Argentinien rechnet mit Gewinnen dank gestiegenen Weltmarktpreisen, und Brasilien rechnet sich Chancen für einen höheren Fleischexport aus. - Lucas Huber
Infolge des Ukraine-Krieges erwartet die argentinische Agrarwirtschaft trotz teilweise geschrumpfter Erntemengen jetzt gute Exportumsätze.
Wie der Chefökonom der Getreidebörse in Buenos Aires, Agustín Tejeda, am Dienstag vergangener Woche auf der Messe Expoagro in Corrientes berichtete, hat die argentinische Landwirtschaft in dieser Anbausaison erheblich unter dem Wetterphänomen La Niña gelitten.
Argentinien profitiert von hohen Preisen
Die Produktion werde niedriger ausfallen als ursprünglich prognostiziert. Bei einigen Kulturen werde das Vorjahresergebnis nicht erreicht. So rechnet Tejeda bei Soja jetzt mit einer Produktionsmenge von landesweit 42 Mio. t; das wären 1,5 Mio. t weniger als 2020/21. Die diesjährige Maisernte bezifferte er auf 51 Mio. t und damit etwa auf das Niveau der Vorjahresernte.
Tejeda geht davon aus, dass die Produktionsprobleme negative Auswirkungen auf die Exportmenge von argentinischem Getreide haben werden. Die Branche werde aber von den kriegsbedingt extrem gestiegenen Weltmarktpreisen profitieren. Auch wenn es aufgrund der Volatilität der Märkte grosse Unsicherheiten gebe, könne von einem «neuen Rekordbeitrag des Sektors» zur Wirtschaftsleistung des Landes ausgegangen werden.
Chancen auch für Brasilien
In Brasilien gibt es derweil Begehrlichkeiten hinsichtlich bisher auch von Russland und der Ukraine bedienter Fleischmärkte. Der brasilianische Verband für tierisches Protein (ABPA) wies darauf hin, dass Brasiliens Fleischexporteure in asiatischen Ländern und Staaten des Nahen Ostens bisher mit Lieferanten auch aus Russland und der Ukraine konkurrierten. Weil deren Geschäfte nun aber gestört seien, könne es für Brasilien Chancen geben, Marktanteile zu gewinnen.
Der Ukraine-Krieg löst in Südamerika aber auch wirtschaftliche Sorgen aus. In deren Zentrum steht die Versorgung der heimischen Bauern mit Düngemitteln, von denen grosse Mengen üblicherweise in Russland und der Ukraine eingekauft werden.
