Landwirtschafts-minister Johann Schneider-Ammann zeigt sich kompromiss-bereit: Er will nicht um jeden Preis daran festhalten, dass nur noch Bauern mit einer bestimmten Ausbildung Direktzahlungen erhalten sollen. Gar nichts hält er hingegen von einem vollständigen Stopp der EU-Agrar-verhandlungen.
Die Agrarpolitik 2014-2017 koppelt Direktzahlungen für Landwirte stärker an bestimmte Leistungen. Unter anderem schlägt der Bundesrat vor, dass Landwirte für Direktzahlungen künftig über eine Mindestausbildung verfügen müssen - etwa ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis oder ein Berufsattest.
Dieser Vorschlag ist unter anderem den Kleinbauern sauer aufgestossen. Sie befürchten, diese Vorschrift könnte zahlreiche Kleinbetriebe in ihrer Existenz bedrohen. Damit sei auch die Vielfalt der Bauernbetriebe gefährdet.
Die Wirtschaftskommission des Nationalrats (WAK) schloss sich der Sichtweise der Kleinbauern an und lehnte den Vorschlag des Bundesrats deutlich ab. Wer im Nebenerwerb arbeite, müsse nicht alle Voraussetzungen an eine landwirtschaftliche Grundbildung erfüllen, argumentierte die WAK Mitte August.
Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann zeigt nun «eine gewisse Flexibilität in dieser Frage». Dies sagte er in einem Interview, das am Mittwoch in der «Berner Zeitung» erschienen ist. Er wolle zwar bei der Beratung im Nationalrat noch einmal den Vorschlag des Bundesrats beliebt machen - «aber es braucht sicher nicht für alle landwirtschaftlichen Tätigkeiten die gleiche Ausbildung».
Man könne die Ausbildung auch in einer gewerblichen Erstausbildung holen und anschliessend eine landwirtschaftliche Zusatzausbildung machen. Damit habe man ebenfalls gute Voraussetzungen für den Beruf.
Schneider-Ammann nahm zudem Stellung zum Stopp der Agrarverhandlungen mit der EU, welchen das Parlament im Frühjahr beschlossen hatte. «Einen vollständigen Stopp der Verhandlungen können wir uns nicht leisten», sagte er. «Es könnte auf ein segmentweises und zeitlich gestaffeltes Vorgehen und Übergangshilfen hinauslaufen.»