Die Zukunft der Kälbermärkte sieht schlecht aus. Die Inlandleistung für Händler soll auf 1. Juli 2014 gestrichen werden.
Dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) sind die öffentlichen Kälbermärkte ein Dorn im Auge. Im Rahmen der anstehenden Revision der Schlachtviehverordnung will das BLW jene 10 Prozent der Importkontingente (Inlandleistung), welche die Händler für die ersteigerten Kälber geltend machen können, streichen.
Gemäss Niklaus Neuenschwander vom BLW soll diese Änderung bereits per 1. Juli 2014 mit der Änderung der Schlachtviehverordnung in Kraft treten. Das BLW startet dazu in den nächsten Wochen eine Anhörung der interessierten Kreise.
Wichtiges Element für die Preisbildung
«Fällt die Inlandleistung weg, ist das de facto der Tod der Kälbermärkte», darüber sind sich alle Branchenkenner einig. Bereits auf Jahresbeginn stellte das BLW den Marktorganisatoren die Auflage, dass alle Tiere einzeln gewogen und versteigert werden müssen. «Wir haben alle Vorgaben umgesetzt, deshalb verstehen wir nicht, weshalb das BLW die Inlandleistung streichen will», erklärt Samuel Graber, Präsident der Kälbermäster.
Die Märkte seien ein wichtiges Element für die Preisbildung. Ohne sie würde auch die Marktabräumung wegfallen, und die Produzenten müssten für höhere Transportkosten aufkommen, gibt Graber zu bedenken. «Wir werden alles unternehmen, um die Märkte zu erhalten, notfalls mit einem politischen Vorstoss», gibt er sich kämpferisch.
Peter Bosshard, Geschäftsführer des Viehhändler-Verbandes, erklärt: «Die Kälbermärkte haben sicher ihre Bedeutung.» Weil die Kälber im Schlachthof nach der CH-Tax-Tabelle je Kilo Schlachtgewicht abgerechnet würden, sei die Versteigerung der Kälber nicht gleich wichtig wie beim Grossvieh, das auf dem Markt nach Lebendgewicht taxiert und abgerechnet werde. Die vom BLW geforderte zentrale Abrechnungsstelle für Kälber lehnt Bosshard aus Kostengründen ab.
Nutzen für die Produzenten sehr fraglich
Für Stefan Schwab, Geschäftsführer der Anicom AG, ist der Nutzen der öffentlichen Märkte für die Produzenten sehr fraglich. «ETH-Studien belegen deutlich, dass eine Intransparenz herrscht. Oft werden Kälber kilometerweit transportiert, nur damit der Händler vom Importkontingent profitiert», so Schwab. Ohne diese Märkte würden neue Geschäftsmodelle entstehen. «Die regionalen Händler, welche die Tiere zusammenführen, bleiben weiterhin sehr wichtig», betont Schwab. Diese Dienstleistung werde es auch in Zukunft brauchen. Marktabräumungen könnten jedoch anders gelöst werden. Ein gutes Beispiel für eine transparente Preisbildung sei der Schweinemarkt.