2014 war das internationale Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe. Familie Meister betreute im Rahmen dieses Projektes während eines Jahres eine Facebook-Seite, auf der sie aus ihrem Leben auf dem Bauernhof berichteten.
«Schweizer Bauer»: Wie haben Sie das Jahr erlebt?
Debora Meister: Es war grossartig. Wir haben nicht erwartet, dass es so viele Kommentare und Likes geben wird, und auch die etlichen, positiven Rückmeldungen übertrafen die Erwartungen bei Weitem. Es gab erstaunlicherweise kaum negative Kommentare.
Haben Sie die Einträge auf Facebook gerne gemacht?
Grundsätzlich habe ich die Einträge sehr gerne gemacht. Sie nahmen aber enorm viel Zeit in Anspruch, das hätte ich niemals erwartet. Es war sehr intensiv. Mir war es überaus wichtig, dass ich schöne Bilder und gute Texte poste. An manchen Tagen investierte ich bis zu 2 Stunden für die Einträge. Zudem musste auch immer organisiert werden, wer wann welche Fotos macht.
In welchem Abstand wurden die Einträge gemacht?
Vom Bauernverband waren mindestens fünf Einträge pro Woche vorgegeben. Wir haben uns natürlich an diese Vorgabe gehalten und haben sie, wenn möglich, auch gerne mal übertroffen.
Gab es auf dem Hof wegen der Facebook-Seite mehr Besuche und Verkäufe?
Im Hofladen haben wir fast nichts gemerkt. Viele bisherige Kunden haben sich aber via Facebook über die neusten Produkte im Hofladen informiert und kamen dann in den Hofladen, um diese zu kaufen. Auch unsere Tiere wie die neuen Gänse oder die frisch geschlüpften Entchen wurden dank den Einträgen häufig besucht. Was wir aber gemerkt haben, waren die erhöhten Verkäufe nach den Zeitungsberichten.
Und was zeigte der Umsatz im Hofladen?
Das ist schwer einzuschätzen. Der Laden ist seit Pachtbeginn im Aufbau, daher machen wir sowieso jedes Jahr etwas mehr Umsatz. Das war dieses Jahr auch der Fall, aber ob das einen Zusammenhang mit der Aktion hat, kann ich nicht genau sagen.
Und die Rückmeldungen…
…waren durchs Band positiv. Sie kamen auch von Leuten, die wir nicht kannten. Das ist grossartig. Einige Leute haben sehr häufig kommentiert, aber ich weiss bis jetzt nicht, wer dahintersteckt. Es gab viele sehr liebe Kommentare. Das machte Freude und verlieh mir immer die Motivation, dranzubleiben.
Würden Sie die Facebook-Seite nächstes Jahr wieder weiterführen?
Ursprünglich war es geplant, die Facebook-Seite ein Jahr lang zu betreuen. Wir haben uns aber entschieden, ein weiteres Jahr anzuhängen. Im Jahr 2015 werden nur noch zwei Einträge pro Woche erwartet. Das finde ich gut, denn mit weniger Einträgen kann man qualitativ bessere Beiträge schreiben. Auch unsere Leser haben gefragt, ob es weitergehen werde. Wir können das Publikum nicht einfach «hängen lassen», denn die Leute interessiert es, was wir schreiben. Es ist eine gute Möglichkeit, um das Volk zu informieren, denn aufgrund der Kommentare habe ich bemerkt, dass die Leute oft wenig Ahnung von der Landwirtschaft haben.
Gab es vom Bauernverband finanzielle Unterstützung?
Im ersten Jahr gab es pro Quartal einen kleinen Zustupf. Im zweiten Jahr wird dieser wegfallen, dann gibt es wahrscheinlich noch einen kleinen Motivationsbatzen. Zusätzlich haben wir vom Bauernverband Geschenke bekommen wie zum Beispiel ein Tischtuch und Einkaufstaschen für den Hofladen. Ausserdem hat Bio Suisse allen Biobauern 500 Fr. zur Verfügung gestellt, um im Online-Shop Werbematerial einzukaufen. Das finde ich sehr grosszügig. Eine Hoftafel vom Bauernverband mit der Beschriftung Steigackerhof haben wir auch noch erhalten.
Zu guter Letzt: Was macht eine Bauernfamilie aus?
Das Bauersein erfüllt uns, gibt unserem Leben Halt und Inhalt. Auch für unsere drei Buben ist der Bauernhof der ideale Ort, um zu eigenständigen Persönlichkeiten heranzuwachsen. Wir sind selbstständig, können die Arbeit gemeinsam einteilen, unser oberster Chef sind die Natur und deren Gesetze.
Betriebsspiegel
Der Biopachtbetrieb von Debora und David Meister umfasst 21,5 Hektaren landwirtschaftliche Fläche in der Talzone und 1,5 Hektaren Wald. Auf den Feldern wird Getreide, Futtermais, Natur- und Kunstwiese angebaut sowie Gemüse für die Direktvermarktung. Zwei Arbeitspferde helfen beim Bestellen der Felder mit. Zum Betrieb gehören auch Schafe, Hühner, Gänse, Enten, Bienen und einige Hochstammobstbäume. Das Hauptstandbein des Betriebs ist die Milchwirtschaft, daneben versorgt ein kleines «Hoflädeli» die Kundschaft mit hofeigenen Bioprodukten. asc