Laut dem Direktor des Schweizer Bauernverbandes (SBV), Martin Rufer, hat sich der Import von 1100 Tonnen Schlachthälften von Verarbeitungskühen im September und Oktober negativ auf die Preise ausgewirkt. Für den Dezember erwartet er deshalb, dass weniger Rindfleisch zur Verarbeitung importiert wird. Erst recht, weil dann eher Edelstücke gefragt sind.
«Schweizer Bauer»: Zwischen Ende September und Ende Oktober wurden 1100 t Schlachthälften von Verarbeitungskühen innerhalb des Zollkontingents importiert. Zuletzt sank der Preis auf 8,90 Fr. pro kg SG. Sehen Sie hier einen Zusammenhang?
Martin Rufer: Einerseits ist der Preis unter Druck geraten, weil im Inland mehr Tiere auf den Markt gekommen sind. Die zusätzlichen Rindfleischimporte haben hier sicherlich auch Einfluss. Der Preis von 8,90 Fr./kg SG ist immer noch anständig ist. Sollte der Druck jetzt aber anhalten und der Preis weiter sinken, dann muss man bei den Importen bremsen.
Am Freitag diskutiert die Proviande über weitere Importe. Da sitzt auch der SBV am Tisch. Welche Position vertritt der SBV da?
Wenn der Preis noch weiter unter Druck ist, muss man bei den Importen stark auf die Bremse stehen. Insbesondere auch, weil der Dezember kein Verarbeitungsfleisch-Monat ist. Da sind eher Edelstücke gefragt.
Wieso erst, wenn der Preis weiter sinkt und nicht gleich sofort? Die Bauern ziehen einen Preis von 9,20 Fr./kg SG doch sicher einem Preis von 8,90 Fr./kg SG vor.
Ein Kuhpreis von 8.90 Fr./kg SG ist noch kein Grund für einen Trauermarsch. Entscheidend ist, wie sich der Preis weiterentwickelt.
Proviande
Der SBV will also am Freitag keine weiteren Importe gewähren?
Es ist noch nicht Freitag (Anm. d. Red.: das Interview wurde am Mittwoch geführt). Am Donnerstagabend kommen die Tabellenpreise raus. Dann sieht man, wie die Preise für die nächste Woche sind.
Welchen Entscheid erwarten Sie am Freitag?
Eine im Vergleich zum laufenden Monat wesentlich reduzierte Importmenge, die der Marktlage gerecht wird.
Wie schätzen Sie den Rindfleischmarkt generell ein?
Wir haben grundsätzlich ein sehr erfreuliches Rindfleischjahr gehabt. Sowohl bei den Verarbeitungstieren, aber auch bei den Muni und den Rindern. Die Preise waren eigentlich das ganze Jahr gut. Das Jahr 2021 hat gezeigt, dass dieses hohe Preisniveau vom Markt getragen werden kann. Was ich aber unsinnig finde, ist bei diesem Preisniveau Tiefstpreisaktionen für Rindshackfleisch zu machen. Solche Aktionen dürfen sicher nicht auf die Produzentenpreise abgewälzt werden.
Sie sehen die Schuld dafür beim Detailhandel?
Hackfleisch wird im Detailhandel leider oft als Frequenzbringer eingesetzt. Und anscheinend wird der Detailhandel mit billiger Ware beliefert, so dass solche Aktionen möglich sind.
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