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«Es wird wieder Futter fehlen»

Schweizer Heu ist rar. Lukas Tellenbach, Mitbegründer der Agrofutterhandel GmbH, beliefert nur noch Stammkunden damit. Er erwartet auch 2019 einen Heumangel, da die Grasbestände geschädigt sind. Mit Videointerview.

Interview: Anja Tschannen |

 

 

Schweizer Heu ist rar. Lukas Tellenbach, Mitbegründer der Agrofutterhandel GmbH, beliefert nur noch Stammkunden damit. Er erwartet auch 2019 einen Heumangel, da die Grasbestände geschädigt sind. Mit Videointerview.

«Schweizer Bauer»: Gehen wir mal davon aus, ich bin Landwirt und möchte Schweizer Heu kaufen. Haben Sie noch welches zum Verkauf?
Lukas Tellenbach: Zurzeit haben wir schon noch Schweizer Heu, wir geben es aber nur noch an unsere Stammkunden ab – im Radius von 70 bis 80 km sind das rund 50 Betriebe. Ende Januar werden wir unsere Lager leer haben. Das war so nicht geplant. Wir setzen auf Schweizer Qualität und versuchen, so wenig Importheu wie möglich zu kaufen. Der Zukauf von Schweizer Heu ist schwierig. Wir bekommen von unseren Produzenten zwar noch Heu, aber insgesamt werden es rund 300 Tonnen weniger sein als versprochen. Diese Menge fehlt, und aus unserer Sicht könnten wir noch rund 600 Tonnen problemlos verkaufen.

Welcher Preis ist dafür zu bezahlen (franko Hof)?
Kleinballen verkaufen wir ab 45 Franken/100 kg und Grossballen ab 38 Franken/100 kg. Bei unserem Schweizer Heu ist bereits alles verkauft und vorreserviert. 

Wie sieht es mit Schweizer Stroh aus?
Das Stroh ist bei uns nicht so extrem nachgefragt wie das Heu. Kleinballen verkaufen wir ab 28 Franken/100 kg (franko Hof). Grossballen haben wir keine mehr. Zurzeit haben wir grosse Strohballen Industrie-gehäckselt als Quaderballen (600 kg) aus Spanien, die wir ab 27 Franken/100 kg (franko Hof) weitergeben.

Geben Sie Ihren Stammkunden Vorrang in dieser Extremsituation?
Ganz klar, ja. Unsere Stammkunden haben den Vorrang. Die Nachfrage hat seit dem Sommer extrem zugenommen, wir haben täglich Telefonanrufe von Neukunden.

Viele Landwirte pochen auf Fairness beim Preis. Gibt es Preisdiskussionen?
Wir stellen unsere Heuangebote öfters auf die Facebookplattform «Buurechind mit Liib und Seel». Dort gibt es jeweils extreme Preisdiskussionen. Wir haben im Sommer gut gehandelt, als es sich abzeichnete, dass die Heuversorgung knapp werden könnte, aber niemand wirklich daran glaubte, und als alle Lagerräume gefüllt waren. Aber im Moment nehmen wir bei den Heupreisen nicht mehr viel raus, wir können mit den Preisen auch nicht oben ausfliegen und wollen nicht von der Situation der Bauern profitieren – und auch der Transport ist bei uns nur kostendeckend.

Wie schätzen Sie die Preisentwicklung für Schweizer Heu ein?
Die Preise werden weiter hoch gehen. Wir denken, dass noch Heu vorhanden ist, deshalb wird der Preis vermutlich im Frühling wieder fallen.

Wie sieht die Situation im nahen Ausland aus?
In Frankreich, Deutschland und Österreich ist sicher noch Heu vorhanden, und auch von weiter aus dem Osten könnte man noch importieren. Es ist aber relativ heikel, weil man die Qualität nicht kennt. Wir sind erst seit zwei Jahren in der Branche tätig. Unternehmen, die seit Jahrzehnten tätig sind und ihre Beziehungen haben, sind nun natürlich im Vorteil. Wenn man weiss, mit wem und wo man handeln muss, dann bekommt man auch aus dem Ausland Topware. 

Wir habe von Landwirten gehört, dass viele Produkte wie Luzerneheu usw. bereits europaweit nicht mehr lieferbar seien. Können Sie das bestätigen?
Wir selber handeln nicht mit Luzerne und beschäftigen uns nicht damit. Wir haben aber gehört, dass von Frankreich nur noch wenig Luzerneheu kommt.

Wie schätzen Sie die Lage bei Mais-, Gras- und Zuckerrübenschnitzelballen ein?
In unserer Region waren die Maiserträge gut. Da wir uns auf den Heuhandel spezialisiert haben, kann ich zum Rest nicht viel sagen, das ist nicht unser Metier. 

Wie bereitet sich der Raufutterhandel auf Jahre mit Wetterextremen vor?
Wir persönlich versuchen, mehr Landwirte in der Umgebung zu finden, die für uns anbauen, damit wir mehr Reserven haben. Zudem haben wir in diesem Sommer an vier weiteren Orten Lagerflächen gemietet.

Was für Prognosen erwartet die Agrofutterhandel GmbH für das kommende Jahr?
Selbst, wenn es ein Durchschnittsjahr geben wird, wird weniger Heu produziert. Die Grasbestände sind schlecht, wir selber haben auf unseren Flächen Einsaaten gemacht. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass nächstes Jahr wieder Futter fehlen wird.

 

Zur Firma

Die Agrofutterhandel GmbH wurde vor zwei Jahren von Lukas Tellenbach (25, Landmaschinenmechaniker, arbeitet Teilzeit als Landwirt bei der Generationengemeinschaft Schlup) und von Michael Messer (26, Schreiner und Landwirt) in Grafenried BE gegründet. Pferdebesitzer machen die Hauptklientel aus. Zurzeit werden über 700 Tonnen Heu gehandelt. Die Maschinen und Fahrzeuge sind bei der Generationengemeinschaft Schlup in Schalunen BE eingestellt. 

 

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