknöllchen werden als Delikatesse verkauft. Doch in der Schweiz ist die invasive Pflanze eine Bedrohung für die Ackerbaukulturen.
Im südlichen Europa und in Westafrika sind die Wurzelknöllchen des Erdmandelgrases als Nahrungsmittel verbreitet. In Spanien wird daraus gar ein beliebtes Getränk namens Horchata de Chufa hergestellt. In der Schweiz aber bereitet das Erdmandelgras gerade wegen seiner Wurzelknöllchen den Landwirten grosse Probleme und stellt für Ackerbaubetriebe eine ernst zu nehmende Gefahr dar. Denn die Pflanze ist hierzulande ein aggressiver, invasiver Neophyt, der sich vor allem in zunächst lockeren Bestandeskulturen wie verschiedenen Gemüsearten oder Hackfrüchten wie Kartoffeln und Zuckerrüben ausbreitet und durch das starke Wuchern die Kulturpflanzen verdrängt.
Herbizide untauglich
«Erdmandelgras kann kaum bekämpft werden. Auch chemische Mittel können gegen die Mandeln im Boden nichts ausrichten», erklärt Markus Hochstrasser von der Fachstelle Pflanzenschutz Strickhof Lindau ZH. «Herbizide können höchstens in der frühen Wachstumsphase der Pflanze eingesetzt werden und wirken nur auf die oberirdischen Pflanzenteile.»
Mit Maschinen verbreitet
Eingeschleppt wurde das Erdmandelgras wahrscheinlich mit Blumenzwiebeln. Die Weiterverbreitung geschieht auf «kontaminierten» Maschinen, an denen Erde klebt, welche Erdmandel-Knöllchen enthält. Lohnunternehmer und Betriebsgemeinschaften sind daher ein wichtiger Ausbreitungsfaktor. Laut der eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil (ACW) ist deshalb zur Prävention eine gründliche Reinigung von Maschinen, die auf befallenen Äckern eingesetzt wurden, von grosser Bedeutung.
Kein Problem stellt in der Schweiz die Verbreitung über Samen dar: «In unseren Breitengraden ist dies nicht wahrscheinlich. Es gibt zwar einige Fälle, wo wir nicht wissen, woher das Erdmandelgras kommt, aber wir gehen davon aus, dass es auch dort über die Mandeln eingeschleppt wurde», so Markus Hochstrasser. Mittlerweile wurden beinahe in allen Schweizer Kantonen von Erdmandelgras befallene Flächen festgestellt. Während das Erdmandelgras zu Beginn vor allem im Tessin auftrat, hat es sich mittlerweile auch in nördlicheren Kantonen verbreitet. So gibt es im Kanton Zürich derzeit rund 10 Hektaren Kulturland, die stark von Erdmandelgras befallen sind. Rechnet man die schwächer befallenen Flächen dazu, sind es um die 18 bis 20 Hektaren. «Wir haben uns im Kanton Zürich in den letzten Jahren verstärkt dem Problem gewidmet. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir den Grossteil der befallenen Fläche kennen und die Dunkelziffer nicht allzu gross ist», sagt Hochstrasser.
Verbreitung verhindern
«In stark befallenen Flächen können wir die Pflanze kaum bekämpfen», so Hochstrasser. Priorität hat im Kanton Zürich, die weitere Verschleppung des Grases einzudämmen. Betroffene Bauern werden direkt beraten. Der Kanton Zürich schliesst Verträge mit den Landwirten ab, um die belastete Fläche während mindestens sechs Jahren mit intensiver Kunstwiese zu belegen. «Bei kleinen befallenen Flächen empfehlen wir den Aushub der Erde. Glücklicherweise wachsen die Knollen nicht tiefer als die Pflugsohle, sodass sie auf diese Weise entfernt werden können», so Hochstrasser. Sind allerdings grössere Flächen befallen, so ist eine Tilgung nicht mehr möglich, weil bereits einige «vergessene» Mandeln im Boden den ursprünglichen Bestand rasch wiederaufleben lassen. «In diesen Fällen bleibt zurzeit nichts anderes übrig, als auf Kunstwiesen umzustellen, damit die Knöllchen nicht weiter verschleppt werden», sagt Hochstrasser.
Hilfe von Schweinen?
Um erfolgreich gegen die invasive Pflanze vorgehen zu können, wurde Anfang Jahr auf nationaler Ebene eine Arbeitsgruppe mit Fachleuten aus Forschung und Beratung einberufen. «Es gibt viele Ideen, wie das Gras bekämpft werden kann. sie reichen von chemischen Versuchen bis hin zu Schweinen, die die Mandeln fressen sollen. Wir müssen alle nur erdenklichen Ideen prüfen», so Hochstrasser. Bis in sechs Jahren erhoffen sich die Verantwortlichen wichtige Erkenntnisse gefunden zu haben, die im Kampf gegen das wuchernde Gras helfen können.
Begleitend dazu will man die Landwirte vermehrt für das Problem sensibilisieren. Dies soll mittels Merkblättern und Besichtigungen auf den Versuchsparzellen geschehen. Damit will die Erdmandel-Arbeitsgruppe Ende Mai bis Anfang Juni dieses Jahres beginnen, wenn das Erdmandelgras auf den Äckern am besten sichtbar ist.