Die Frage nach dem optimalen Schnittzeitpunkt des Grases ist theoretisch beantwortet: zu Beginn Rispenschieben. Praktisch hat das Wetter ein Wörtchen mitzureden. Das macht die Sache nicht einfacher.
Das Gras wächst, bald wird siliert und später auch geheut. Damit stellt sich auch dieses Jahr wieder die Frage, wann der richtige Zeitpunkt zum Mähen ist. Eine Frage, bei deren Beantwortung man nicht unbedingt auf den Nachbarn schauen sollte. Nur weil er das Mähwerk anhängt, ist das Gras nicht zwingend im richtigen Stadium
Zu Beginn des Rispenschiebens
«Der erste Schnitt sollte grundsätzlich zu Beginn des Rispenschiebens erfolgen», gibt Hansueli Rüegsegger einen besseren Anhaltspunkt. Rüegsegger ist Bereichsleiter Milchvieh bei der UFA. Er ist aber auch selber Milchviehhalter und weiss deshalb: «Je nach Witterung ist dies nicht immer möglich.» Deshalb könne es Sinn machen, erste Parzellen schon etwas früher zu schneiden für den Fall, dass eine Schlechtwetterperiode folge.
Beim Heu muss man sich laut Rüegsegger überlegen, wie es genutzt werden soll: «Auf einem Betrieb mit Käsereimilchproduktion bildet Dürrfutter die Basis der Winterration. Dort muss das Heu möglichst gut gefressen werden. Es darf also nicht zu alt sein, weil sonst der Verzehr sinkt und die Milchleistung abfällt.»
Erster Schnitt zählt
Anders sehe die Situation auf dem Silobetrieb aus. Wird dort das Dürrfutter beispielsweise im Mischwagen eingesetzt, hat es in erster Linie die Aufgabe als Strukturlieferant. Folglich darf es auch etwas älter sein. «Auf vielen Betrieben wird das Dürrfutter spät, manchmal auch zu spät geschnitten», hat Rüegsegger in den letzten Jahren beobachtet.
Das hat Folgen, schliesslich macht der erste Schnitt zwischen 30 und 40 Prozent der Trockensubstanz (TS) aus – im Berggebiet noch deutlich mehr. Altes, qualitativ schlechtes Heu kann auch mit guter Qualität der folgenden Schnitte nicht wettgemacht werden. Der erste Schnitt hat somit einen enormen Einfluss auf die Gesamtfutterqualität und legt den Grundstein für die Winterfütterung.
Klee kann bröckeln
Auf Silobetrieben hat man die Wahl, den ersten Schnitt ins Silo oder, wenn vorhanden, auf den Heustock zu packen. Welche Strategie die richtige ist, hängt nicht nur von der Fütterungsstrategie, sondern auch vom Wetter ab. «Beginnt das Gras, die Rispen zu schieben, und ist kein längeres Schönwetterfenster in Sicht, ist es vorteilhaft, wenn ein Teil der Grünlandfläche siliert wird. Das geht aber nur, wenn Konservierungsmöglichkeiten wie ein Fahrsilo vorhanden sind», so Rüegsegger.
Kunstwiesen haben im Frühling in der Regel keinen hohen Kleeanteil. Folglich bleiben die Bröckelverluste beim Heuen klein. Das ändert sich im Jahresverlauf mit zunehmenden Kleeanteil. «Deshalb sollten Kunstwiesen im Herbst eher siliert werden», findet Rüegsegger, «sonst hat man vom Klee nur die Stängel auf dem Stock.» Luzerne könne zwar getrocknet werden, doch sollte sie nur am Morgen im Tau bearbeitet, also gezettet oder geschwadet werden. Ansonsten seien die Verluste zu hoch.
Viel TS, wenig Erde
Egal, ob Gras, Klee oder Luzerne: Der ideale TS-Gehalt für Siliergut liegt zwischen 30 und 45 Prozent. Dann sind die Voraussetzungen gut für einen idealen Gärverlauf. Wichtig ist weiter ein tiefer Rohaschegehalt unter 100g/kg TS. Rüegsegger begründet: «Ein zu hoher Rohasche-Anteil hat viele negative Einflüsse, nicht nur auf den Gärverlauf, sondern auch auf den TS-Verzehr oder auf die Passagerate des Futters. Da haben wir in der Schweiz noch Potenzial.»
TS-Gehalt checken
Um den TS-Gehalt auf dem Feld schnell und präzise zu bestimmen, nimmt man mit beiden Händen eine Futterprobe und wringt sie, ohne nachzufassen, einmal kräftig. Danach sollten die Hände noch feucht sein. Sind die Hände nass oder tritt Saft zwischen den Fingern aus, liegt der TS-Gehalt unter 30 Prozent. Bei trockenen Händen hat die Silage über 45 Prozent TS. sum