Die «Initiative für Ernährungssicherheit» der Bauern ist innert nur drei Monaten zustande gekommen. Der Schweizerische Bauernverband (SBV) hat nach eigenen Angaben in dieser Frist bereits «mindestens» 140'000 Unterschriften gesammelt, wie er am Montag mitteilt.
Der Projektleiter Unterschriftensammlung, Ramon Lienhard, hofft, dass 150'000 gültige Unterschriften zusammenkommen werden. Er gehe derzeit aber davon aus, dass diese Marke «nur gestreift» werde, sagte er am Montag der Nachrichtenagentur sda. Gemäss Lienhard ist dies die schnellste Unterschriftensammlung der letzten 20 Jahre.
«Stopp-F/A-18» ausser Reichweite
Den grössten Erfolg in der Geschichte der Initiativen errang 1992 die Sammlung gegen den Kauf der F/A-18-Kampfflugzeuge. Damals schaffte es die «Gruppe Schweiz ohne Armee» (GSoA) innert einen Monats, das Fünffache der für das Zustandekommen einer Initiative nötigen 100'000 Unterschriften zu sammeln. Laut GSoA-Angaben wurden im Zeitraum von nur 32 Tagen 503'719 Unterschriften für die Stop-F/A-18-Initiative abgegeben, aus Zeitgründen habe man aber «nur 181'797 beglaubigt. Dennoch lehnten Volk und Stände die Initiative 1993 mit 57,2 Prozent Nein-Stimmen ab.
Schlagkräftige Bauernverbände
Doch auch bei der »Initiative für Ernährungssicherheit« haben die Bauern ihr Ziel viel rascher und erfolgreicher erreicht als nötig. Die Unterschriftensammlung war am 11. Februar gestartet. Die Initianten hätten bis August kommenden Jahres Zeit gehabt. Warum es viel schneller ging, ist mit der Schlagkraft der Bauernverbände zu erklären.
"Jeder unserer kantonalen Verbände ist mit präzisen Instruktionen versehen worden. Die Kantonssektionen haben ihrerseits für jede Gemeinde eine zuständige Person bestimmt. Diese Gemeindeverantwortlichen organisierten dann die eigentliche Unterschriftensammlung, die zum überwiegenden Teil von Bäuerinnen und Bauern durchgeführt wurde", wurde Kampagnenleiter Urs Schneider in den Zeitungen "Tages-Anzeiger" und "Bund" zitiert.
Einen hohen Ertrag brachten auch die beiden Sammeltage im Februar und März. Zudem verbreitete die Landwirtschaftspresse Aufrufe zum Unterschriftensammeln; Sammelbögen wurden den Publikationen beigelegt.
"Überreichungsevent"
Bereits in acht Tagen, am 8. Juli, will der Bauernverband die Unterschriften bei der Bundeskanzlei einreichen. Er will daraus ein "Überreichungsevent" mit einem Umzug durch die Berner Altstadt machen. An dem Spektakel sollen Delegationen von Bäuerinnen und Bauern aus allen 26 Kantonen teilnehmen. Auch sollen zwei Pferde aus dem Jura durch die Berner Altstadt ziehen. Und eine Marsch-Musik-Gruppe soll für Stimmung sorgen.
Auch hochrangige Bauernvertreter werden für die Übergabe der Unterschriften in Bern erwartet. Der SBV rechnet mit zwischen 400 und 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die für die "Initiative für Ernährungssicherheit" mobil machen, wie Lienhard sagte.
Die Initiative verlangt, dass die Schweizer Landwirtschaft aufgewertet wird. Die einheimische Lebensmittelproduktion soll gestärkt und die Rahmenbedingungen für die Bauern verbessert werden. Ausgelöst wurde das Volksbegehren durch die vom Parlament beschlossene Agrarpolitik 2014-2017.
Konkurrenz durch weitere Initiativen
Derzeit buhlen noch zwei weitere Initiativen um die Gunst der Bevölkerung: Die Fair-Food-Initiative der Grünen startete am 27. Mai. Und die Sammlung für die von der Bauerngewerkschaft uniterre lancierte Initiative für Ernährungssouveränität soll im September starten.